10 Fragen und Antworten zum Selbstzünder
Dürfen wir noch dieseln?

Die Unsicherheit gegenüber dem Diesel ist gross. Aus der gepriesenen Lösung zur Kohlendioxid-Reduktion wurde ein verteufelter NOx-Schmutzfink. Aber wie gut oder schlecht ist der Diesel wirklich? BLICK beantwortet die zehn wichtigsten Fragen.
Publiziert: 05.11.2019 um 05:00 Uhr
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Aktualisiert: 16.12.2020 um 09:27 Uhr
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Vorteil Schweiz: Durch den im Ländervergleich jungen Fahrzeugbestand sind Schweizer Diesel von Auslandsfahrverboten – wie etwa in Frankreich teils für Euro 3 und älter – eher wenig betroffen und insgesamt vergleichsweise sauber unterwegs.
Foto: Blick Grafik
Martin A. Bartholdi

Europaweit steigen die CO2-Emissionen im Strassenverkehr. Der Grund: Der VW-Dieselskandal ruinierte das Image des Dieselmotors und liess die Verkäufe einbrechen; beispielsweise in Belgien von 80 Prozent auf unter 35 Prozent. Statt dessen steigen mehr Kunden auf den Benziner um, der aber beim CO2-Ausstoss deutlicher schlechter abschneidet gegenüber dem Dieselmotor und eben für steigende Emissionswerte beim CO2 sorgt. Also doch lieber Dieselfahrzeuge kaufen? BLICK beantwortet die 10 wichtigsten Fragen!

1. Wie viele Dieselfahrzeuge gibts in der Schweiz?

Ende 2018 waren in der Schweiz 4'602'688 Personenwagen zugelassen, wovon 1'374'246 (also gut 30 %) mit Diesel fahren. Davon sind nach Abgasnormen 407'189 Euro 6 (29,63 %), 537'468 Euro 5 (39,11 %), 298'349 Euro 4 (21,71 %), 104'442 Euro 3 (7,6 %) und 26'798 Euro 2, 1 und älter (1,95 %).

2. Was sind die hiesigen Grenzwerte?

Aktuell darf ein Auto 130 g/km CO2 ausstossen. Ab nächstem Jahr sinkt der Grenzwert auf 95 g/km. Aber bei Dieseln auch sehr wichtig ist deren Stickoxid-Ausstoss (NOx). Dieser Grenzwert liegt aktuell bei 0,08 g/km im Testzyklus WLTP und bei 0,168 g/km im RDE-Test (Real-Drive-Emission-Test) – und ist damit leicht höher als bei Benzinmotoren. Der RDE-Grenzwert sinkt im nächsten Jahr auf 0,120 g/km. Mit Einführung der Abgasnorm Euro 3 seit dem 1.1.2000 wurde erstmals ein Grenzwert für NOx festgelegt. Er lag damals noch bei 0,5 g/km. Für Feinstaub gilt für alle Motorisierungen ein Grenzwert von 0,0045 g/km. Im Jahresmittel gilt für die Stickstoffdioxid-Belastung der Luft ein Grenzwert von 30 Mikrogramm pro Kubikmeter.

3. Wie belastet ein Diesel die Umwelt?

Ein Diesel stösst rund 10 Prozent mehr Stickoxide (NOx) aus als ein Benziner. Diese sind gesundheitsschädigend und sollen Asthma, Allergien und Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen. Besonders Kinder und ältere Menschen sollen gefährdet sein. Darüber hinaus hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Dieselabgase als krebserregend eingestuft. 2017 verantwortete der Verkehr gut 60 Prozent aller NOx-Emissionen in der Schweiz, darunter fast zur Hälfte Autos.


4. Welche Umweltvorteile hat der Diesel?

Der Diesel stösst rund 20 Prozent weniger Kohlendioxid (CO2) und Feinstaub aus als ein Benziner. CO2 ist ein Treibhausgas und schädlich fürs Klima. Es ist mit ein Grund für die globale Erwärmung.

