Töff-Messe Eicma in Mailand
Das sind die Neuheiten für 2024

An der weltweit wichtigsten Motorradmesse Eicma in Mailand waren vergangene Woche die Töff-Neuheiten für die kommende Saison live zu erleben. Neben einigen Weltpremieren bot die Messe auch einen guten Gesamtüberblick über die Modellpalette 2024.
Publiziert: 19.11.2023 um 09:03 Uhr
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Kaum ist die aktuelle Töff-Saison vorbei, kommt schon im November der Ausblick aufs kommende Jahr.
Foto: Joerg Kuenstle
Dimitri Hüppi

Messen sind von gestern? Nicht im Fall der weltweit wichtigsten Messe rund ums Motorrad. Mit über 560'000 Besuchern – und damit 19 Prozent mehr als 2022 – geht die 80. Ausgabe der Eicma laut den Veranstaltern als erfolgreichste in die über 100-jährige Geschichte der Messe ein. 700 Aussteller präsentierten sich im italienischen Mailand in insgesamt acht Hallen.

Und was sind die Trends für die Töff-Saison 2024? Auffällig ist die Rückkehr einiger einst beliebter Modelle. Manche tragen dabei nur die alten Namen, für andere schauen die Marken aber auch in puncto Design zurück in die Vergangenheit. Zweite Erkenntnis aus der Eicma: Üppige und leistungsstarke Bikes liegen immer im Trend. Und die dritte: Die Zahl der Elektro-Motorräder nimmt zwar zu, aber der Fokus vieler klassischer Marken liegt weiterhin auf dem Verbrenner – auch weil die Kundschaft nur sehr zögerlich zu E-Töffs greift. Aber die Elektrifizierung ruft auch zahlreiche Start-ups oder wiederbelebte Marken auf den Plan, die jetzt ohne Erfahrung in der Verbrenner-Technik in den Markt einsteigen können.

Leistung liegt immer im Trend

Gleich zwei spannende Neuheiten präsentierte Honda. Im Fokus stand dabei die CB1000 Hornet als neue grosse Schwester der CB750 Hornet. Mit Letzterer hat der japanische Hersteller in diesem Jahr den Modellnamen Hornet – Englisch für Hornisse – erfolgreich wiederbelebt. So erfolgreich, dass die zweizylindrige Hornet bis Ende August gar das meistverkaufte Naked Bike – also ohne Verkleidung – Europas war. Die 1000er kommt nun mit dem potenten Reihenvierzylindermotor aus der 2017 lancierten CBR1000RR-R Fireblade: 150 PS und über 110 Nm maximales Drehmoment lassen sportliche Gangart zu. Passend dazu hat sie einen deutlich aggressiveren Look als die 750er. Die zweite Honda-Überraschung ist die Rückkehr des Supersportlers CBR600RR. Neben dem Update auf die aktuelle Abgasnorm Euro5+ kommt die vollgetankt nur 193 kg schwere Maschine mit modernster Elektronik wie Kurven-ABS, präzisierter Fahrdynamik und einem 121 PS starken Reihenvierzylinder. An Bord ist auch ein sogenannter Quickshifter – eine Schaltung, die ohne Kuppeln und damit Unterbrechung beim Vortrieb die Gänge wechselt.

Weiter bei den japanischen Marken: Kawasaki bringt 2024 mehr Hubraum in die untere Mittelklasse. Sowohl die 167 kg leichte Z als auch die nur minimal schwerere Ninja mit 171 kg kommen neu mit einem drehmomentstärkeren 500er-Zweizylinder, der 45 PS leistet. Ebenfalls neu ist die Z7 Hybrid, die verkleidungslose Schwester der kurz vor der Messe lancierten Ninja 7 Hybrid – beide mit 451-ccm-Reihenzweizylinder, zusätzlichem 9-kW-Elektromotor und Automatikgetriebe.

Japan und Italien trumpfen auf

Suzuki zeigte in Mailand die im Frühling kommende GSX-S1000GX, einen modernen Vierzylinder-Crossover mit 152 PS, und die verschalte GSX-8R, die auf dem vor einem Jahr lancierten Naked Bike GSX-8S basiert. Bei Yamaha-Stand rollt ab April die XSR900 GP im nostalgischen Rennmaschinen-Design der 1980er- und frühen 1990er-Jahre an. Besonders wichtig ist auch das überarbeitete Erfolgsmodell MT-09 / SP mit neuer Lampenmaske und sportlicherer Ergonomie.

Weiter nach Italien. Am Ducati-Stand war die erste Einzylinder-Supermoto aus Bologna (I) einer der absoluten Hingucker: die Hypermotard 698 Mono (ab 13'290 Fr.) sowie deren Variante mit dem Kürzel RVE (ab 14'290 Fr.) mit serienmässigem Quickshifter und Graffiti-Lack. Die trocken nur 151 kg wiegenden Bikes sind ab Januar erhältlich. Der neue 659-ccm-Einzylinder namens Superquadro Mono leistet 77,5 PS bei 9750/min, mit nicht strassentauglichem Rennauspuff sogar 85 PS. Das Fahrwerk verspricht Fahrspass und mit Fahrmodi, Kurven-ABS, Traktionskontrolle oder Wheeliekontrolle magelt es auch nicht an Elektronik. Ebenfalls erstmals live zu sehen war die Panigale V4 SP2 30° Anniversario 916, ein auf 500 Stück limitiertes und 46'000 Franken teures Sondermodell des aktuellen Ducati-Flaggschiffs. Wieder zurück ist die Moto Guzzi Stelvio, nun mit dem 1042-Kubik-V2 der V100 Mandello (115 PS) und schlankerer Silhouette. Auf nur 500 Einheiten limitiert wird die um wohl 30'000 Franken kostende Reiseenduro MV Agusta LXP Orioli.

Auch China-Marken kommen

Ausgerechnet der deutsche Hersteller BMW verzichtete wieder wie schon 2021 und 2022 auf eine Eicma-Präsenz. Dabei haben die Bayern kurz vor der Messe ihre brandneue Reiseenduro R 1300 GS lanciert, die trotz Abwesenheit wohl wichtigste Modellneuheit der kommenden Saison. In über 40 Jahren hat sich die GS mit Zweizylinder-Boxermotor zum Mass aller Dinge im Reisesegment entwickelt. Im Vergleich zur Vorgängerin R 1250 GS ist die neue stärker (145 statt 136 PS), leichter (237 statt 249 kg) und kompakter. Ab 19'690 Franken ist die BMW ab sofort erhältlich.

Eine weitere bedeutende 2024er-Modellneuheit ist die an der Eicma enthüllte KTM 990 Duke. Zum 30. Geburtstag der Duke-Familie löst bei KTM die 990 Duke die 890er ab. Für ab 13'990 Franken kommt sie mit massiv verschärftem Design und mehr Leistung (123 statt 121 PS). Auch beim Fahrwerk blieb nichts beim Alten, um ein noch sportlicheres Fahrgefühl zu ermöglichen.

Und chinesische Marken? Anbieter aus dem Reich der Mitte drängen längst nicht nur in den Auto-, sondern auch den europäischen Töff-Markt. Sie kommen unter Namen wie Niu oder Davinci oft rein elektrisch, aber mit Marken wie CFMoto oder Qianjiang (QJ) auch mit klassischen Verbrennern – oft dank der Kooperation mit etablierten Marken aus Europa oder Japan. Manchmal übernehmen sie dazu sogar alte Marken aus Europa: Wie im Fall des 1911 gegründeten italienischen Herstellers Benelli, der seit 2005 schon zu QJ gehört.

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