Stärker, schneller, teurer! Seitdem es parallel zum 1966 gegründeten Rennstall McLaren auch eine Abteilung für Strassensportwagen gibt, lancierte die Marke einen Supersportler nach dem anderen. Ob P1, Senna, Elva oder Artura: Jeder der irren Boliden bot Höchstleistungen und avancierte ruckzuck zum Sammlerstück für eine gut betuchte Klientel. Bis die Corona-Pandemie die Briten in die Krise stürzte – Teilemangel, weniger Auslieferungen, Geldknappheit und Führungswechsel vom Ex-CEO Mike Flewitt auf den ehemaligen Ferrari-Technikchef Michael Leiters inklusive. Sogar eine Übernahme durch Audi oder BMW stand im Raum.
Leichter und stärker
Aber jetzt schaut die Marke mit einem neuen Volumenmodell nach vorne – wenn man das so bei einem McLaren sagen kann. Der neue 750S basiert auf dem 720S, aber 30 Prozent der Teile wurden neu entwickelt. Wichtigste Änderung: 30 Kilogramm runter beim Gewicht, 30 PS rauf bei der Leistung. Neu leistet der Vierliter-V8-Biturbo im Heck 750 PS (552 kW) und liefert 800 Nm maximales Drehmoment – damit gehts in 2,8 Sekunden auf Tempo 100, nach 7,2 Sekunden auf 200 km/h und weiter bis 332 km/h Spitze. Den offenen Spider lanciert McLaren in einem mit: Dank Kohlefaser-Werkstoffen und leichtem Klappdach wiegt er nur 49 Kilogramm mehr als das geschlossene Coupé.
Antrieb 4,0-Liter-V8-Turbobenziner, 750 PS (552 kW), 800 Nm@5500/min, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Hinterradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 2,8 s, Spitze 332 km/h
Masse L/B/H 4,57/2,06/1,20 m, Leergewicht 1277 kg, Kofferraum vorne 150 l, hinten 210 l
Umwelt Verbrauch Werk 12,2 l/100 km, 276 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz k.A.
Preis ab 302'105 Franken
Antrieb 4,0-Liter-V8-Turbobenziner, 750 PS (552 kW), 800 Nm@5500/min, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Hinterradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 2,8 s, Spitze 332 km/h
Masse L/B/H 4,57/2,06/1,20 m, Leergewicht 1277 kg, Kofferraum vorne 150 l, hinten 210 l
Umwelt Verbrauch Werk 12,2 l/100 km, 276 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz k.A.
Preis ab 302'105 Franken
Echte Fortschritte gibts für die Fahrerinnen und Fahrer im Cockpit: Bisher hinkte das Navi zwei Generationen hinter dem Stand der Technik hinterher. Jetzt lässt es sich endlich intuitiv bedienen; alternativ lotst jetzt auch serienmässig Apple Car Play zum Ziel. Und bisher gabs Regler auf der Mittelkonsole, um Antrieb und Fahrwerk zu verstellen. Nervig, weil man immer von der Strasse weg nach unten schauen musste.
Neu sind die Instrumente auf der Lenksäule montiert und liegen immer perfekt im Blickfeld. Motor und Fahrwerk lassen sich per Fingerschnippen an zwei Kippschaltern verstellen, ohne eine Hand vom Lenkrad zu nehmen – cool! Und ideal für die Testrunde auf dem Autódromo do Estoril in der Nähe von Lissabon. Einsteigen lässt sich durch die schräg nach oben öffnenden Türen. Die leichtesten und bequemsten Sitze gibts ohne Aufpreis – der Carbon-Rennsitz gibt perfekte Rückmeldung, der Komfortsitz passt für die Langstrecke. Fast 4000 Franken für elektrische Verstellung und Sitzheizung kann man sich sparen – elektrisierend und heiss ist der 750S sowieso.
Beschleunigung irre, Bremsen irrer
Ab auf die noch feuchte Berg- und Talpiste von Estoril mit ihren engen Kehren. Und sofort sind wir hin und weg vom grossartigen Sound des mittigen Endrohrs: Die Klänge des Auspuffs reichen von bassigem Bollern bis zum kernigen Sägen jenseits der 7500 Touren. Vorwärts gehts sowieso unwiderstehlich, aber noch mehr beeindruckt der Biss beim Bremsen vor der Rechtskurve am Ende der Zielgeraden – mit jeder Runde zögern wir den Tritt aufs Pedal länger hinaus. Vorne ist der 750S im Racemodus etwas weicher abgestimmt als der Vorgänger, hinten leicht härter, was bessere Traktion und Rückmeldung beim Lenken bringt. Ferrari hat mehr Tradition, Porsche taugt eher für die Fahrt zum Beck und Lamborghini liefert mehr Drama – aber bei der Präzision geht wenig über McLaren.
Der 750S soll zum McLaren-Bestseller avancieren – trotz eines Basispreises von mindestens 302'105 Franken fürs Coupé und 332'350 Franken für den Spider. Mehr geht gegen mehr Geld natürlich immer – vom Aschenbecher für 81 Franken bis zur Lackierung in den Farben von Gulf Oil für 97'068 Franken.