TCS-Ratgeber
Ist der E-Autoboom nur ein Medienhype?

Experte Martin Bolliger vom TCS, mit 1,6 Millionen Mitgliedern der grösste Mobilitätsclub der Schweiz, ist auf Elektromobilität spezialisiert. Für BLICK klärt er Fragen rund ums Autofahren.
Publiziert: 10.04.2024 um 16:25 Uhr
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Aktualisiert: 07.05.2024 um 15:26 Uhr
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Das Jahr 2023 war für die Verkäufe von Elektro- und Plug-in-Hybridautos ein Rekordjahr in der Schweiz. Der elektrische Tesla Y war im abgelaufenen Jahr der meistverkaufte Neuwagen bei uns.
Foto: Zvg
Martin Bolliger

Ich lese stets von einem Elektroauto-Boom. Nur: Auf unseren Strassen sehe ich ein anderes Bild. Zudem interessieren sich viele meiner Kollegen für ein E-Auto, kaufen dann aber trotzdem wieder einen Verbrenner. Wie verbreitet sind E-Autos bei uns wirklich?
R. Kaufmann, Andermatt

Die Elektromobilität hatte in der Schweiz 2023 ihr stärkstes Jahr aller Zeiten. Über 75'000 Autos mit Stecker (Elektro und Plug-in-Hybride) wurden allein im letzten Jahr in der Schweiz neu zugelassen. Der Bestand stieg damit auf 237’000 Fahrzeuge – und hat sich in nur zwei Jahren verdoppelt. Fast ebenso stark haben Hybridfahrzeuge ohne Stecker zugelegt. Mit 70'000 Neuimmatrikulationen im letzten Jahr und einem Bestand von 282’000 Fahrzeugen.

Zurückgegangen ist dagegen die absolute Anzahl Autos mit Verbrennungsmotoren auf unseren Strassen – und zwar um rund 80'000 Stück. Trotzdem machen natürlich Diesel- und Benzinautos auf unseren Strassen noch immer fast 90 Prozent des Bestands von 4,7 Millionen Autos in der Schweiz aus. Hybride und Steckerfahrzeuge erreichen dagegen erst je etwa fünf Prozent.

Ausgewogener Antriebsmix

Wenn wir aber nur die 2023 in der Schweiz neu in Verkehr gesetzten Autos betrachten, trifft man auf praktisch drei gleich grosse Gruppen: 32 Prozent der neuen Autos fahren mit Benzin, 30 Prozent sind Steckerfahrzeuge und 28 Prozent sind Hybride. Diesel-PWs machen nur noch zehn Prozent aus. Und weitere Fahrzeuge mit Alternativ-Antrieben wie Wasserstoff oder Erd- und Biogas kamen im letzten Jahr nur noch auf total 81 Neu-Immatrikulationen.

Der Marktanteil neuer Autos mit alternativen Antrieben steigt seit Jahren, jener der konventionellen geht zurück. Diese Umverteilung überträgt sich auch auf den Fahrzeugbestand – allerdings zeitverzögert über mehrere Jahre. Zum besseren Verständnis: Ab jenem Moment, wenn das letzte Exemplar einer Technologie in Verkehr gesetzt wird, dauert es noch 15 bis 20 Jahre, ehe diese Spezies aus dem Bestand verschwunden ist. So sind beispielsweise in Norwegen, wo Elektroautos heute über 80 Prozent ausmachen, die konventionellen Fahrzeuge auf der Strasse noch immer deutlich in der Überzahl.

Doch mit den laufend günstigeren Anschaffungspreisen und dem parallel dazu wachsenden Modellangebot sowie dem laufenden Ausbau der Ladeinfrastruktur werden Elektroautos immer attraktiver, was sich auch in Zukunft positiv auf die Verkaufszahlen und die Verbreitung in unserem Land auswirken dürfte.

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Dann richte diese an: Redaktion Blick, Stichwort AutoBlick, Postfach, 8099 Zürich, oder auf www.tcs.ch/experte. Unsere Experten helfen dir gern.

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