Kein Alfa-Event ohne einen Vortrag zur ruhmreichen Rennsport-Vergangenheit der Traditionsmarke: Alfa-Europachef Alberto Cavaggioni philosophiert bei der Präsentation der aufgefrischten Giulia und des upgedateten Stelvio über die vergangenen Triumphe, die Leidenschaft zum Motorsport und die neuesten Entwicklungen des Alfa-Sauber-Teams in der Formel 1. Doch sportliche Fortbewegung stand dann im Laufe des Events kaum noch im Fokus.
Um wieder «eine echte Alternative» (Cavaggioni) auf dem Premium-Markt zu sein, brauchts auch nicht mehr Sport: Giulia wie Stelvio macht fahrdynamisch kaum jemand was vor. Präzise Lenkung, das straffe, aber nicht unkomfortable Fahrwerk, kraftvolle Benziner und Diesel mit 160 bis 280 PS – letzterer neu auch mit Heck- statt Allradantrieb: alles auf Augenhöhe mit der Konkurrenz.
Infotainment moderner
Schwachstellen waren bisher veralteten Fahrassistenten und angestaubtes Infotainment – und hier haben die Italiener den Hebel angesetzt. Neu ist das zentrale 8,8-Zoll-Display in der Mittelkonsole serienmässig und bietet mehr Bildschirmfläche. Im Vergleich zur Konkurrenz fällt das System bezüglich Grösse, Rechenpower und auch Grafik aber immer noch etwas ab. Da hilft auch nicht, dass das Infotainment neu sowohl per Touchscreen als auch per Drehknopf an der qualitativ hochwertigeren Mittelkonsole bedienbar ist und sich die Menüpunkte wie Widgets nach eigenem Gusto anordnen lassen.
Autonom auf Level 2
Bei der Assistenz hingegen fährt Alfa ab Jahresbeginn, wenn die zwei frischen Modelle anrollen, voll auf der Höhe der Zeit – Bosch-Technik wie Frontradar und Kamera sei dank. So beherrschen Giulia und Stelvio autonomes Fahren (Level 2). Wir testen den neuen Stauassistent, der bis 60 km/h Spur und Abstand hält und die Geschwindigkeit per Verkehrszeichen-Erkennung selbst anpasst.
Auch auf der Autobahn funktionierts tadellos, beginnt aber schnell nervös zu piepen und zu blinken, wenn die Hände das Lenkrad nicht eng umschliessen. Dass das System nur bis Tempo 145 funktioniert – was für die Schweiz und Italien, nicht aber für die deutsche Autobahn ausreicht –, ist etwas mager.
Wifi endlich an Bord
Alles in allem bleiben bei den Kernmodellen der Marke Alfa Romeo die ganz grossen Neuerungen aus. Das Infotainment wird klar besser, Konnektivitäts-Dienste wie Car-to-X oder Wifi-Hotspot sind endlich dabei, und die Assistenz arbeitet zuverlässig. Das darf man ab rund 50'000 Franken aber auch erwarten.