Giulia Steingruber am Motofestival 2023

«Das erste Mal auf dem Töff hatte ich Schiss»

Ab heute wird Bern zum Mekka für Töfffans aus der ganzen Schweiz! Das erstmals stattfindende Motofestival ist die schweizweit grösste Messe rund um motorisierte Zweiräder und ersetzt die jahrelang in Zürich durchgeführte Swiss Moto. Rund 125 Ausstellerinnen und Aussteller sorgen für jede Menge Highlights: Von kleinen Elektrorollern über schnelle Strassenmaschinen mit modernsten Fahrassistenten bis zu fetten Custombikes – in den Hallen der Bernexpo ist alles vertreten.

Auch Giulia Steingruber ist Teil des Motofestivals. Die Bronzemedaillengewinnerin der Olympischen Spiele 2016 ist vor zwei Jahren als professionelle Turnerin zurückgetreten. Doch sich auf die faule Haut zu legen, kam für die 28-Jährige nicht infrage: In Pfäffikon SZ startete Steingruber ein Studium als Marketingmanagerin – und entdeckte ausserdem ihre Leidenschaft zu zwei Rädern.

Adrenalin-Junkie

Lange Zeit hätte die St.Gallerin auch gar keine Gelegenheit gehabt, aufs Töff zu sitzen. Als Sportlerin wurde Steingruber jahrelang von Opel gesponsert und war dementsprechend auf vier statt auf zwei Rädern unterwegs. Sie fahre gerne Auto, so sei es nicht. Jedoch fehlte ihr nach ihrer aktiven Karriere das gewisse Etwas: «Ich habe den Adrenalinkick in meinem Leben vermisst – das kommt wohl vom Sport», sagt Steingruber schmunzelnd.

Durch ihren Freund, den Motocrossfahrer Alan Ulmann (27), ist Steingruber wieder aufs Motorrad gekommen – und war sofort Feuer und Flamme: «Es ist wie in einer anderen Welt: Man ist voll konzentriert, hat alleine die Kontrolle über so ein Gerät – das fasziniert mich am Töfffahren». Wie es der Zufall will, führt der Onkel ihres Freundes ein Harley-Davidson-Geschäft und stellte ihr für die Prüfung im November 2021 eine Maschine zur Verfügung. Ihre Leidenschaft für die fetten Töffs «Made in USA» war geboren.

Wieso eine 200-Kilo-Maschine?

Dabei wollte Giulia Steingruber immer ein sportliches Zweirad fahren. Wieso dann ausgerechnet eine Harley, die für vieles, nicht aber für ausufernde Dynamik steht? «Ich habe die Harley gesehen und dachte: Boah! Die möchte ich haben», schildert Steingruber mit funkelnden Augen. Besonders in den schwarzen Lack ihrer Sportster S habe sie sich sofort verliebt – und schlug zu.

200 Kilo bringt die hochglanzpolierte Maschine auf die Waage. Das sei imposant. Aber Angst, sie zu bewegen, hatte sie nie. «Klar hat man Respekt. Und den braucht man auch, damit man es nicht übertreibt.» Trotzdem gibt Giulia Steingruber zu: «Das erste Mal als ich darauf sass, hatte ich schon ein bisschen Schiss». Geblitzt wurde sie bisher noch nie. Auch Stürze hätte es in ihrer kurzen Töff-Karriere noch keine gegeben. Trotzdem sei sie gerne sportlich unterwegs: «Ich bin schon jemand, der gerne mutig fährt. Aber dabei immer mit der gebotenen Vorsicht.»

Motofestival Bernexpo

Am letzten Tag des Motofestivals, am Sonntag, 26. Februar, fährt Steingruber mit ihrem Traum-Töff in Bern vor. Dort steht sie dem Publikum für Interviews und Fotos zur Verfügung. Doch auch ohne diesen Auftrag wäre sie in die Bernexpohallen gepilgert. Ihr Töff-Wissen zu erweitern und zu sehen, welche Neuheiten und Innovationen es gibt, darauf freue sie sich am meisten. «Ich war schon mal in Zürich an der Swiss Moto – das hat mich schwer beeindruckt.» In die Töffwelt abzutauchen, die spezielle Atmosphäre aufzusaugen – das begeistere sie. «Natürlich schaue ich auch auf dem Harley-Stand vorbei. Vielleicht entdecke ich dort ja meine nächste Traum-Maschine.»

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