Elektroautos im Faktencheck
Grüne Lüge oder grüne Lösung?

Sind Elektroautos wirklich umweltfreundlicher als konventionelle Verbrenner? BLICK räumt mit gängigen Mythen auf.
Publiziert: 22.03.2019 um 16:00 Uhr
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Aktualisiert: 31.12.2019 um 11:20 Uhr
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Bei in Europa produzierten und gefahrenen E-Autos ist die Ökobilanz in der Regel immer besser als bei einem vergleichbaren Benziner oder Diesel – unabhängig, wie der Strom produziert wurde.
Foto: Frederic Meyer
Andreas Engel und Timothy Pfannkuchen

Der diesjährige Genfer Autosalon zeigt einmal mehr deutlich: Elektro-Fahrzeuge sind auf dem Vormarsch. Egal, ob futuristische Studie oder braves Serienauto, praktischer Kleinwagen oder pompöser Luxus-SUV – die Vielfalt an neuen Elektromobilen scheint keine Grenzen mehr zu kennen.

Die Fragen, die sich Normalkunde stellt: Sind die stromernden Newcomer in ihrer Ökobilanz wirklich besser als herkömmliche Benziner oder Diesel? Wie siehts mit Produktion und Entsorgung des Akkus aus? Und sind wirklich neue AKW nötig, um den steigenden Strombedarf für die E-Mobile zu decken? BLICK klärt auf.

Wie gut ist die Ökobilanz von E-Autos wirklich?

Entscheidend für die Ökobilanz ist der Energieaufwand über den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs – von der Rohstoffbereitstellung über den Betrieb bis zum Recycling. Das aufgewendete CO2 bei einem mit Benzin angetriebenen Kompakten wie dem VW Golf liegt heute in Europa bei rund 44 Tonnen.

Laut VW soll der Wert bei einem vergleichbaren Stromer bei rund 30 Tonnen liegen – und künftig beispielsweise dank mehr Ökostrom in den Werken weiter sinken. Wichtig ist aber natürlich auch, woher der Strom für den Fahrbetrieb stammt.

In der Schweiz kommen schon heute 60 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen wie Wasserkraft. Deshalb schont ein E-Auto hierzulande definitiv die Umwelt!

Doch selbst bei einem «dreckigeren» Strommix wie in Deutschland (viel Kohlekraft) ist das E-Auto ökologischer, weil es Energie effizienter verwertet: Liegt der Wirkungsgrad bei Verbrennern bei 35 bis 45 Prozent, sinds beim E-Auto 90 bis 95 Prozent.

Verderben die Akkus nicht die Ökobilanz?

Nein. Richtig ist, dass die Akkus die ökologische Achillesferse sind. Falsch wäre, das überzubewerten. Gemäss der Empa verantwortet der Akku inklusive seiner Herstellung 15 Prozent der Ökobilanz eines E-Autos.

Selbst im «dreckigeren» EU-Strommix gerechnet bleibt die Ökobilanz mitsamt Akkuherstellung wie bei einem Benziner, der unter vier Liter verbraucht. Und auch das Thema Recycling wird aus Image- und Kostengründen immer wichtiger.

Nicht zu unterschätzen ist dabei die Idee des «Second Life»: Derzeit rechnet man, dass der Akku nach zehn Autojahren noch über 70 Prozent Kapazität hat. So kann er jahrelang weiter dienen, etwa als Speicher für die Fotovoltaik-Anlage daheim.

Werden bei mehr E-Autos mehr AKW nötig?

Definitiv nicht, denn der Strombedarf durch E-Autos wird überschätzt. Energie-Experte Dr. Gil Georges von der ETH Zürich: «Wenn wir weit in die Zukunft blicken und sagen, wir elektrifizieren die 4,5 Millionen Autos auf unseren Strassen, reden wir von 12 bis 14 Terawattstunden zusätzlichem Strombedarf.

