Ladesäulen: Wie Fastned, Electra und Co. die Schweiz erobern wollen
Neue Ladeanbieter mischen die Schweiz auf

An Schweizer Autobahnen ist das Ladenetz geknüpft. Jetzt drängen neue Betreiber von Ladestationen wie der niederländische Marktführer Fastned in die Schweiz, wollen mehr Ladekomfort und die Säulen bis in die Städte bringen.
Publiziert: 12.06.2024 um 11:44 Uhr
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Aktualisiert: 12.06.2024 um 16:29 Uhr
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Der hohe Elektroauto-Anteil in der Schweiz lockt neue Lade-Anbieter aus dem Ausland. Dazu gehört auch der niederländische Marktführer Fastned, der in seiner Heimat rund 60 Prozent des Schnellladestroms verkauft.
Foto: Zvg
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Andreas FaustLeitung Auto & Mobilität

Ladesäulen, so weit das Auge reicht. Ökostrom, so viel man braucht. Und der Preis? Einfach Kafi und Gipfeli am Schalter kaufen – und dann lädt man umsonst sein Elektroauto. Als vor fünfzehn Jahren die Elektromobilität an Fahrt aufnahm, da malten uns manche Experten solche paradiesischen Zustände für die Mobilität der Zukunft aus. Doch zwischen diesen Prophezeiungen und heute liegen eine Pandemie, mehrere Finanzkrisen, Fridays for Future und ein Krieg. Alle diese Faktoren haben für einen neuen Blick auf unsere Energieversorgung und die Mobilität gesorgt.

Mit dem Elektroauto-Boom der letzten Jahre ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur bei uns längst zum veritablen Business-Case geworden. In der Schweiz wurden zwischen 2019 und 2023 fast 160'000 rein elektrische Neuwagen eingelöst; im vergangenen Jahr war jede fünfte Neuzulassung batterieelektrisch unterwegs. Und auch wenn Schweizer Stromer mehrheitlich zu Hause ihre Batterien füllen: In ganz Europa waren Stand Ende 2023 über 7,1 Millionen Autos mit reinem Elektroantrieb ausgerüstet. Auch sie wollen und müssen auf dem Weg durchs klassische Transitland Schweiz ab und an laden.

Die Fläche ist versorgt

Dabei gehts längst nicht mehr um Bedarfsdeckung. Über 2500 Schnellladepunkte zwischen 50 und 350 Kilowatt (kW) maximaler Ladeleistung sind bei uns am Netz – macht etwa 130 Ladepunkte je 100 Kilometer Autobahn. Damit ist das Ladenetz in der Schweiz zwar nicht so engmaschig wie in Norwegen mit 780 Säulen je 100 Kilometer. Aber selbst an gewöhnlichen Autobahn-Parkplätzen ohne Infrastruktur stehen Ladepunkte zur Verfügung.

Doch der Konkurrenzkampf um die Elektroauto-Eignerinnen beginnt erst jetzt so richtig. Laden kann man schon – aber oft fehlts an Komfort. An normalen Tankstellen füllt man an den Sprittank unter Dach mit tagheller Beleuchtung innert Minuten und kann noch einkaufen oder essen, während Stromer-Fahrer mit regennassen Haaren im Halbdunkel und mit klammen Fingern den Stecker einstöpseln.

Neue Anbieter drängen in die Schweiz

Diese Defizite nehmen jetzt hiesige Ladeanbieter in den Blick. Gleichzeitig lockt der hohe E-Auto-Anteil der Schweiz Player aus dem Ausland an, die sich ihr Stück vom Ladekuchen sichern wollen: «Wir wollen eine tolle Ladeerfahrung», sagt Caro de Brouwer, die beim niederländischen Lade-Marktführer Fastned – Ned steht nicht fürs Netz, sondern für die Niederlande – für die Netzentwicklung zuständig ist. Fastned will nicht mit billigem Strom seine Kunden gewinnen, sondern mit Ladequalität und einer Ladeleistung von 400 kW.

Europaweit baut das Unternehmen seine Stationen nach dem gleichen Konzept: Mit Dach und Beleuchtung, skalierbar in der Zahl der Ladepunkte, versorgt mit Öko-Strom, aus nachhaltigen Materialien konstruiert und als Durchfahrstation wie eine gewöhnliche Tankstelle konzipiert. Das Konzept hat dabei psychologische Vorteile: Statt zum Beispiel an Einkaufszentren das Auto einzustecken, um die Zeit in der Mall fürs Laden zu nutzen, motivieren Durchfahrstationen dazu, nur den notwendigen Strom zu laden. Und dann wieder die Ladesäule für andere freizugeben, statt sie stundenlang und oft mit schon gefüllter Batterie zu blockieren. Das hilft bei Auslastung und Umsatz und macht Stationen rentabel.

