Der Käfer und der erste Bulli sind in den USA Legende. Danach tat sich VW als Marke immer schwer in den USA. Ob mit einem US-Passat, dem Europa-Bestseller Golf, dem Jetta oder einer Diesel-Offensive in den traditionell dieselskeptischen Vereinigten Staaten: So richtig vermochte VW die US-Kundschaft nie zu überzeugen. Das soll jetzt anders werden – mit einer neuen Konzernmarke für Elektro-SUVs und -Pick-ups für den US-Markt.
Scout soll die neue Marke heissen. Moment, gibts das nicht schon? Stimmt: In Europa tragen Geländevarianten von Skoda mit mehr Bodenfreiheit und Plastikplanken den Namenszusatz Scout. Und in den USA war ein anderer Scout mal wirklich wer: In den 1960er- und 1970er-Jahren trug ein SUV von International Harvester diesen Namen. Davon profitierte der Schweizer Autobauer Monteverdi: Peter Monteverdi (1934–1998) stylte den Scout um und verkaufte ihn über 1000-mal als Monteverdi Safari.
Der Name gehört zu VW
Wieso darf VW den Namen Scout in Amerika für die Elektromarke nehmen? Weil International Harvester 1984 den Traktorenbau verkaufte und fortan nur noch Lastwagen unter dem neuen Namen Navistar baute. Letztere Marke wiederum wurde im Juli 2021 von Volkswagens Laster-Tochter Traton (u.a. MAN, Scania) übernommen: Der Name Scout ist Konzerneigentum.
Vor 120 Jahren gegründet, war die International Harvester Company in Chicago (USA) ein Mega-Konzern, der Traktoren, Lastwagen, Baumaschinen, Elektrogeräte und Schulbusse produzierte. Das Unternehmen verkaufte von 1956 bis 1980 auch Geländewagen wie den Scout (Bild). Im Jahr 1985 wurde der Konzern dann aufgespalten. Die Landmaschinen wurden fortan unter der Marke Case vertrieben, die Lastwagen als Navistar. Die Haushaltsgeräte firmieren schon seit 1955 unter dem Namen Whirlpool. Die Autosparte war da längst eingestellt.
Vor 120 Jahren gegründet, war die International Harvester Company in Chicago (USA) ein Mega-Konzern, der Traktoren, Lastwagen, Baumaschinen, Elektrogeräte und Schulbusse produzierte. Das Unternehmen verkaufte von 1956 bis 1980 auch Geländewagen wie den Scout (Bild). Im Jahr 1985 wurde der Konzern dann aufgespalten. Die Landmaschinen wurden fortan unter der Marke Case vertrieben, die Lastwagen als Navistar. Die Haushaltsgeräte firmieren schon seit 1955 unter dem Namen Whirlpool. Die Autosparte war da längst eingestellt.
Jetzt soll Scout – auf deutsch «Kundschafter» oder auch «Pfadfinder» – VWs Wegweiser zum US-Erfolg werden. Das wird Zeit: Pick-ups, gerade die in den USA erfolgreichen Fullsize-Pick-ups, sind in den USA Bestseller. Seit mehr als 40 Jahren ist die F-Serie von Ford der Bestseller mit oft mehr als eine Million Stück im Jahr. Im Juni kommt er als Lightning elektrisch. Und auch Chevrolet Silverado, Dodge Ram und Toyota Tundra kommen ab 2024 mit Elektroversionen. Und VW? Ohne Pick-up kein Erfolg in den USA.
VW braucht die Pick-ups
Lange Jahre hatte Volkswagen überlegt, wie man bei Pick-ups aufspringen könnte. Der in Argentinien gebaute Amarok wurde nicht für den US-Markt homologiert, zumal er für US-Massstäbe zu klein gewesen wäre und als Import die «Chicken Tax» (25 Prozent Strafsteuer auf Import-Pick-ups), mit denen die USA heimische Pick-ups schützt, löhnen müsste. Auch die immer wieder geplanten Midsize-Pick-ups auf modularem Querbaukasten waren weder gross noch stark genug, um bei den Fullsize-Modellen mitzuhalten.
Genau gegen die will Volkswagen ab 2026 mit seinem elektrischen Scout Pick-up und grossen SUVs antreten. «Nachdem Volkswagen den Turnaround in den USA geschafft hat, nutzen wir die Chance, unsere Position in einem der wichtigsten Wachstumsmärkte für Elektrofahrzeuge auszubauen», so Herbert Diess (63), CEO von Volkswagen. Mit der Elektrifizierung könne man endlich mit vertretbarem Aufwand in den USA grosse Pick-ups anbieten. Langfristig strebt VW in den USA einen Marktanteil von mindestens zehn Prozent an. Die Modelle unter der rein elektrischen Marke Scout werden deutlich grösser als die in Amerika für Amerika gebauten SUVs namens VW Atlas, die auf dem maximal gestreckten Verbrenner-Baukasten basieren.
VW will agiler werden
Scout soll eine eigenständige, unabhängig geführte Einheit und Marke des Volkswagen-Konzerns werden, wie VW-Finanzchef Arno Antlitz (52) betont. «Dies entspricht dem neuen Management-Modell des Konzerns: Kleine Einheiten, die agil sind und dabei Zugriff auf unsere Plattformen haben, um Synergien zu heben.» Aber ob ein neuer Name auch automatisch einen erfolgreichen Neustart in den USA bedeuten wird, das bleibt abzuwarten.