Bei Recherchen zu einem Modellauto und zum Schweizer Rennfahrer Herbert «Stumpe-Herbie» Müller (1940–1981, siehe Box) stolpern wir im Frühling über René Killer. Der 58-jährige Angestellte eines Lebensmittelherstellers beschafft uns ein gewünschtes Foto – und noch viel mehr. Er besitze eine kleine Modellsammlung von Müllers Rennwagen, sagt er bescheiden am Telefon und lädt uns zur Besichtigung ein.
Einige Wochen später in einem unscheinbaren Mehrfamilienhaus am Stadtrand von Zürich: Der wohl passionierteste Herbert-Müller-Fan der Schweiz heisst uns willkommen. Überall in Killers Wohnung stehen hinter Glasvitrinen und auf Schränken die Modellautos in diversen Grössen und Farben. Die Wände zieren Rennsport-Fotos, überall entdecken wir Müller-Memorabilien. Es gibt gar ein Zimmer nur für Modellautos! «Einzig Küche und Wohnzimmer sind tabu. Das musste ich meiner Frau versprechen», sagt René Killer lächelnd, als er durch sein Zuhause führt.
Sammelfieber begann in Schweden
«Schon als kleiner Junge faszinierten mich Autos», beginnt uns René Killer zu erzählen. Logisch, absolvierte er ab 1980 eine Lehre als Automechaniker in Schlieren ZH. Auf seinem Arbeitsweg kam er täglich an einer Garage vorbei, die italienische Sportwagen importierte. «Als ich dort den De Tomaso Pantera GT5 entdeckte, wusste ich: Das ist mein Traumauto.» Er gründet den De-Tomaso-Club Schweiz, trifft an einem Rennen am Nürburgring den schwedischen Klubpräsidenten und besucht ihn 1994 in Kalmar (S). Dieser beeindruckt ihn mit seiner De-Tomaso-Modellsammlung. «Und als er mir zwei Pantera schenkte, weckte er in mir die Sammelleidenschaft», erinnert sich Killer.
Weil Herbert Müller neben Porsche und Ferrari auch auf De Tomaso Pantera Rennen fuhr, stösst René Killer bald darauf auf ein in den Tabatip-Sponsorfarben lackiertes Modell. «Bei weiteren Recherchen entdeckte ich, wie faszinierend und vielseitig dieser begnadete Rennfahrer war – er fuhr vom VW Käfer bis zum F1-Boliden alles, was vier Räder hatte. Viele kannten Stumpe-Herbie, aber es gab kaum Dokumentiertes. Dies bewegte mich, alles über Herbert Müller zu erfahren und zu sammeln», erläutert Killer. 26 Jahre später besitzt er rund 3000 Fotos und 270 Modelle von Rennwagen, die Müller gefahren war. «Ich will von jedem Auto, das er in einem Training oder Rennen fuhr, ein Foto und ein Modell», erklärt Killer sein Ziel. Etwa 360 Modelle dürften es dann am Schluss sein.
Als 20-Jähriger startet Herbert «Stumpe-Herbie» Müller 1960 zum ersten F3-Rennen – und wird Vierter. Mit weiteren Erfolgen macht der talentierte Aargauer auf sich aufmerksam. Weil er 1964 nach dem Tod seines Vaters den elterlichen Galvanisierungs-Betrieb in Reinach AG übernimmt und ihn zum Autohandel ausbaut, lehnt Müller lukrative Profi-Werksverträge von Ferrari und Porsche ab.
Dennoch gelingt ihm 1966 als «professioneller Amateur» auf Porsche 906 mit dem Sieg bei der Targa Florio (I) sein erster grosser Erfolg. Mit kämpferischer Fahrweise fährt sich Müller in die Herzen der Zuschauer. Unvergessen, als er ein Jahr später an gleicher Stätte im Ferrari 412P, nach einer verwegenen Aufholjagd und Rundenrekord den Sieg vor Augen, wegen Technikdefekt aufgeben muss.
Beim Start zum Interserie-Rennen auf dem Nürburgring (D) wird Müller 1972 im Ferrari von einem Gegner abgeschossen. Sein Auto überschlägt sich, fängt Feuer. Erst nach langen 15 Sekunden kann sich Müller befreien – mit Verbrennungen an Händen, Füssen und im Gesicht. Ab 1977 fährt «Stumpe-Herbie» (Rivalen sagen, er nähme die Zigarre nur fürs Rennen aus dem Mund) nur noch einzelne Rennen.
Trotzdem verunglückt er am 24. Mai 1981 beim 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring tödlich. Im «Kesselchen» prallt er mit seinem Porsche 908/3 gegen den neben der Piste abgestellten Porsche 935 von Bobby Rahal. Beide Wagen gehen in Flammen auf, der wohl schon beim Aufprall ums Leben gekommene Müller verbrennt in seinem Wrack. Ironie des Schicksals: Vor dem Rennstart soll Müller gesagt haben, dass er mit diesem Rennen seine Karriere beenden wolle.