Tieferer CO2-Ausstoss von Dieseln an 7 Beispielen aller Klassen:

Modell

Benzin

Diesel

Citroën C3 (Kleinwagen):

– 16 g/km

P.T. 110

106 g/km

B.HDi 100

90 g/km

Skoda Octavia Combi 4x4 (Kompakt):

– 15 g/km

2.0 TSI

150 g/km

2.0 TDI

135 g/km

Renault Talisman Grandt. (Mittelkl.):

– 4 g/km

TCe 160

139 g/km

dCi 160

135 g/km

Mercedes E-Klasse (Oberklasse):

– 35 g/km

E 300

181 g/km

E 300 d

146 g/km

Opel Mokka X 4x4 (Kompakt-SUV):

– 20 g/km

1.4 Turbo

162 g/km

1.6 CDTI

142 g/km

Audi Q5 Quattro (Mittelklasse-SUV):

– 3 g/km

45 TFSI

164 g/km

45 TDI

161 g/km

VW Touareg 4Motion (Oberkl.-SUV):

– 30 g/km

3.0 V6 TSI

203 g/km

3.0 V6 TDI

173 g/km

5. Sind aktuelle Diesel wirklich sauber?

Im Sinn des Gesetzes sind Diesel nach der Abgasnorm Euro 6d-Temp und 6d tatsächlich absolut sauber und auch im Ausland von Fahrverboten unbeeinträchtigt. Sie halten auf dem Prüfstand und im Fall von 6d auch im realen Fahrbetrieb (RDE) die Grenzwerte ein. Allerdings wird ein Diesel immer NOx und CO2 ausstossen.

6. Drohen Diesel-Fahrverbote in der Schweiz?

Nach aktuellem Stand eher nein. In der Schweiz werden die NOx-Grenzwerte weitgehend eingehalten, obwohl bei uns mit 30 Mikrogramm pro Kubikmeter ein strengerer Grenzwert gilt als in Deutschland (40 Mikrogramm pro Kubikmeter).

7. Rechnet sich der Diesel für mich?

Ein Dieselmotor verbraucht rund 15 bis 20 Prozent weniger als ein Benziner. Wegen der aufwendigen Abgasbehandlung sind sie teurer. Deswegen werden in Kleinwagen (Polo-Klasse) immer weniger Diesel angeboten, und auch bei Kompaktwagen (Golf-Klasse) nimmt das Angebot ab. Dazu kostet Diesel bei uns an der Zapfsäule mehr als Benzin. Deshalb rechnet sich der Selbstzünder nur für Vielfahrer. Als Faustregel gilt: 1000 Franken Aufpreis lohnen sich ab jährlich 30'000 Kilometer. Ein Diesel rechnet sich auch im Gelände und beim Ziehen eines Anhängers, weil da sein hohes Drehmoment hilft.

8. Worauf soll ich beim Dieselkauf achten?

Ein Neuwagen sollte mindestens die Abgasnorm Euro 6d-Temp (eine Liste aller Modelle findet sich beim ADAC) erfüllen und damit über die neuste Abgasreinigung verfügen. Achtung: Noch immer werden Lagerfahrzeuge nach alter Norm angeboten.

9. Werde ich Diesel wiederverkaufen können?

Je moderner der Diesel und je aktueller seine Abgasnorm, desto besser sind die Verkaufschancen, und desto höher fällt auch der Restwert aus. Negativ wirken sich die allgemeine Diesel-Verunsicherung durch den Abgas-Skandal und Diesel-Fahrverbote in vielen europäischen Ländern und Städten (eine aktuelle Übersicht findet sich unter urbanaccessregulations.eu) aus. Positiv ist dagegen für Occasionsverkäufer, dass in der Schweiz im Moment keine Fahrverbote zu erwarten sind und das Dieselangebot künftig eher abnehmen könnte.

10. Lohnt sich ein gebrauchter Diesel?

Wer eine günstige Occasion sucht, erhält bei Diesel-Modellen im Moment sehr gute Angebote – vor allem mit Abgasnorm Euro 4 und älter. Sofern Sie nicht ins Ausland müssen, wo es Fahrverbote gibt, sind diese eine gute und preiswerte Wahl. Gerade Euro-4-Diesel sind beim NOx sogar sauberer als Euro-5-Diesel und stossen im Realbetrieb weniger Stickoxide aus.

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