Wie mache ich als Hersteller den Kunden Plug-in-Hybride schmackhaft? Elektrisches Fahren, klar – aber bisher war meist nach weniger als 50 Kilometern Schluss. Porsche zum Beispiel wählt deshalb einen anderen Weg: Bei Panamera und Cayenne sind die Top-Modelle mit der meisten Power unter der Haube nun solche Teilzeit-Elektriker mit einem Stecker.
Diese Strategie wählt nun auch Toyota für seinen zweiten Plug-in-Hybriden. Der SUV-Liebling RAV4 hat so über 80 PS mehr und somit 306 PS (225 kW). Nein, nicht Porsche-Liga, aber schon richtig viel Power für die als sparsam bekannten Japaner. Aber die Kunden wollen Leistung, vor allem in der Schweiz, und so dürfte der RAV4 Plug-in-Hybrid noch erfolgreicher sein.
Kraft aus drei Motoren
Drei Motoren spannen zusammen. Ein 2,5-Liter-Benziner mit 185 PS (136 kW) und 227 Nm wird von zwei Elektromotoren unterstützt. Der stärkere treibt mit 134 kW (182 PS) und 270 Nm wie der Benziner die Vorderachse an. Ein schwächerer E-Motor mit 40 kW (54 PS) an der Hinterachse sorgt für den hierzulande gefragten Allradantrieb. In der Regel fährt der RAV4 Plug-in-Hybrid als Fronttriebler. Doch die Vorderachse ist bei Nässe gerne mal überfordert, wohingegen abseits der Strasse bei wenig Grip auch die Hinterachse Kraft gebrauchen könnte. Mangels mechanischer Verbindung zwischen den Achsen stehen «nur» die 54 PS des hinteren E-Motors zur Verfügung. Aber mal ehrlich: Wie oft benötigen heutige SUVs schon 4x4?
Sparsamkeit aus Tradition
Auch sollte der RAV als Plug-in-Hybrid trotz über 300 PS nicht als Sportler missverstanden werden: Die drei Motoren sind in Verbindung mit dem stufenlosen Automat kompromisslos auf Sparen getrimmt. Laut Norm reicht rund ein Liter auf 100 Kilometer. Das versteht sich auf den ersten 100 Kilometern mit vollem Akku und ist auf längeren Wegen illusorisch. Weniger als beim RAV4 Hybrid (5,6 l/100 km) dürfte es jedoch sein.
Wer den Plug-in-Hybrid allerdings regelmässig lädt, könnte durchaus mit einem Liter auf 100 Kilometer durchkommen. Denn der 18,1-kWh-Akku ermöglicht laut Toyota 75 Kilometer E-Fahrt. Rund 60 Kilometer lagen bei unserer Testfahrt drin. An einer Wallbox ist der Akku nach 4,5 Stunden geladen, an einer Haushalts-Steckdose in 7,5 Stunden. Weitere Zahlen des stärksten RAV4 aller Zeiten: 6,0 Sekunden auf Tempo 100 und 180 km/h Spitze. Im schön flotten und leisen E-Betrieb ist die Spitze jedoch auf 135 km/h limitiert, um dadurch mehr Reichweite zu ermöglichen.
Komfort dank Stille
Wichtiger als die nackten Zahlen ist dagegen der sehr gute Fahrkomfort des Japaners. Dafür sorgt nicht nur das komfortable Fahrwerk, sondern auch das tiefe Geräuschniveau, das Toyota mit Dämm-Glasscheiben nochmals erheblich verbessert hat. Für den Fahrer angenehm sind auch das farbige Head-up-Display und die zahlreichen Safety-Assistenten.
Platz bleibt genug
Alle Passagiere haben genügend Platz. Nur beim Ladevolumen müssen sich Plug-in-Kunden leicht einschränken. Der Kofferraumboden ist wegen der Batterie 3,5 Zentimeter höher. Dadurch sinkt das Ladevolumen von 580 bis 1690 Liter auf 520 bis 1604 Liter. Aber das ist immer noch mehr als genug im Alltag sowie für Ferien. Sollte es doch mal nicht genug sein, kann der Stecker-SUV einen Anhänger von bis zu 1,5 Tonnen ziehen.
Fazit: Der Plug-in-Hybrid ist der stärkste und auch der sparsamste RAV4. Dabei bleibt er mit seiner sparsamen Abstimmung ein Toyota durch und durch. Auch im Preis: Der Plug-in-Hybrid kostet ab fairen 55'900 Franken.