Internationale Märkte unter Druck
Schwierige Zeiten für die Autobranche

Der Ukraine-Krieg und die angespannte Situation in Russland, die anhaltende Chipkrise und die wieder aufkeimende Pandemie in China – die Autobranche macht auf der ganzen Welt gerade keine leichten Zeiten durch.
Publiziert: 01.05.2022 um 15:43 Uhr
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Die Autoindustrie sieht sich aktuell mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert.
Foto: ZVG.
Raoul Schwinnen und Patrick Solberg

Schlechte Quartalszahlen auf fast allen Automärkten rund um die Welt: Die andauernde Halbleiterkrise und der Ukraine-Krieg machen nicht nur die Lieferungen von den so wichtigen Elektro-Chips und Kabelsträngen für Neuwagen schwierig. Putins Angriffskrieg belastet auch die Fahrzeugproduktion grosser Hersteller in seinem Land auf nicht absehbare Zeit. Und jetzt meldet sich in China das wieder aufkeimende Coronavirus und zwingt erneut viele Werke auf dem grössten Automarkt der Welt zum Stillstand.

Während der chinesische Neuwagen-Markt nach den ersten drei Verkaufsmonaten 2022 ein Wachstum (+ 9 %) verzeichnet, ging der Absatz in Europa (– 11 %) und in Amerika (– 22 %) in derselben Periode markant zurück. Auch weitere grosse Märkte wie Japan, Brasilien oder Indien liegen nach dem ersten Verkaufsquartal unter Vorjahresniveau.

Grösste Autobauer: Toyota vor VW

Corona-Pandemie, Chipmangel, Ukrainekrieg: Kaum ein anderer Wirtschaftszweig hat in den letzten Jahren stärker unter den globalen Krisen gelitten als die Autoindustrie. Kein Wunder, mussten fast alle grossen Hersteller 2021 sinkende Produktionszahlen hinnehmen.

Einzig Toyota konnte der Krise trotzen: Mit rund zehn Millionen verkauften Fahrzeugen steigerten die Japaner den Absatz gegenüber 2020 sogar um über eine halbe Million Autos. Der Zweitplatzierte, Volkswagen, mit den Konzern-Marken Audi, Porsche, Seat, Skoda und VW – im Vorjahr mit 9,3 Millionen verkauften Autos nur knapp hinter Toyota – büsste hingegen deutlich an Stückzahlen ein und kommt 2021 nur noch auf rund 8,4 Millionen verkaufte Autos. Noch 2019 lag der VW-Konzern mit weltweit 10,7 Millionen abgesetzten Fahrzeugen vor den Japanern, die damals 10,55 Millionen Autos herstellten.

Aufs Podest fährt hinter Toyota und VW neu der koreanische Grosskonzern Hyundai-Kia mit 6,73 Millionen Autos, knapp vor Stellantis (u.a. Alfa, Citroën, Fiat, Opel, Peugeot, etc.) mit 6,71 Millionen Verkäufen. Auf Platz 5 folgt Honda (4,4 Mio.), während US-Hersteller General Motors inzwischen nur noch Rang 6 bleibt (4,38 Mio.). 2020 lag GM mit 6,8 Millionen produzierten Autos noch auf dem dritten Platz. Die Top Ten komplementieren Ford (3,9 Mio.), Nissan (3,8 Mio.), der chinesische Hersteller SAIC (2,9 Mio.) und Renault (2,2 Mio.).

Toyota-Boss Akio Toyoda (65) darf sich freuen: Sein Konzern ist abermals der grösste Autobauer der Welt.
zvg

Corona-Pandemie, Chipmangel, Ukrainekrieg: Kaum ein anderer Wirtschaftszweig hat in den letzten Jahren stärker unter den globalen Krisen gelitten als die Autoindustrie. Kein Wunder, mussten fast alle grossen Hersteller 2021 sinkende Produktionszahlen hinnehmen.

Einzig Toyota konnte der Krise trotzen: Mit rund zehn Millionen verkauften Fahrzeugen steigerten die Japaner den Absatz gegenüber 2020 sogar um über eine halbe Million Autos. Der Zweitplatzierte, Volkswagen, mit den Konzern-Marken Audi, Porsche, Seat, Skoda und VW – im Vorjahr mit 9,3 Millionen verkauften Autos nur knapp hinter Toyota – büsste hingegen deutlich an Stückzahlen ein und kommt 2021 nur noch auf rund 8,4 Millionen verkaufte Autos. Noch 2019 lag der VW-Konzern mit weltweit 10,7 Millionen abgesetzten Fahrzeugen vor den Japanern, die damals 10,55 Millionen Autos herstellten.

Aufs Podest fährt hinter Toyota und VW neu der koreanische Grosskonzern Hyundai-Kia mit 6,73 Millionen Autos, knapp vor Stellantis (u.a. Alfa, Citroën, Fiat, Opel, Peugeot, etc.) mit 6,71 Millionen Verkäufen. Auf Platz 5 folgt Honda (4,4 Mio.), während US-Hersteller General Motors inzwischen nur noch Rang 6 bleibt (4,38 Mio.). 2020 lag GM mit 6,8 Millionen produzierten Autos noch auf dem dritten Platz. Die Top Ten komplementieren Ford (3,9 Mio.), Nissan (3,8 Mio.), der chinesische Hersteller SAIC (2,9 Mio.) und Renault (2,2 Mio.).