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Der hohe Elektroauto-Anteil in der Schweiz lockt neue Lade-Anbieter aus dem Ausland. Dazu gehört auch der niederländische Marktführer Fastned, der in seiner Heimat rund 60 Prozent des Schnellladestroms verkauft.
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Schnellladen in der Innenstadt?

Im Jahr 2019 erhielt Fastned in der Schweiz vom Bundesamt für Strassen (Astra) den Zuschlag für den Betrieb von 20 Stationen auf 30 Jahre. Solche langfristigen Verträge geben die Perspektive, dass sich die Investitionen in aufwändige Stationen auch rentieren. Mit den im Januar eröffneten Stationen in Pertit Lac und Pertit Montagne bei Montreux VD sind aktuell sieben in der Schweiz in Betrieb. Bis 2030 will Fastned in ganz Europa rund 1000 Stationen mit je mehreren Ladepunkten anbieten – mehr als eine Verdreifachung gegenüber dem aktuellen Stand.

Neben der Verdichtung des Schnellladenetzes an den Autobahnen hat Fastned ein weiteres Problem der Ladestromversorgung im Blick: Während das öffentliche Ladenetz derzeit schnell wächst und Wohneigentümer recht einfach an eine heimische Wallbox kommen können, harzt der Ladeausbau in den Mietüberbauungen. Aufwand für die Zuleitungen mit entsprechender Kapazität und ein Lademanagement für Spitzenzeiten, wenn alle Mieter ihr E-Auto einstecken, erfordern Investitionen, zu denen noch nicht jeder Wohnungsanbieter bereit ist. Mögliche Abhilfe: De Brouwer kann sich Schnellladestationen auch in den Innenstädten vorstellen. Wenn mit steigendem E-Auto-Anteil die Zahl der nötigen Tankstellen sinkt, könnten aufgegebene Standort ideal für solche Stationen sein.

Wer ist Fastned?

Der niederländische Ladesäulen-Betreiber Fastned wurde 2012 von den beiden Niederländern Bart Lubbers und Michiel Langezaal gegründet. In seinem Heimatland ist das Unternehmen heute Marktführer und liefert rund 60 Prozent des an öffentlichen Schnellladern getankten Stroms. Inzwischen expandierte Fastned auch nach Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien und Spanien. In der Schweiz erhielt Fastned 2019 den Zuschlag zum Bau von 20 Ladestationen an Autobahnrastplätzen. Stand Ende 2023 betrieb Fastned europaweit 1973 Ladesäulen an 297 Stationen, verkaufte 99,2 Gigawattsunden (GWh) Strom und erwirtschaftete mit dem Ladegeschäft einen Umsatz von rund 58 Mio. Franken.

Der niederländische Ladesäulen-Betreiber Fastned wurde 2012 von den beiden Niederländern Bart Lubbers und Michiel Langezaal gegründet. In seinem Heimatland ist das Unternehmen heute Marktführer und liefert rund 60 Prozent des an öffentlichen Schnellladern getankten Stroms. Inzwischen expandierte Fastned auch nach Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien und Spanien. In der Schweiz erhielt Fastned 2019 den Zuschlag zum Bau von 20 Ladestationen an Autobahnrastplätzen. Stand Ende 2023 betrieb Fastned europaweit 1973 Ladesäulen an 297 Stationen, verkaufte 99,2 Gigawattsunden (GWh) Strom und erwirtschaftete mit dem Ladegeschäft einen Umsatz von rund 58 Mio. Franken.

Wettbewerb baut Preisdruck auf

Aber Fastned ist nicht der einzige Newcomer in der Schweiz: Tesla stieg mit der Freigabe seiner Supercharger für Fremdmarken in den Wettbewerb um alle Elektroauto-Eigner ein. Und der französische Anbieter Electra mit rund 255 Stationen in Frankreich und Italien hat jüngst die Expansion in die Schweiz angekündigt. Er plant 100 neue Stationen mit je sechs Ladepunkten in urbanen Räumen und spannt dazu mit den Töchtern Clyde und Helion des grössten Schweizer Autoimporteurs Amag zusammen: Helion installiert die Anlagen, Clyde wird seine Elektroauto-Abos mit Electra-Ladezugang vermarkten.

Auch die Fenaco-Tochter Agrola wandelt sich als früherer Nur-Tankstellenbetreiber vor allem im ländlichen Raum zunehmend zum Ladestrom-Anbieter. Gut möglich, dass mit mehr Wettbewerb auch in der Schweiz die Ladestrompreise weiter unter Druck geraten werden. Zuletzt hatten Anbieter wie Ionity und EnBW angesichts zunehmender Konkurrenz ihre Preise in Deutschland nach unten angepasst.

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