Klassische Automessen sind passé – grosse Auftritte liegen dennoch im Trend. Statt wie früher in Genf, Frankfurt oder Detroit zeigt Audi seine Elektromodelle der Zukunft lieber an der nordkalifornischen Monterey Car Week. Die ist weltweit der Event Nummer eins, wenns um hochpreisige Modellneuheiten und rare Oldtimer geht – und auch bei Audis Concept Cars steht das Publikum Schlange.
Die drei Studien mit dem Sphere im Namen sind erstmals gemeinsam zu sehen. Anders als viele Concept Cars sind sie mehr als nur Fingerübung, sie geben konkrete Ausblicke auf die Elektro-Pläne der VW-Tochter. Mit dem Activesphere Concept soll im kommenden Jahr noch eine weitere hinzukommen. Mehr als deren Silhouette rückt Audi noch nicht raus, aber man erkennt schon: ein Offroad-Coupé. Knapp fünf Meter lang soll es werden.
Mit der klassischen Limousine ists vorbei
Alle Studien sind elektrisch angetrieben und sollen automatisiertes Fahren auf Level 4 beherrschen. Spannend wird, welcher Technik-Baukasten unter den Hüllen stecken wird. Audi und Porsche entwickeln gerade eine gemeinsame Plattform, die 2023 im Audi-SUV Q6 starten wird. Ein Jahr später folgt dann der rein elektrische A6 als Limousine und Kombi mit gleicher Technik. Aber auch VW arbeitet im Konzern an einer eigenen neuen Plattform, deren Entwicklung durch möglichst viele Serienmodelle finanziert werden muss. Da könnte Streit um Technik-Synergien ins Haus stehen.
Aber egal auf welcher Plattform: Die Elektroantriebe bringen neue Möglichkeiten, weil man auf gleicher Technik leicht viele Karosserien und Innenräume aufbauen kann. Die Audi-Produktplaner gehen davon aus, dass die typische Oberklassenlimousine ausgedient hat, und machen deshalb mit den Sphere-Studien den Fächer der Möglichkeiten auf.
Aus vier mach drei
Nur drei der vier Audi-Studien werdens tatsächlich zur Serienreife bringen. Die besten Chancen hat sicher das Audi Grandsphere Concept, das Mitte der Dekade das Flaggschiff A8 beerben soll und dessen Seriennähe laut Audi-Chefdesigner Marc Lichte «bei 75 bis 80 Prozent» liegt. Allerdings kommen die autonomen Fahrfunktionen auf Level 4 erst später. Gute Karten hat auch der Van-artige Audi Urbansphere, der anfangs vor allem für den chinesischen Markt vorgesehen war. Doch hier zeichnet sich ein Umdenken der Ingolstädter Produktplaner statt. Besonders geräumige E-Fahrzeuge dürften auch in anderen Ländern gefragt sein. Gut möglich, dass in den USA ein Elektrovan das Comeback dieser Fahrzeuggattung einläutet – und auch in Europa.
Dass mehr als ein elektrisches SUV ins Audi-Programm rollen wird, steht ausser Frage. Also wird auch der Audi Activesphere Concept Realität werden. Zumal Coupé-artige SUVs nach wie vor gefragt sind. Die schlechtesten Karten hat also das Skysphere Concept, das schon optisch am futuristischsten wirkt: Elektrische Cabrios stehen auf der Prioritätenliste weit unten. Aber nicht überall, wie der jüngst enthüllte offene Polestar 6 zeigt. Wird dieser erste Oben-Ohne-Stromer ein Erfolg, könnte das Konzept auch bei Audi ein Thema werden.