Das entspräche am heutigen Verbrauch der Schweiz gemessen 15 bis 25 Prozent.» Zum Vergleich: Industrie und Gewerbe brauchen 60 Prozent des Gesamtstroms.

Wissenswertes zum Elektroauto

Wie viel kostet Strom für 100 Kilometer?

Je nach Auto 2.50 bis 3.50 (Mixstrom im Niedertarif) und 3 bis 5.50 Franken (Ökostrom, Hochtarif); immer gerechnet samt moderaten Ladeverlusten von zehn Prozent. Diese werden jedoch klar höher (bis zu 30 Prozent), je schneller man lädt. E-Autos sind trotzdem deutlich günstiger als die meisten Verbrenner: Bei einem Benzinpreis von 1.70 Franken und 7,0 l/100 km kosten 100 Kilometer 11.90 Franken.

Wie lange braucht ein E-Auto, bis es geladen ist?

Das variiert je nach Akkugrösse und Laderate. Wird etwa ein Tesla Model S an einer Haushaltsteckdose geladen, steigt die Reichweite pro Stunde um lediglich 10 bis 14 Kilometer. Für E-Auto-Fahrer empfiehlt sich deshalb die Installation einer Wandladestation (Wallbox): Mit 11 bis 22 kW Ladeleistung wächst die Reichweite pro Stunde um 44 bis 80 Kilometer. Bei Schnellladern an Autobahnen sind 100 bis 150 kW möglich – dann ist für das komplette Füllen nur eine Mittagspause nötig.

Brennen E-Autos schneller als Benziner oder Diesel?

Nein. Zurückzuführen ist die Angst vor brennenden Akkus auf den Medienhype, der aus jedem abgefackelten Tesla eine Sensation generiert. Aber E-Autos brennen nicht häufiger, zumal kein Benzin in Flammen aufgeht – und schneiden in Crashtests so gut wie alle ab. Richtig ist aber: Feuerwehren sind gefordert; beim Retten eingeklemmter Personen drohen bei unsachgemässem Vorgehen Feuer und Stromschlag.

Wie viel kostet Strom für 100 Kilometer?

Je nach Auto 2.50 bis 3.50 (Mixstrom im Niedertarif) und 3 bis 5.50 Franken (Ökostrom, Hochtarif); immer gerechnet samt moderaten Ladeverlusten von zehn Prozent. Diese werden jedoch klar höher (bis zu 30 Prozent), je schneller man lädt. E-Autos sind trotzdem deutlich günstiger als die meisten Verbrenner: Bei einem Benzinpreis von 1.70 Franken und 7,0 l/100 km kosten 100 Kilometer 11.90 Franken.

Wie lange braucht ein E-Auto, bis es geladen ist?

Das variiert je nach Akkugrösse und Laderate. Wird etwa ein Tesla Model S an einer Haushaltsteckdose geladen, steigt die Reichweite pro Stunde um lediglich 10 bis 14 Kilometer. Für E-Auto-Fahrer empfiehlt sich deshalb die Installation einer Wandladestation (Wallbox): Mit 11 bis 22 kW Ladeleistung wächst die Reichweite pro Stunde um 44 bis 80 Kilometer. Bei Schnellladern an Autobahnen sind 100 bis 150 kW möglich – dann ist für das komplette Füllen nur eine Mittagspause nötig.

Brennen E-Autos schneller als Benziner oder Diesel?

Nein. Zurückzuführen ist die Angst vor brennenden Akkus auf den Medienhype, der aus jedem abgefackelten Tesla eine Sensation generiert. Aber E-Autos brennen nicht häufiger, zumal kein Benzin in Flammen aufgeht – und schneiden in Crashtests so gut wie alle ab. Richtig ist aber: Feuerwehren sind gefordert; beim Retten eingeklemmter Personen drohen bei unsachgemässem Vorgehen Feuer und Stromschlag.

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