Toyota ist der grösste Autobauer der Welt. Nur bei der Elektromobilität fuhr ihm zuletzt die Konkurrenz davon. Während manche Marken schon ihre zweite oder dritte Stromer-Generation lancieren, hat die japanische Marke bisher einen Stromer auf die Strasse gebracht. Ihre Nobeltochter Lexus kommt immerhin schon auf zwei.
Aber warum die Stromer-Zurückhaltung des Branchenprimus? Elektrofahrzeuge kann Toyota nur in Europa, auf dem Heimmarkt Japan und mit Abstrichen in den USA verkaufen. Aber die grossen Stückzahlen macht der Konzern vor allem in Süd- und Südostasien, Afrika und Südamerika. Und dort wird auf absehbare Zeit nur eine kleine Minderheit sich einen Stromer leisten wollen – Stromversorgung und Ladeinfrastruktur lassen das kaum zu. Daher seit über 25 Jahren die Fokussierung auf die Hybridtechnik – sie bringt effiziente Elektromotoren in den Antrieb ohne den Zwang zum Nachladen.
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Toyota spürt Elektro-Druck
Aber der Druck steigt. Deshalb will Toyota bis 2026 nun global zehn neue batterieelektrische Modelle in mehreren Segmenten lancieren – sechs davon auch in Europa. Dann sollen bereits 1,5 Millionen Toyotas im Jahr mit rein elektrischen Antrieben verkauft werden. Zum Vergleich: Das wäre Stand 2022 bei einer Produktion von 10,6 Millionen Fahrzeugen ein Siebtel des Absatzes. Tönt noch nach wenig – ist es allerdings nicht, wenn man einberechnet, dass Toyota in diesem Jahr voraussichtlich 1,17 Millionen Autos in Europa absetzen wird.
Mit den Stromern gehts Schlag auf Schlag: Den Anfang macht die Serienversion des kleinen Urban SUV Concept Ende 2024, im Folgejahr soll der Sport Crossover Concept als Serienauto lanciert werden. Absehbar soll schon der Start des kleinen Elektro-Sportlers FT-Se sein – genauer mag Toyota noch nicht werden. Ausgerechnet der coole FT-3e Concept dürfte sich noch Zeit lassen: Mit ihm will die Marke wohl 2027 oder 2028 auf eine neue Generation von Batterien umstellen: Feststoffbatterien sollen mehr Effizienz und mehr Kapazität bieten, dabei aber weniger kritische Rohstoffe wie Lithium, Nickel und Kobalt enthalten.
In diesem Jahr wurde an der Auto China in Shanghai zudem noch der bZ FlexSpace Concept enthüllt, eine Art Familienvan im Hochformat. Doch der soll in diesem Jahr nur auf dem chinesischen Markt lanciert werden.
Stromer sind nicht alles
An seiner jährlichen Strategieshow namens Kenshiki – japanisch für Einblick – schaut der japanische Auto-Gigant aber über die Elektromobilität hinaus auf die kommenden Neuheiten und präsentiert neue Ideen für umweltfreundliche Mobilität. Hybridantriebe machten im letzten Jahr zwei Drittel an der ausgelieferten Fahrzeugflotte in Europa aus – und sind im Konzern nicht schlagartig von gestern. Neu wird der Pick-up Hilux per 48-Volt-Modell mild hybridisiert. Und auch beim Wasserstoff bleibt sich Toyota treu: Derzeit sind zehn Prototypen des Hilux mit Brennstoffzellenantrieb im Testbetrieb. Ihre Reichweite soll bei bis zu 600 Kilometern liegen. Und mit der neuen Generation der Offroad-Legende Land Cruiser steht auch noch ein Verbrenner in den Startlöchern.
Besonderen Auftrieb bei der Wasserstoff-Technologie erhofft sich Toyota von den olympischen Sommerspielen 2024 in Paris. Als Mobilitätspartner stellt Toyota die offizielle Fahrzeugflotte – vom normalen SUV über die Brennstoffzellen-Limousine Mirai bis zu wasserstoffbetriebenen Bussen und Booten. Spezielle Fahrzeuge sollen mobilitätsbehinderten Sportlern an den nachfolgenden Paralympics das Bewegen in der Stadt erleichtern.
Ganz günstig wird die breite globale Aufstellung mit Verbrennern, Hybriden, Plug-in-Hybriden, reinen Stromern und perspektivisch auch Wasserstoffmodellen aber nicht. Bis 2030 soll ein zusätzliches Investitionsbudget von umgerechnet sieben Milliarden Franken dafür sorgen, dass Toyota in Europa seinen CO₂-Fahrplan einhalten kann: Bis 2030 sollen die europäischen Werke CO₂-neutral arbeiten; bis 2035 soll CO₂ in der Neufahrzeugflotte kein Thema mehr sein – logisch, denn dann tritt das EU-Verbrennerverbot in Kraft. In Europa will der Konzern 2040 komplett CO₂-neutral unterwegs sein; zehn Jahre später auch global.