Renault zieht sich aus der russischen Avtovaz-Gruppe zurück. Der Verwaltungsrat des französischen Autobauers hat heute Montag, 16. Mai 2022, dem Deal zugestimmt: Danach gibt Renault sein komplettes Autogeschäft in Russland an die Stadt Moskau und seinen 68-prozentigen Anteil an der Avtovaz-Gruppe an das russische Zentralinstitut für Forschung und Entwicklung von Automobilen und Motoren NAMI weiter. Zu Avtovaz gehört unter anderem die auch bei uns bekannte Marke Lada, die noch im letzten Jahr mit der coolen SUV-Studie Niva Vision auf sich aufmerksam machte.
Der Kaufpreis war bereits vorab kolportiert worden: Unter Berufung auf Handelsminister Denis Manturow berichtete die russische Nachrichtenagentur Interfax, das 1918 gegründete russische Auto-Forschungsinstitut NAMI werde die Renault-Mehrheitsbeteiligung komplett übernehmen – für den symbolischen Betrag von einem Rubel. Dies entspricht aktuell 1,3 Rappen! Renault hatte die Beteiligung an Avtovaz erst kürzlich mit 2,25 Milliarden Franken ausgewiesen.
Der Verlust wird abgeschrieben
Diesen Betrag werden die Franzosen zum 30. Juni vollständig abschreiben als sogenannten aufgegebenen Geschäftsbereich. Auch für den französischen Staat bedeutet die Übernahme einen immensen Verlust: Er hält 15 Prozent an der Renault-Gruppe. Renault-CEO Luca de Meo (54) gibt sich dennoch kämpferisch: «Ich bin zuversichtlich, dass die Renault Group ihre Transformation weiter beschleunigen und ihre mittelfristigen Ziele übertreffen wird.» De Meo plant eine weitreichende Elektrifizierung des Modellprogramms.
Für deren Umsetzung dürfte er allerdings auf den russischen Markt gut verzichten können – dort spielt Elektromobilität praktisch noch keine Rolle. Trotz Anstrengungen für im Land produzierte Elektrofahrzeuge: Ladas elektrisches Debutmodell Ellada von 2011 kam auf nur einige Hundert Exemplare. Der Nachfolger sollte Ende Jahr präsentiert werden – obs dabei bleibt, scheint nach dem Renault-Rückzug aber fraglich.
Gibts eine Rückkehr?
Laut Interfax hätte sich Renault die Option offengehalten, die Avtovaz-Beteiligung innerhalb der nächsten fünf bis sechs Jahre zurückzukaufen. De Meo dazu: «Wir halten die Möglichkeit aufrecht, in Zukunft in einem anderen Kontext in das Land zurückzukehren.» Manturow kündigte an, Renaults Moskauer Werk in die Hände der dortigen Stadtverwaltung zu geben. Solche staatlichen Enteignungen westlicher Unternehmen hatte die russische Regierung schon zu Kriegsbeginn angedroht, nachdem zahlreiche Firmen ihre Vertretungen abgezogen hatten.