Drift Masters European Championship 2023
Schweizer Driftkönige zahlen Lehrgeld

Driften ist ein faszinierender Sport! Die europäischen Drift Masters bieten das ganz grosse Spektakel und fordern von den Rennfahrern in ihren bis zu 1000 PS starken Boliden Mut und Präzision. Seit 2023 mischen auch zwei Schweizer mit.
Publiziert: 01.11.2023 um 12:10 Uhr
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Die Drift Masters European Championship ist eine spektakuläre Rennserie. Dabei gehts im Zweierduell um Präzision, die perfekte Linie und den idealen Drift.
Foto: Raoul Schwinnen
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Raoul SchwinnenRedaktor Auto & Mobilität

Die Drift Masters European Championship und das Schweizer Team Drift Force aus Seelisberg UR kennt hierzulande kaum jemand. Kein Wunder, der Driftsport ist vor allem in Japan und den USA populär. Doch seit einigen Jahren wird auch in Europa auf höchstem Niveau gedriftet – und seit dieser Saison tritt mit Yves Meyer (32) und seinem Team Drift Force erstmals auch ein Team aus der Schweiz mit zwei selbst aufgebauten Toyota GR Supra in der stärksten Driftkategorie Europas an.

In der Rennszene ist Yves Meyer kein unbeschriebenes Blatt. Zwar erst als 23-Jähriger relativ spät zum Motorsport gekommen, wurde ihm das Korsett des durchreglementierten klassischen Rennsports bald zu eng – und er entdeckte 2017 in Japan den dort kultigen Driftsport. Als Nobody in der Szene und mit einer Wildcard trat der Urner bei der WM 2018 im Drift-Mutterland Japan zur Weltmeisterschaft an. Obwohl ihm der erste Qualilauf misslang, gelang ihm danach eine perfekte Vorstellung. Zur Verblüffung der Konkurrenz überstand der «Swiss Guy» Achtel-, Viertel- und Halbfinal und musste sich erst im Final geschlagen geben. So wurde Yves Meyer bei seiner ersten WM-Teilnahme gleich Vize-Weltmeister.

Trotz WM-Titel schwerer Stand

Fünf Jahre nach diesem Grosserfolg tun sich Meyer und sein Team bei der ersten Teilnahme in der an sechs Wochenenden ausgetragenen Europameisterschaft der Drift Masters schwer. «Das fahrerische Niveau ist hier deutlich höher als damals an der WM. Das Fahrerfeld ist gross, die Spitze breit und die Rennfahrzeuge sind sehr professionell aufgebaut», berichtet Meyer. Und deshalb ist es ihm und seinem Teamkollegen Joshua Reynolds (27) in diesem Jahr an keinem der sechs Rennwochenenden gelungen, sich im freitäglichen Training unter den jeweils knapp 60 Teilnehmern für die 32 Finalplätze am Samstag und Sonntag zu qualifizieren.

Doch wie funktioniert der Driftsport überhaupt? «Es geht nicht darum, wer das stärkste Auto hat oder die schnellsten Zeiten fährt», erklärt Meyer. Vielmehr geht es darum, den relativ kurzen, aber äusserst kurvenreichen Parcours auf einer vorgegebenen Linie präzise und stets im Drift zu absolvieren. Im Training einzeln, im Ausscheidungsrennen der 32 Finalteilnehmer dann zu zweit im Paarlauf und jeweils in zwei Ausscheidungsläufen. Dabei gilt es als etwas weiter vorne startender Leader, eine möglichst perfekte Linie vorzulegen, während der Chaser im Qualm des Vordermanns diese Linie möglichst perfekt kopieren sollte, um quasi im Paarlauf über den Kurs zu driften. Danach werden die Rollen getauscht. Der Leader wird zum Chaser und umgekehrt. Eine Jury bewertet die Fahrten und vergibt, ähnlich wie im Eiskunstlauf, Punkte – maximal 60 gibts für die exakte Linie, 20 für den Fahrstil und nochmals bis zu 20 für die Perfektion der Driftwinkel.

Fakten zum Toyota Supra Drift Force

Die beiden vom Schweizer Team Drift Force neu aufgebauten Toyota GR Supra für die Drift Masters European Championship verfügen über den bekannten Dreiliter-Reihensechszylindermotor von BMW. Allerdings leistet dieser dank eines mächtigen Turboladers und Lachgaseinspritzung über 1000 PS und 1240 Nm. Interessant: «Wir fahren mit Bioethanol E85, das aus Holzabfällen gewonnen wird», erklärt Pilot und Teamchef Yves Meyer. Weniger umweltschonend ist dagegen der Reifenverbrauch: «Pro Saison benötigen wir rund 450 Reifen», gibt Meyer zu.

Die beiden vom Schweizer Team Drift Force neu aufgebauten Toyota GR Supra für die Drift Masters European Championship verfügen über den bekannten Dreiliter-Reihensechszylindermotor von BMW. Allerdings leistet dieser dank eines mächtigen Turboladers und Lachgaseinspritzung über 1000 PS und 1240 Nm. Interessant: «Wir fahren mit Bioethanol E85, das aus Holzabfällen gewonnen wird», erklärt Pilot und Teamchef Yves Meyer. Weniger umweltschonend ist dagegen der Reifenverbrauch: «Pro Saison benötigen wir rund 450 Reifen», gibt Meyer zu.

Neues Auto als grosse Herausforderung

Der Hauptgrund für die in diesem Jahr noch bescheidenen Resultate des Schweizer Teams sind deren nagelneuen Boliden. «Da zahlen wir Lehrgeld», so Meyer. Für diese Saison bauten er und Reynolds auf nackten Chassis zwei komplett neue Toyota GR Supra auf. Vom Strassenfahrzeug wurde kaum ein Teil übernommen, sondern alles neu und selbst konstruiert. So hat das Drift-Rennfahrzeug ein umgestaltetes Heck mit schnell wechselbarer Quick-Change-Hinterachse, und der bekannte Dreiliter-Reihensechszylinder leistet jetzt mit grossem Turbolader und Lachgaseinspritzung über 1000 PS und ein maximales Drehmoment von 1240 Nm.

Allein die Autos aufzubauen, war eine Parforceleistung. Jetzt müssen sie nur noch konkurrenzfähig werden. Doch daran zweifelt Yves Meyer nicht. «Diese Saison war unser Lehrjahr. Wir konnten mit den neuen Autos wichtige Daten sammeln – und nächste Saison wird dann auch bei den Rennen mit uns zu rechnen sein», verspricht der Seelisberger Driftkönig.

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