Versteckte Kosten für Fahrer
E-Autos mit heftigen Verlusten an Ladesäule

Elektroautos ziehen an Ladesäulen mehr Strom, als ihre Akkus eigentlich fassen können. Das lässt sich physikalisch zwar nicht verhindern, doch die Unterschiede sind teils heftig. Die Verluste zahlen letztlich die Kunden.
Publiziert: 24.02.2023 um 17:19 Uhr
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Aktualisiert: 06.03.2023 um 14:25 Uhr
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Beim Laden von Elektroautos kommt es zu sogenannten Ladeverlusten.
Foto: Zvg
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Martin A. BartholdiRedaktor Auto & Mobilität

Wenn ein Benzinauto zu viel Treibstoff an der Tankstelle zapft, dann läuft der Tank über. Anders bei Elektroautos: Die können an einer Ladestation mehr Strom ziehen, als die Batterie fassen kann.

Dieser sogenannte Ladeverlust ist physikalisch unvermeidbar und liegt in unserem Stromnetz begründet. Dieses funktioniert mit Wechselstrom, während die Akkus Gleichstrom speichern. Die entsprechende Umwandlung braucht Energie – also Strom. Deshalb steht nicht der gesamte bezogene Strom fürs Autofahren zur Verfügung.

Schnelllader schlucken den Verlust

Erfahrene E-Mobilisten wissen, dass Schnellladestationen ab einer Ladegeschwindigkeit von 50 Kilowatt aufwärts das Auto mit Gleichstrom laden. Dort wird der Strom schon in der Ladesäule umgewandelt. Stellt sich die Frage, wer die «verlorene» Energie bezahlt. Deshalb hat das Schweizer Wirtschaftsmagazin «Saldo» gemessen, wie viel Strom eine Ladestation liefert und wie viel dem Kunden verrechnet wird.

Die Resultate überraschen. Die meisten der sechs überprüften Ladestationen lieferten sogar mehr Strom, als letztlich verrechnet wurde. Vordergründig übernehmen also die Anbieter die Ladeverluste – zumindest punkto Strommenge. Das grösste Plus zugunsten des Elektroautofahrers stellte «Saldo» mit 6,8 Prozent an der Raststätte Grauholz BE fest. Dort kommt die ABB-Ladesäule Terra HP CP500 C2 des europaweiten Ladenetzwerks Ionity zum Einsatz. Die restlichen Ladesäulen lieferten 0,2 bis 1,7 Prozent mehr elektrische Energie, als die Anbieter abrechneten. Einzig beim Alpitronic-Hypercharger HYC 300 in Däniken SO von eCarUp stimmten die bezogene und die bezahlte Strommenge überein.

Knallhartes Business

Haben die Betreiber von Ladestationen also einfach ein grosses Herz für E-Auto-Fahrerinnen und -Fahrer und übernehmen die zusätzlichen Kosten? Natürlich nicht – sie können sich diese Grosszügigkeit aber locker leisten und wälzen die Ladeverluste einfach mit hohen Strompreisen an die elektroautofahrenden Kundinnen und Kunden ab. Während eine Kilowattstunde Strom bei Ionity beispielsweise 79 Rappen kostet, bezahlen E-Autobesitzer zu Hause fast dreimal weniger. Auch Ladestationen-Betreiber bleiben letztlich gewinnorientierte Unternehmen.

Verluste je nach Auto enorm

In der eigenen Garage hängt der Ladeverlust nicht mehr von der Ladestation ab, sondern vom Auto selber. Denn die heimischen Wallboxen laden mit Wechselstrom, den das Auto umwandelt. Der deutsche ADAC hat die Ladeverluste von 60 verschiedenen E-Autos ermittelt und grosse Unterschiede festgestellt.

Zu den Verschwendern gehört beispielsweise der BMW iX. Um die 105-kWh-Batterie zu laden, zieht der Luxus-SUV 125,2 kWh aus dem Stromnetz. Das entspricht 20 kWh Verlust oder 5.35 Franken zusätzlich für jedes Mal vollladen! Ein Musterschüler hingegen ist der Audi E-Tron GT. Beim Aufladen des 83,7-kWh-Akkus beträgt der Verlust nur gerade 3,2 kWh oder 85 Rappen.

Strom sparen

Über Akku-Temperatur und Ladeleistung gibts allerdings Wege, die Ladeverluste zu vermindern. Ein Akku sollte beim Laden zwischen 20 und 40 Grad warm sein. Bei einigen Stromermodellen lässt sich die Batterie entsprechend vorwärmen oder -kühlen, um im idealen Temperaturfenster zu laden. Zudem sollte immer die höchst mögliche Ladeleistung eingestellt sein. Denn je kürzer die Ladezeit, desto geringer der Umwandlungsverbrauch.

Aber nicht immer ist das Elektroauto Schuld am zusätzlichen Stromverbrauch beim Laden. Einige Stromer verfügen über eine zeitgesteuerte Klimaanlage. So lässt sich der Innenraum im Winter vorwärmen oder im Sommer runterkühlen. Wenn das Auto dabei noch am Ladekabel hängt, bezieht es den Strom dazu aus dem Netz und nicht aus der Batterie. Das kostet dann zwar keine Reichweite, aber eben zusätzlichen Strom – und Geld.

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