Wegen seines Fahrwerks kann dieser Audi tanzen
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Audi E-Tron GT:Wegen seines Fahrwerks kann dieser Audi tanzen

Auffrischung für den E-Tron GT
Audis Elektro-Sportwagen rockt

Nach 30'000 Exemplaren frischt Audi seinen E-Tron GT auf. Dank neuem Fahrwerk kann der flache Viertürer jetzt zappeln wie ein Lowrider – und kurvenfetzen wie noch nie.
Publiziert: 17.04.2024 um 06:47 Uhr
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Facelift für den Elektrosportwagen: Zur zweiten Jahreshälfte bekommt Audis E-Tron GT mehr PS, höhere Ladeleistung und mehr Reichweite.
Foto: Zvg
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Andreas FaustLeitung Auto & Mobilität

Stefan Holischka zückt sein Smartphone – und dann rockt der Sportwagen ab. Zuckt mit Vorder- oder Hinterrädern, wechselt die Moves zwischen rechts und links, duckt sich und streckt die Karosserie nach oben. Holischka steuert die Choreografie per App – und der Audi gehorcht wie ein Lowrider.

In der Lowrider-Szene gehören Tanz- und Sprungeinlagen dank einzeln hydraulisch angesteuerten Federn und Dämpfern an jedem Rad zum Lifestyle und gelten als Sport – wer sein Auto aus dem Stand am höchsten springen lässt, hat gewonnen. Ganz so wild lässt Holischka den Audi E-Tron GT nicht zucken – hier gehts um Ernsthaftes. Gibts diese App-Funktion dann auch für die Kunden? Oh, habe er noch gar nicht dran gedacht, sagt Holischka.

Prestigemodell fürs Image

Trotzdem ist der Audi-Produktmanager stolz auf die Performance des Prototyps mit vier Türen. In der zweiten Jahreshälfte spendiert Audi seinem elektrischen Sportwagen ein Facelift – wie auch Porsche seinem Technik-Zwilling Taycan. Ein Satz, den Holischka nicht gerne hört. Schliesslich soll sich der Audi vom Porsche nach der Auffrischung noch weiter entfernen.

Gut 30'000 Stück wurden bisher verkauft, ein Drittel davon in der Topversion RS – und auch in kleinen Märkten, in denen Audi keine allzu starke Position hat. Er ist ein Leuchtturm-Modell, einer fürs Image, nicht für die fetten Umsätze. Das geht so weit, dass er in Japan – da wird auf der Strasse links gefahren – auch als Linkslenker angeboten wird, obwohl man dann auf der falschen Seite sitzt. Einfach, weils mehr Prestige auf den Eigner oder die Eignerin abstrahlt.

Schluss mit der Fahrphysik

Weit weg vom Elektro-Porsche mit Hightech-Anmutung war die Audi-Version schon bisher – jedenfalls im Interieur, das den typischen Charme konventioneller Audi-Modelle ausstrahlte. Aber mit dem aktuellen Technik-Update ändert sich auch der Fahrcharakter des E-Tron GT. Mit dem Zappel-Fahrwerk beeindruckt man den Nachbarn, aber auf der Testrunde rund ums omanische Salalah vor allem den Fahrer.

Das neue adaptive Fahrwerk hebelt fast die Gesetze der Physik aus, hält permanent die Karosserie in der Waagerechten. Wanken beim Einlenken, Nicken beim Bremsen und Beschleunigen – alles passé. Der Audi hält unbeeindruckt sein Niveau, bügelt selbst üble Schlaglöcher weg und geht auch bei der Kamel-bedingten Notbremsung nicht in die Knie. Zuerst staunt man über das Komfortplus, dann fetzt man mit immer mehr Tempo durch die Kurven – und verliert fast das Gefühl für den Grenzbereich. Weil sich der kaum mehr durch Karosseriebewegungen ankündigt.

Mit Luft gegen die Kräfte

Wie geht das? Wenn ein Auto beschleunigt, drückt das Heck nach unten, während sich die Karosserie vorne aus den Federn hebt. Die aktive Federung steuert dann gegen, hebt per Luftdruck das Heck und senkt dank weniger Luft den Vorderwagen. Umgekehrt beim Bremsen – stets wird per Luftdruck die Karosserie waagerecht gehalten. Das klappt auch beim Einlenken rechts oder links und kann den Audi im Stand tanzen lassen. Beeindruckend! Weil der E-Tron GT so rasanter durch die Kurven geht – und sich sogar noch schneller anfühlt, weil nichts wankt.

Praktisch auch, dass sich die Karosserie der Elektro-Flunder beim Öffnen der Türen hochpumpt für leichteres Ein- und Aussteigen. Ausserdem ist die Bandbreite zwischen den Fahrmodi so viel grösser – Komfort ist sehr komfortabel, Sport sehr sportlich.

Zahlen? Gibts noch nicht

Porsche spendiert seinem Taycan mehr Leistung, höhere Ladeleistung und mehr Reichweite. Alles das solls künftig auch beim E-Tron GT geben, aber zu konkreten PS-Zahlen, Verbrauch und Ladezeiten schweigt sich Audi noch aus – und auch zum Design. Der Blick ins Taycan-Datenblatt hilft nicht. Denn schon bisher unterschieden sich die Werte – mit einem deutlichen Leistungsplus beim Porsche. Gibts jetzt für den Audi auch eine Super-Version mit über 1100 PS? Noch wissen wirs nicht.

Marktstart für den neuen Audi E-Tron GT wird im Laufe des zweiten Halbjahres 2024 sein, die Preise sind noch nicht bekannt. Über den Dancing-Queen-Modus für die zugehörige App wollen sie bei Audi vorher noch nachdenken.

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