Als 20-Jähriger startet Herbert «Stumpe-Herbie» Müller 1960 zum ersten F3-Rennen – und wird Vierter. Mit weiteren Erfolgen macht der talentierte Aargauer auf sich aufmerksam. Weil er 1964 nach dem Tod seines Vaters den elterlichen Galvanisierungs-Betrieb in Reinach AG übernimmt und ihn zum Autohandel ausbaut, lehnt Müller lukrative Profi-Werksverträge von Ferrari und Porsche ab.
Dennoch gelingt ihm 1966 als «professioneller Amateur» auf Porsche 906 mit dem Sieg bei der Targa Florio (I) sein erster grosser Erfolg. Mit kämpferischer Fahrweise fährt sich Müller in die Herzen der Zuschauer. Unvergessen, als er ein Jahr später an gleicher Stätte im Ferrari 412P, nach einer verwegenen Aufholjagd und Rundenrekord den Sieg vor Augen, wegen Technikdefekt aufgeben muss.
Beim Start zum Interserie-Rennen auf dem Nürburgring (D) wird Müller 1972 im Ferrari von einem Gegner abgeschossen. Sein Auto überschlägt sich, fängt Feuer. Erst nach langen 15 Sekunden kann sich Müller befreien – mit Verbrennungen an Händen, Füssen und im Gesicht. Ab 1977 fährt «Stumpe-Herbie» (Rivalen sagen, er nähme die Zigarre nur fürs Rennen aus dem Mund) nur noch einzelne Rennen.
Trotzdem verunglückt er am 24. Mai 1981 beim 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring tödlich. Im «Kesselchen» prallt er mit seinem Porsche 908/3 gegen den neben der Piste abgestellten Porsche 935 von Bobby Rahal. Beide Wagen gehen in Flammen auf, der wohl schon beim Aufprall ums Leben gekommene Müller verbrennt in seinem Wrack. Ironie des Schicksals: Vor dem Rennstart soll Müller gesagt haben, dass er mit diesem Rennen seine Karriere beenden wolle.
Die meisten Modelle sind Unikate
Natürlich gibts diese Modelle nicht ab Stange. Im Internet sucht Killer deshalb Rennfotos als Vorlage, um die Modelle von Spezialisten nachbauen zu lassen. Aktuell beschäftigt er regelmässig zwei Modellbauer in der Schweiz und einen in Deutschland. Die Preise für ein von Hand gebautes Einzelstück differieren je nach Massstab, Bausatz und Aufwand zwischen 300 und 4000 Franken. «Total», so schätzt Killer vorsichtig, «habe ich bislang ungefähr 120’000 Franken für meine Müller-Modellsammlung ausgegeben.» Klingt nach viel – ist aber wenig, wenn man weiss, was diese Modelle heute als 1:1-Original kosten. Doch warum baut Killer seine Modelle nicht selbst? Schulterzuckend meint er nur. «Dazu fehlt es mir für meine perfektionistischen Ansprüche an handwerklichem Geschick.»
Genau 40 Jahre nach dem Unfalltod von Herbert «Stumpe-Herbie» Müller ist im Kölner McKlein-Verlag die Biografie «Herbert Müller ... alles zu langsam!» über den Schweizer Autorennfahrer erschienen. Darin erinnern sich die Rennsport-Autoren Jörg-Thomas Födisch und Rainer Rossbach, aber auch Herbie Müllers Frau Marianne und Sohn Daniel in vielen Anekdoten an den von 1960 bis 1981 international erfolgreichen Rennsportler. Illustriert wird das 380-Seiten-Werk mit bislang unveröffentlichten Fotos aus dem Porsche- und Familienarchiv.
Genau 40 Jahre nach dem Unfalltod von Herbert «Stumpe-Herbie» Müller ist im Kölner McKlein-Verlag die Biografie «Herbert Müller ... alles zu langsam!» über den Schweizer Autorennfahrer erschienen. Darin erinnern sich die Rennsport-Autoren Jörg-Thomas Födisch und Rainer Rossbach, aber auch Herbie Müllers Frau Marianne und Sohn Daniel in vielen Anekdoten an den von 1960 bis 1981 international erfolgreichen Rennsportler. Illustriert wird das 380-Seiten-Werk mit bislang unveröffentlichten Fotos aus dem Porsche- und Familienarchiv.
Übrigens: René Killer lernte Herbert Müller nie persönlich kennen und sah ihn nie live ein Rennen fahren. Dank Sammelleidenschaft weiss er aber über das Leben des 1981 tödlich verunglückten Rennfahrers wohl gar detaillierter Bescheid als Müllers Familie. «Wann und wo Herbert Müller mit welchem Auto gefahren ist, dazu kann ich tatsächlich genau Auskunft geben», gibt Killer nicht ohne Stolz zu.