Wenig Reichweite, lange Ladezeiten, kaum Emotionen
Elektro-Töffs sind noch ein Flop

Während Elektroautos boomen, ist das Interesse an stromgetriebenen Zweirädern noch gering, wie eine Auswertung des Online-Portals Motoscout24 zeigt. Neben wenig Reichweite und langen Ladezeiten fehlen vielen Töfffahrern schlicht die Emotionen.
Publiziert: 09.03.2022 um 08:05 Uhr
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Rund jedes vierte im Februar 2022 in der Schweiz verkaufte Auto war ein reines Elektrofahrzeug oder ein ebenfalls per Stecker aufladbarer Plug-in-Hybrid – die Anteile steigen quasi im Monatstakt.
Foto: ZVG.
Andreas Engel

Der Siegeszug der Elektromobilität ist unaufhaltsam: Rund jedes vierte im Februar 2022 in der Schweiz verkaufte Auto war ein reines Elektrofahrzeug oder ein ebenfalls per Stecker aufladbarer Plug-in-Hybrid – und quasi im Monatstakt steigen die Anteile der batteriebetriebenen Autos weiter. Ganz anders sieht es bei Motorrädern aus, wo die Elektrotechnik immer noch eine untergeordnete Rolle spielt. Gemäss Importeursvereinigung Motosuisse waren 2021 nur rund zwei Prozent der neu zugelassenen Töffs elektrisch angetrieben.

Auf dem Occasionsmarkt haben strombetriebene Töffs eine noch kleinere Bedeutung: Auf Motoscout24, der grössten Online-Plattform für Motorräder in der Schweiz, waren vergangenes Jahr nicht einmal ein Prozent aller angebotenen Zweiräder elektrisch. «Die Elektrifizierung von Motorrädern hinkt jener von Autos um etwa zwei Jahre hinterher», erklärt José Lopez, Key Account Manager bei Motoscout24, das noch geringe Interesse an Elektro-Töffs. Einzig bei den vorwiegend im urbanen Bereich und auf Kurzstrecken eingesetzten Rollern hält das Elektro-Zeitalter langsam Einzug: Der Anteil an neu zugelassenen Elektrorollern betrug laut Motosuisse im letzten Jahr fast zehn Prozent des gesamten Rollermarktes – über ein Drittel mehr als im Vorjahr. Auf Motoscout24 sei aktuell jeder zwanzigste angebotene Roller elektrisch angetrieben.

Elektro-Töffs fehlt der Sound

Doch weshalb können sich die Stromer bei den Töffs bisher nicht durchsetzen? Dafür gibt es verschiedene Faktoren, meint José Lopez: «Anders als bei Rollern, die vorwiegend als Transportmittel für Kurzstrecken eingesetzt werden, ist das Töfffahren für viele ein Hobby. Das lautstarke Aufheulen des Verbrennungsmotors erweckt bei Töfffans grosse Emotionen. Punkto Sound kann da ein E-Motorrad, das leise davonflitzt, nicht mithalten.» Zum emotionalen Aspekt komme hinzu, dass sich viele Fahrer aufgrund der begrenzten Reichweite, den verschiedenen Auflademöglichkeiten und der langen Ladezeit davor scheuen, auf ein E-Motorrad umzusteigen.

Für den Verkaufsexperten ist klar, dass die Weiterentwicklung von genau jenen Faktoren ausschlaggebend ist, damit der Anteil an rein elektrisch betriebenen Motorrädern in Zukunft zunimmt. Denn Lopez sieht in den Stromer-Varianten viel Potenzial: «Das Fahrerlebnis ist bei elektrischen Töffs ebenso bereichernd. Auch viele E-Modelle verfügen über hohe Drehmomente. Und die fehlenden Schaltvorgänge sorgen für eine nahtlose und schnelle Beschleunigung – und das erst noch emissionsfrei.»

Suchanfragen nehmen zu

Zwar steige das Interesse an elektrifizierten Zweirädern nur langsam, doch der Trend sei auch hier mittlerweile unaufhaltsam, wie die Suchanfragen auf Motoscout24 zeigen würden: Vergangenes Jahr sei etwa bei der Treibstoff-Filter-Funktion die Auswahl «Elektrisch» fast 95'000 Mal angeklickt worden. Das würde mehr als doppelt so vielen Suchanfragen als noch vor zwei Jahren entsprechen.

Die Auswahl an E-Töffs ist auf dem Online-Portal allerdings nach wie vor überschaubar: Waren es 2020 noch knapp 100 Fahrzeuge, stieg die Anzahl letztes Jahr auf über 150 Fahrzeuge. Den grössten Anteil (63 Prozent) machten dabei Strassenmodelle ohne Teil- oder Vollverkleidung, sogenannte Naked Bikes, aus. Danach folgt die Kategorie der Sportfahrzeuge, sogenannte Motocross/Trials, mit rund 20 Prozent. Unter den meist inserierten Motorrädern teilen sich die Hersteller Zero Motorcycles und Super Soco die Ränge untereinander auf.

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