Macht Töfffahren wirklich so viel Spass, wie alle behaupten? Ist das Kurvenfeeling tatsächlich so einzigartig und kann ich ein potentes Zweirad zähmen? Fragen, die sich auch die SonntagsBlick-Redaktoren Kim Hüppin (25) und Lorenzo Fulvi (22) schon stellten. Da kam die Einladung von Ducati gerade recht. Der italienische Töffhersteller bat zusammen mit erfahrenen Töfffahrlehrern Schnupperkurse für interessierte Journalistinnen und Journalisten an, die allerdings noch unsicher waren, ob ihnen das Hobby zusagt.
So treffen sich die SonntagsBlick-Redaktoren zusammen mit vier weiteren jungen Töff-Rookies in der Nähe von Solothurn auf einer asphaltierten Waldlichtung mit den Instruktoren Patrick Straubhaar und Peter Studer. Kim Hüppin sitzt zum ersten Mal in ihrem Leben auf einem Töff. Lorenzo Fulvi ist dagegen mit einer Maschine eines Kollegen schon mal einige Runden auf einem Privatgrundstück herumgekurvt.
Immer geradeaus schauen
«Wichtig ist, immer geradeaus zu schauen», sagt Instruktor Patrick Straubhaar. «Am besten ist, ihr lächelt dabei. Dann fällts euch einfacher.» Gesagt, getan. Wir setzen uns auf «unsere» Maschinen, eine Ducati Monster und eine Scrambler Icon. Beide Motorräder sind für unsere Übungsfahrten auf 35 kW/48 PS Leistung gedrosselt. Der grossgewachsene Lorenzo Fulvi auf der Monster freut sich, dass er die Balance relativ leicht halten kann. Schwerer hat es dagegen die zierlichere, 1,60 Meter grosse Kim Hüppin. Für sie ist die Scrambler zu gross.
Jetzt startet Fulvi zur ersten Runde und folgt den Anweisungen des Instruktors: «Den Kupplungshebel langsam loslassen, bis du merkst, dass der Töff losrollt.» Fulvi schaffts, langsam anzufahren, gibt im ersten Moment zu ruckartig Gas und scheint, die Kontrolle zu verlieren. Er fängt sich aber wieder und meistert seine erste Runde. «Graduus luege!», schreit ihm der Instruktor hinterher.
Wichtig: das richtige Modell
Kim Hüppin versucht ihr Bestes. Abgesehen von etwas Starthilfe von Instruktor Studer sieht auch ihre erste Proberunde durchaus professionell aus. Dennoch findet sie danach, dass ihr das Töfffahren wohl nicht so behage. «Es macht mir weniger Spass als erwartet. Die Scrambler ist mir zu gross. Ich komme mit den Füssen nicht ganz bis zum Boden und fühle mich deshalb unsicher.» «Schade», meint der Instruktor. Möglicherweise liegts aber nur daran, dass es nicht das richtige Motorrad ist?
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Die beiden SonntagsBlick-Redaktoren tauschen ihre Zweiräder. Jetzt fährt Fulvi die Scrambler und Hüppin die Monster. «Versuche mal zu schalten», ruft Straubhaar Fulvi zu. «Wenn du dich wohlfühlst, probiere bei gerader Fahrt, kein Gas zu geben, zieh den Kupplungshebel und drücke mit dem linken Fuss den Schalthebel hoch.» Fulvi scheint überfordert, geht aber im Kopf die Schritte nochmals langsam durch. Tatsächlich, es klappt. Nach mehreren Runden fasst er zusammen. «Die Schalterei ging einfacher als gedacht. Dennoch fühle ich mich auf der Monster wohler als auf der Scrambler.»
Begeisterung und Ernüchterung
Und wie kommt Kim Hüppin mit der Monster zurecht? «Die spricht mich noch weniger an als die Scrambler. Wie es der Name schon sagt, so fühlt sich der Töff auch an.» Kim Hüppin reichts. Sie weiss jetzt, dass Motorradfahren nicht ihr neues Hobby wird. Kollege Fulvi dagegen will es nochmals wissen und schnappt sich die Monster für weitere Runden. «Ich könnte damit den ganzen Tag fahren», meint er begeistert. Während Fulvi offenbar eine neue Passion gefunden hat, sagt Hüppin zu ihrem Zweiradversuch gequält lächelnd: «Die Töffprüfung werde ich wohl nicht machen – ich bin viel lieber auf vier Rädern unterwegs.»
Die getestete Ducati Scrambler Icon kriegt man ab 10’790 Franken, die Monster ab 13’190 Franken. Sollte man wie unsere beiden Rookies die Töffprüfung noch nicht besitzen und den Führerschein Klasse «A beschränkt» anstreben, kann man beide Motorräder für jeweils 1000 Franken weniger mit gedrosselten 35 kW erwerben und sie später auf ihre fast ursprüngliche Leistung zurückbauen lassen. Dies kostet je nach Motorrad zwischen 400 und 700 Franken.