Elektro-Zwillinge Subaru Solterra und Toyota bZ4X
Nach der Geburt getrennt

Für ihre ersten Elektromodelle arbeiteten die Entwicklungsteams von Subaru und Toyota eng zusammen. Erstaunlich, wie unterschiedlich das Ergebnis ausfällt: SonntagsBlick konnte beide SUVs schon vergleichen.
Publiziert: 30.10.2022 um 11:02 Uhr
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Aktualisiert: 23.11.2022 um 09:33 Uhr
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Zwei Marken, zwei Modelle, aber unterschiedliche Charaktere: Die neuen Elektro-SUVs Subaru Solterra (l.) und Toyota bZ4X (r.) wurden gemeinsam entwickelt.
Foto: Andreas Faust
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Andreas FaustLeitung Auto & Mobilität

Wer hats erfunden? Diese Frage stellt sich oft, wenn zwei Autobauer zusammenspannen, um ein gemeinsames Modell mit unterschiedlichen Logos auf die Räder zu stellen. Beispiel BMW Z4 und Toyota Supra: Klar habe man mitentwickelt, sagte Toyota bei der Lancierung 2019. Alles von uns, entgegnete BMW. Die Wahrheit? Lag wohl in der Mitte.

Genau dort treffen sich jetzt Subaru und Toyota. Schon 2010 lancierten beide erstmals mit Toyota Verso-S und Subaru Trezia ein gleiches Modell, auf das jeder sein Logo klebte. Kostenersparnis nannten es Befürworter, Badge-Engineering die Miesmacher, weil ein Auto ja wohl mehr an Markenidentität brauche als bloss ein aufgeklebtes Emblem. Beim neuen Duo Subaru Solterra und Toyota bZ4X wars aber eine echte Zusammenarbeit – «50 zu 50», sagt Toyotas Projektleiter Daisuke Ido. Er sei erst vor zwei Jahren eingestiegen und habe damals nicht einmal gewusst, wer im Entwicklerteam zu welcher Marke gehöre. Dass Subarus Projektchef Daisuke Ono den gleichen Nachnamen trägt, dürfte es nicht leichter gemacht haben.

Der Unterschied liegt im Detail

Jetzt stehen beide SUVs parat. Beide sind sie die ersten reinen Elektromodelle ihrer Marken. Während bei solchen Zwillingen sonst oft zwanghaft Unterschiede beim Design gemacht werden, dominieren hier die gleichen Gene. Wer beim Einsteigen nicht ganz genau hinguckt, merkt die Marke erst am Lenkrad-Logo. Ansonsten sind die Cockpits zum Verwechseln: lange, verstellbare Lenksäule, darüber ein Mini-Display für Tacho und Restreichweite; dazu eine wie schwebende Mittelkonsole mit Drehschalter für die Fahrtrichtung und ein zentraler Zwölfzoll-Touchscreen. Äusserlich sind die beiden Fünfplätzer im Profil kaum zu unterscheiden, vorn sind die Scheinwerfer nahezu identisch. Bloss das Blech drumherum differiert, ebenso wie in Details die Rückansicht – mit der grösseren (Heck-)Klappe beim Subaru, aber bei beiden 452 Litern Ladevolumen.

Warum dann zwei Modelle? «Der unterschiedlichen Kunden wegen», sagen Daisuke und Daisuke unisono. Toyota sei die Massenmarke, Vollsortimenter – da müsse man ein breites Angebot haben. Deshalb gibts den bZ4X mit 204 PS (150 kW) und Frontantrieb oder einem adaptiven 4x4 mit 218 PS (160 kW), bei dem der Motor auf der Hinterachse Pause macht, wenn die Fahrsituation ihn nicht erfordert. Und Subaru? Habe spezielle Kunden: Landbewohner über 45 Jahre, die rational ein Auto kaufen und dann emotional drüber reden – und die immer Allrad wollen. Exakt die Beschreibung eines typischen Schweizer Kunden. Deswegen gebe es im Solterra ein permanentes 4x4-System, wie man’s halt gewohnt sei von der Marke – ebenfalls mit 218 PS.

Allrad kostet Reichweite

Die gemeinsame Plattform samt E-Motoren steuert Toyota bei; beide teilen sich die Batterie mit 71,4 Kilowattstunden (kWh) Nettokapazität. Aber weil Abstimmung, Allrad und Assistenten spezifisch sind, gibts unterschiedliche Reichweiten von bis zu 516 (Toyota) oder 465 Kilometern (Subaru). Permanenter Allrad braucht eben mehr Strom als ein bedarfsgesteuerter. Während der bZ4X sich selbst um die effiziente Rekuperation, also die Energie-Rückgewinnung beim Bremsen, kümmert, kann man beim Solterra per Schaltpaddel am Lenkrad in drei Stufen selbst eingreifen. Fahren und Bremsen nur mit dem Fahrpedal beherrschen allerdings beide.

All die Detaildifferenzen machen dann doch einen grossen Unterschied, so viel steht nach einigen Testrunden auf einem Testgelände bei Madrid fest. Der bZ4X gibt den Vernünftigen, soll mit einfacher Bedienung Schwellenangst vor dem Elektrofahren nehmen und punktet mit einem Werksverbrauch von 16,3 kWh/100 km. Subarus Solterra nimmt sich 1,5 Kilowattstunden im Schnitt mehr, bringt aber den Spassfaktor ins Spiel, weil eben alle vier Räder ständig angetrieben werden. Vor allem auf Matsch und Schotter – wo ihn einige Schweizer Kundinnen nutzen dürften – überzeugt er: Bei Verbrennern braucht es hohe Drehzahlen zum Anfahren an steilen Steigungen. Aber der Subaru kriecht elektronisch geregelt schon ab der ersten Motorumdrehung los. Da wird niemand die eher durstigen Subaru-Benziner von heute vermissen.

Allerdings toppt der Solterra seinen Toyota-Zwilling auch beim Basispreis mit ab 55'900 Franken gegenüber 49'400 Franken. Permanenten Allrad gibts eben nicht gratis.

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