Manipulations-Vorwürfe gegen Fiat-Konzern
Diesel-Schummel am Bodensee?

Der Fiat-Chrysler-Konzern und sein Nutzfahrzeugpartner stehen im Verdacht, unzulässige Abgastechnik in ihre Dieselmotoren eingebaut zu haben. Ein Teil der Antriebe wird auch in der Schweiz entwickelt.
Publiziert: 26.07.2020 um 17:06 Uhr
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Diesel-Vorwürfe gegen Fiat: In Modellen des FCA-Konzerns (hier das Nutzfahrzeug Ducato) sollen Dieselmotoren mit unzulässiger Abgastechnik eingebaut sein.
Foto: zVg
Andreas Faust

In dieser Woche durchsuchten Ermittler im Auftrag der Staatsanwaltschaft Frankfurt (D) zehn Standorte von Fiat Chrysler Automobiles (FCA) und Case New Holland Industrial (CNHi). Der Vorwurf: In Dieselmotoren der Unternehmen aus den Produktionsjahren 2014 bis 2019 soll illegale Abgastechnik zur Verminderung der Schadstoff-Emissionen verbaut sein. Laut einer Liste der Staatsanwaltschaft sollen Dieselmotoren von 1,3 Liter bis 3,0 Liter Hubraum betroffen sein.

Diese Motoren wurden im fraglichen Zeitraum unter anderem in den Modellen Fiat 500 (dort inzwischen gestrichen), 500L und 500X, in Alfa Romeo Giulia und Stelvio, in Jeep Renegade und Compass und auch im Nutzfahrzeug Ducato eingebaut. Damit könnten auch viele der derzeit beliebten Wohnmobile betroffen sein – der Ducato wird von mehreren Herstellern als Basis für Campingaufbauten genutzt.

In den USA knapp davongekommen

Damit holt der sogenannte Dieselskandal den FCA-Konzern doch noch ein. Bereits 2016 hatte der Verband Deutsche Umwelthilfe auf einem Prüfstand der Fachhochschule Bern eine 22-fache Überschreitung von Stickoxidwerten beim Fiat-SUV 500X gemessen. Im letzten Jahr konnte FCA in den USA Klagen wegen unzulässiger Motorensoftware nur gegen Zahlung von rund 800 Millionen US-Dollar abwenden. Konkret richten sich die aktuellen Ermittlungen gegen neun Verantwortliche aus Italien. FCA und CNHi kooperieren nach eigenen Angaben mit den Ermittlern.

Auch in der Schweiz lässt CNHi Motoren für Lastwagen, Busse und Traktoren entwickeln: bei der FPT Motorenforschung im thurgauischen Arbon. Die heutige Tochter von CNHi entstand einst als Saurer AG, deren Lastwagen und Postautos ab 1903 die Schweizer Strassen dominierten. 1982 wurde die Motorenentwicklung bei Saurer ausgegliedert und ging 1990 an die Fiat-Nutzfahrzeugtochter Iveco. Diese ist seit 2013 Teil des CNHi-Konzerns, der aus der Fusion des Baumaschinenbauers Case, des Traktorenherstellers New Holland und Fiat Industries entstand.

Die Vorwürfe kommen für FCA zur Unzeit: Denn die Fusionsverhandlungen mit dem französischen PSA-Konzern stehen kurz vor dem Abschluss.

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