Neue Ducati Monster im ersten Test
Monster mit Manieren

Ducati hat die Monster umgekrempelt. Statt vieler Modelle gibt es nur noch die 950er. Ohne Gitterrohrrahmen und ohne Einarmschwinge, mit weniger Gewicht – und mehr Vergnügen.
Publiziert: 27.06.2021 um 05:26 Uhr
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Die neue Ducati Monster 950, die im 29. Jahr der Monster mit vielen Traditionen bricht, unterwegs auf Schweizer Testfahrt.
Foto: Michele Limina
Patrick Schiffmann

Seit 1992 die erste Ducati Monster 900 enthüllt wurde, sind viele gekommen und gegangen. Zuletzt standen gleich drei Monster – 797, 821 und 1200 – zur Wahl. Zum anstehenden 30. Jubiläum wird sich die Monster untreu, um sich treu zu bleiben: Wie einst nur noch ein Modell, auch wegen der schärferen Abgasgesetze und schrumpfender Motorpalette. Von der Monster 950 kommt (vorerst) keine S-Version, sondern nur die Monster+ mit kleinerem Windschild und Soziussitz-Abdeckung. Dazu Zwei- statt Einarmschwinge und kein Gitterrohrrahmen mehr.

Zum Vergleich: Die erste Monster hatte bis zu 76 PS, bei der 950er sind es 111 PS. Auf dem Papier sieht es auch sonst schon gut aus: Betriebsbereite 188 sind 18 kg weniger als bei der bisherigen Monster 821. Der wassergekühlte V2-Motor liefert seine 82 kW bei 9250/min und 93 Newtonmeter Drehmoment bei 6500/min. Gefedert wird mit einer nicht verstellbaren USD-Gabel und einem Federbein mit progressiver Feder und einstellbarer Vorspannung.

Alles drin zum fairen Tarif

Drei Fahrmodi, IMU (Sensorik-Einheit) und Schräglagen-abhängige Assistenzsysteme wie ABS und Traktionskontrolle sowie ein TFT-Display und LED-Licht sind so Serie wie Wheelie- und Launch-Control, rückstellende Blinker und für die sechs Gänge ein Quickshifter zum kupplungsfreien Schalten. Preis: faire 12 390 Franken. Gut zu wissen: Die 48-PS-Version (35 kW) für 1000 Franken weniger hat auch offen «nur» 95 statt 111 PS.

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Genug der Theorie und auf zur Testfahrt, Corona-bedingt in der Schweiz statt in Italien. Kein Rennstrecken-Test? Egal, die Monster soll ja ein zugängliches Naked Bike der oberen Mittelklasse und für alle sein. Selbst unter 1,70 Metern Körpergrösse ist Aufsitzen bei 82 Zentimetern (optional 80 oder 77,5 cm) Sitzhöhe einfach. Die neue Monster wirkt sehr kompakt, passt aber auch für Lenkende über 1,80 Meter gut. Der Lenker fällt uns quasi intuitiv in die Hände, die Bedienung ist angenehm einfach.

Tönt schön statt übertrieben

Wir starten mit einer Autobahnfahrt im «Touring»-Modus, daneben gibt es noch «Sport» und «Urban». Alle Modi können individualisiert werden. Auf dem Beschleunigungsstreifen ist der V2 gewohnt spritzig, ab 3000/min zieht er zügig, flott sind 120 km/h erreicht. Im Tunnel ertönt der schöne V2-Sound. Gut hörbar, aber akustisch weniger aufdringlich als bei den bösen V4-Schwestern.

Ab über die Sattelegg SZ, ein flinke Motorräder begünstigender Pass. Ihre Diät belohnt die Monster mit agilem Handling bei stets vertrauenerweckender Stabilität. Sie lenkt extrem leicht ein, alle Schräglagen-Wechsel gehen präzise. Ein idealer Spagat, der an KTMs 890 Duke R erinnert. Auch beim Bremsen spürt man das tiefe Gewicht. Verzögert wird perfekt mit den Brembo-Vierkolbenzangen an den zwei 320-mm-Scheiben. Nun vom Strassenmodus, in dem man von der Assistenz nie gegängelt, aber geschützt wird, in den Sportmodus schalten.

Sensible Assistenzsysteme

Die feine Schräglagen-abhängige Traktionskontrolle arbeitet so sensibel, dass man sie nur bemerkt, weil es nie einen Rutscher gibt. Das Kurven-ABS spürt man vorne nur selten. Eher hinten, wo es Angst vor Überbremsen nimmt. Spürbar direkter ist in «Sport» die Gasannahme. Der Quickshifter für das Hoch- und Herunterschalten? Stets tadellos. Am Rande: Im Modus «Urban» – sozusagen auch das Regen-Fahrprogramm – sänke die Leistung von 111 auf 75 PS.

Unser Fazit: Die neue Monster 950 macht vieles anders und ist doch erneut eine echte Monster, samt kantigerem, aber dennoch sofort als Monster erkennbarem Style, relativ aufrechtem Sitzen und dem Hauch Vorderrad-Orientiertheit. Sie hat im Vergleich zur bisherigen 821 massig Sportpotenzial gewonnen. Der Wegfall des Gitterohrrahmens ist optisch schade – aber das Plus an Fahrvergnügen gleicht dies mehr als aus.

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