Europa leidet unter Putin-Krieg

In Europa schreiben derzeit alle grossen Einzelmärkte rote Zahlen. Fallen die Rückgänge in der Schweiz (– 4 %), Spanien (– 2 %) oder Deutschland (-5 %) noch relativ moderat aus, brachen die Märkte in Frankreich (– 17 %) und Italien (– 24 %) drastisch ein. Und es sieht für die kommenden Monate nicht besser aus. Im März wurden europaweit mit 1,1 Millionen neuen Personenwagen knapp 19 Prozent weniger zugelassen als noch im Februar (April-Zahlen liegen noch keine vor).

China ächzt unter Corona

Etwas anders die Situation in Asien. «Nach zwei starken Verkaufsmonaten im Januar und Februar brach der Markt im März in China wieder um 11,7 Prozent ein. Die neue Corona-Welle führt erneut zu Produktions- und Lieferunterbrechungen», sagt Bakar Sadik Agwan, Analyst bei Global Data. Deshalb rechnet er auch in China nicht so schnell mit einer Besserung. Hersteller wie Nio, Tesla, Toyota oder VW mussten ihre Produktion stoppen. «Das wird sich auch in den kommenden Monaten auf die Lieferungen im Inland auswirken», so Sadik Agwan.

BMW baut in China aus

Während aktuell viele Auto-Produktionen in China stillstehen, weihte BMW in Dadong, nahe der nordöstlichen Metropole Shenyang, kürzlich die Erweiterung der in Kooperation mit dem lokalen Hersteller Brilliance betriebenen Fabrik ein. Die Kooperation mit Brilliance startete 2003 mit offiziellen Lizenzbauten von BMW-Fahrzeugen durch die Chinesen. Dank der Erweiterung können im Werk nun Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, Plug-in-Hybrid- und rein elektrischem Antrieb gebaut werden.

Als Erstes startet die Produktion des BMW X5 mit verlängertem Radstand, der in Dadong exklusiv für den chinesischen Markt gebaut wird. «Trotz der Herausforderungen in den letzten drei Jahren wurde dieses hochkomplexe Bauprojekt perfekt im Zeitplan abgeschlossen», freut sich BMW-Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic. «Für die BMW Group sind unsere chinesischen Produktionsstandorte von grosser Bedeutung. Im vergangenen Jahr wurde fast ein Drittel der weltweit verkauften BMW Group Fahrzeuge in Shenyang hergestellt.»

ZVG.

Während aktuell viele Auto-Produktionen in China stillstehen, weihte BMW in Dadong, nahe der nordöstlichen Metropole Shenyang, kürzlich die Erweiterung der in Kooperation mit dem lokalen Hersteller Brilliance betriebenen Fabrik ein. Die Kooperation mit Brilliance startete 2003 mit offiziellen Lizenzbauten von BMW-Fahrzeugen durch die Chinesen. Dank der Erweiterung können im Werk nun Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, Plug-in-Hybrid- und rein elektrischem Antrieb gebaut werden.

Als Erstes startet die Produktion des BMW X5 mit verlängertem Radstand, der in Dadong exklusiv für den chinesischen Markt gebaut wird. «Trotz der Herausforderungen in den letzten drei Jahren wurde dieses hochkomplexe Bauprojekt perfekt im Zeitplan abgeschlossen», freut sich BMW-Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic. «Für die BMW Group sind unsere chinesischen Produktionsstandorte von grosser Bedeutung. Im vergangenen Jahr wurde fast ein Drittel der weltweit verkauften BMW Group Fahrzeuge in Shenyang hergestellt.»

In Japan liegt der Absatz fabrikneuer PWs in diesem Jahr mit einem Volumen von einer Million Autos gut 17 Prozent hinter Vorjahresniveau zurück – und mit einem Minus von 16 Prozent war der März bereits der neunte Monat in Folge mit negativer Wachstumsrate. Anders als das wieder unter der Corona-Pandemie leidende China ist Japan wie in Europa Spanien oder Italien von der Kriegssituation in Russland betroffen. Alleine das im Land der aufgehenden Sonne wichtige Geschäft mit den russischen Light Vehicles (günstige kleine Nutzfahrzeuge) ging seit Kriegsausbruch um fast ein Drittel zurück.

Wohl stellvertretend für die ganze Branche sagt Andreas Burgener (63), Direktor der Schweizer Auto-Importeursvereinigung Auto Schweiz: «Wir können unsere Kundinnen und Kunden nach Pandemie und Chipkrise nur um grösstmögliches Verständnis für die verzögerten Fahrzeuglieferungen bitten. Primär hoffen wir, dass der bewaffnete Konflikt bald ein Ende hat. Ohne Frieden und Freiheit als Grundlage sind die wirtschaftlichen Herausforderungen weder prioritär noch lösbar.»

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