Renault-Boss Luca de Meo verkündet seine neue Strategie
Vive la Renaulution!

Der erst seit letztem Jahr an der Renault-Spitze stehende Luca de Meo gibt mächtig Gas und baut seinen Konzern massiv um. Er will Kosten sparen und den CO2-Fussabdruck seiner Gruppe in Europa bis 2050 auf Null reduzieren.
Publiziert: 21.01.2021 um 17:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.03.2021 um 18:05 Uhr
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Der erst seit 2020 an der Renault-Konzernspitze stehende Luca de Meo gibt Gas und baut seinen Konzern massiv um.
Foto: CAPA Pictures
Raoul Schwinnen

Renault-Chef Luca de Meo (53) spricht von «Renaulution», als er heute Morgen in Paris via Internet-Konferenz seine Zukunftspläne für die Renault-Gruppe verkündet. Er will die französische Marke mit seinen Töchtern Dacia/Lada sowie Alpine neu ausrichten und salopp formuliert bei weniger Kosten mehr Qualität statt Quantität schaffen. Oder «from volume to value», wie es der italienische Manager englisch formuliert.

Drei Phasen umfasst de Meos Strategieplan: Erstens soll sich sein Konzern bis 2023 erholen – sprich Margen verbessern und Cash generieren. Die zweite Phase dient der Erneuerung. Bis 2025 will de Meo neue Fahrzeugsegmente erschliessen, um die Rentabilität zu steigern. Und ab 2025 folgt mit Phase drei die eigentliche Revolution. Dann richtet die Renault-Gruppe ihr Geschäftsmodell verstärkt auf Technologie, Energie und Mobilität aus und will so zum Vorreiter «der neuen Mobilität» werden.

Vier neue Geschäftsbereiche

«Wir werden uns von einem Autokonzern, der mit Technologie arbeitet, zu einem Tech-Unternehmen entwickeln, das mit Autos arbeitet und bis 2030 mindestens 20 Prozent seines Umsatzes mit Dienstleistungen, Daten und Energiehandel erzielt», erklärt de Meo seine Pläne. Bis 2025 will der Renault-Chef eine operative Konzernmarge von mindestens fünf Prozent erreichen, einen kumulativen operativen Free Cashflow im Autobereich in den nächsten fünf Jahren von rund sechs Milliarden Euro und eine verbesserte Kapitalrendite um mindestens 15 Punkte gegenüber 2019.

Renault: R5 wird elektrisch

Grundsätzlich stützt sich de Meos Plan auf zwei Säulen: Einerseits auf die erwähnten drei Phasen und auf die Schaffung der vier klar positionierten Geschäftsbereiche Renault, Dacia/Lada, Alpine sowie Mobilize.

Konkret will de Meo in einer ersten Phase die Fahrzeugplattformen in der ganzen Allianz auf drei Stück reduzieren. Dazu die Modell-Entwicklungszeiten beschleunigen (nur noch drei statt vier Jahre) und die Antriebseinheiten von heute acht auf künftig vier halbieren (eine Diesel-, eine Benziner-, zwei Elektro-Einheiten). Anschliessend startet bei der Stamm-Marke Renault eine umfassende Produktoffensive, «eine neue Welle», so de Meo, welche die Führungsrolle bei der Energiewende durch Elektro- und Wasserstofflösungen stärken soll.

Bis 2025 will Renault den grünsten Automix aller Hersteller in Europa anbieten. Dazu wird die Marke 14 neue Modelle lancieren, sieben davon rein elektrisch. Einer dieser sieben neuen elektrischen könnte neben dem Ende letzten Jahres vorgestellten Megane Vision der Renault 5 Prototyp sein. «Als Marke wissen wir, dass unsere Seele und unsere Stärke in unseren Ursprüngen liegen», so de Meo. «Der R5 ist stark mit unserer Historie verbunden, steht aber gleichzeitig für die Zukunft der Marke und könnte E-Autos weiter populär machen.»

Dacia soll Dacia bleiben

«Reduce to the Max» lautet das Credo bei der Billig-Tochter Dacia/Lada. Statt vier gibts nur noch eine Fahrzeugplattform. Und die Karosserievarianten werden von 18 auf elf reduziert. Die durchschnittliche Produktion soll so von 300’000 Einheiten je Plattform auf 1,1 Millionen steigen. «Dacia soll Dacia bleiben – mit einem Hauch von Coolness», verspricht de Meo. Neben dem neuen Sandero, dem bereits im letzten Jahr angekündigten ersten Elektro-Dacia Spring und sollen bis 2025 drei weitere neue Dacia-Modelle folgen. Ein Ausblick darauf verrät die Studie Bigster Concept.

Alpine spannt mit Lotus zusammen

Neben dem Fokus auf die Formel 1 will Alpine Cars (dazu gehören neu auch die Abteilungen Renault Sport Cars und Renault Sport Racing) neue, leistungsstarke und rein elektrische Sportwagen für die Strasse entwickeln. So erarbeitet man derzeit in Kooperation mit Lotus an einem rein elektrischen Nachfolger für die Alpine A110. Von Alpine fordert de Meo, bis 2025 profitabel zu sein – inklusive der Investitionen in den Motorsport. Eine Vorgabe, die nicht einfach zu erfüllen sein wird.

Mobilize: 20 Prozent Umsatz bis 2030

Interessant ist der neue Geschäftsbereich Mobilize. Hier hält sich de Meo mit Informationen noch ziemlich bedeckt. Klar ist, Mobilize soll neue Geschäftsfelder aus Daten-, Mobilitäts- und Energiedienstleistungen entwickeln und bis 2030 mehr als 20 Prozent des Konzernumsatzes generieren. Wie? «Indem zum Beispiel innovative, urbane Shared-Mobility-Lösungen für die Personen- und Güterbeförderung über das Automobil hinaus eine breite Palette an innovativen Dienstleistungen in den Bereichen Mobilität, Energie und Daten angeboten wird», antwortet der Renault-Konzernchef. Und stellt als konkretes Beispiel den kleinen Prototypen EZ-1 vor. Dieses für die Stadt konzipierte Share-E-Mobil wurde vom eigens für den Bereich Mobilize geschaffenen Engineering-, Qualitäts- und Designteam entwickelt. «So schaffen wir neue Mobilitätslösungen für die Zukunft.»

Tiefgreifende Transformation

Zum Schluss seines fast zweistündigen Vortrags schliesst der Renault-Konzernchef mit den Worten: «Es ist mehr als ein Turnaround. Es ist eine tiefgreifende Transformation unseres Geschäftsmodells.» Und wir dürfen gespannt sein, ob diese von Luca de Meo initiierte Renaulution erfolgreich wird.

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