Postfourgon Tatra 57B PTT im Massstab 1:43
Als die Post noch elegant unterwegs war

Für Eildienste beschaffte die Post bei Grossherstellern jahrzehntelang populäre Fahrzeuge wie den VW Käfer. Eine Epoche früher liess sie sich aber über einen Schweizer Importeur auf einen tschechischen Tatra 57B ein. Den gibts nun im Sammler-Massstab 1:43.
Publiziert: 07.11.2021 um 10:53 Uhr
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So elegant war die Schweizer Post unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg unterwegs.
Foto: ZVG.
Raoul Schwinnen

Wir reiben uns die Augen: Dieser elegante, von vorne gar etwas an Bugatti erinnernde Tatra 57B von 1947 soll einst im Dienste der PTT gewesen sein? «Stimmt», bestätigt Tim Hellstern, Konservator-Restaurator für technisches Kulturgut im Museum für Kommunikation in Bern. «Während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg beschaffte sich die damalige PTT solche Tatra-57B-Modelle als Postfourgon, wie man die Fahrzeuge für den Eildienst bei der Post damals bezeichnete.»

Die PTT bestellte 21 Tatra 57B

In die Schweiz importiert wurden die robusten tschechischen Tatra mit Zentralrohrrahmen und Querfederung, Vier-Gang-Schaltung und 1250-ccm-Motor mit 25 PS seit 1935 von der Garage Schenk in Worblaufen BE. Für die elegant anmutende Karosserie mit den geschwungenen Kotflügeln, dem grossen Kühlergrill, der niedrigen Dachkante und der hinten angeschlagenen Fahrer-, Beifahrer- und der Hecktüre zeichnete dagegen die Firma Reber & Sohn aus Bern verantwortlich. Im Archiv finden sich Unterlagen, wonach die PTT 1941 fünf Exemplare, 1947 zehn weitere und ein Jahr später nochmals sechs Tatra 57B bestellte. «Das waren damals, zu Beginn der Motorisierung und im Vergleich zu den später in den 1950er- und 60er-Jahren beschafften VW Käfer, natürlich bescheidene Stückzahlen», weiss Spezialist Tim Hellstern.

Serie: Modellautos mit Schweiz-Bezug

In Zusammenarbeit mit Modell-Importeur Arwico stellen wir jeden Monat ein Modellauto und dessen Original mit Schweiz-Bezug vor – egal, ob Vitrinen-, ferngelenktes RC- oder Slot-Racing-Modell. Zu Beginn der Serie zeigten wir anhand des Sammlermodells Monteverdi High Speed 375 S High Speed von AutoCult, wie gross der Aufwand für die Entstehung eines kleinen, im Handel rund 95 bis 120 Franken kostenden 1:43er-Modells ist.

AutoCult lässt all seine Modelle in China von Hand produzieren und bietet jeweils nur 333 Exemplare an.
Raoul Schwinnen

In Zusammenarbeit mit Modell-Importeur Arwico stellen wir jeden Monat ein Modellauto und dessen Original mit Schweiz-Bezug vor – egal, ob Vitrinen-, ferngelenktes RC- oder Slot-Racing-Modell. Zu Beginn der Serie zeigten wir anhand des Sammlermodells Monteverdi High Speed 375 S High Speed von AutoCult, wie gross der Aufwand für die Entstehung eines kleinen, im Handel rund 95 bis 120 Franken kostenden 1:43er-Modells ist.

Ähnlich verblüfft wie wir reagierte auch Daniel Gasser von Spielzeug-Importeur Arwico, als er in seiner Freizeit beim Stöbern im Internet auf die Bilder eines noch existierenden gelb-schwarz lackierten PTT-Tatra 57B aus dem Jahre 1947 stiess: «Ich war sofort von der äusserst eleganten Form dieses Fahrzeugs fasziniert.» Und weil es auf dem Modellautomarkt in der Schweiz im Gegensatz zu Deutschland oder Österreich weniger markenverliebte Sammler gibt und bei uns in erster Linie nationale Themen wie Bahn-, Post-, Blaulicht- und Armeefahrzeuge gefragt sind, lag es für den Modellautospezialisten auf der Hand, dieses aussergewöhnliche, in Bern aufgebaute PTT-Dienstfahrzeug im Modellsammlermassstab 1:43 produzieren zu lassen. Nachdem er auch sein deutscher Produzent AutoCult von der Idee begeistern konnte, startete die Umsetzung.

Das Original steht im PTT-Depot

Das Museum für Kommunikation (früher Postmuseum) ist ein interaktives Museum zum Thema Kommunikation in Bern. Gegründet wurde es 1907 als Firmenmuseum der Schweizerischen Post. Eine Postkutsche, ein PTT-Käfer oder ein Original-Fluchtfahrzeug des Zürcher Jahrhundert-Postraubs – all das und noch viel mehr ist in der Kernausstellung des Museums für Kommunikation zu sehen (Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr).

Das gut erhaltene Original des Tatra-57B-PTT-Modells steht allerdings, zusammen mit vielen weiteren historischen Fahrzeugen der Post (u. a. 25 Postautos), im Sammlungsdepot in Schwarzenburg BE und kann dort nur an einem der seltenen Tage der offenen Tür bewundert werden. Derzeit ist kein solcher Anlass geplant. Sollte das Depot seine Tore aber wieder mal für Besucherinnen und Besucher öffnen, wird das Datum rechtzeitig auf www.mfk.ch bekannt gegeben.

Das Museum für Kommunikation (früher Postmuseum) ist ein interaktives Museum zum Thema Kommunikation in Bern. Gegründet wurde es 1907 als Firmenmuseum der Schweizerischen Post. Eine Postkutsche, ein PTT-Käfer oder ein Original-Fluchtfahrzeug des Zürcher Jahrhundert-Postraubs – all das und noch viel mehr ist in der Kernausstellung des Museums für Kommunikation zu sehen (Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr).

Das gut erhaltene Original des Tatra-57B-PTT-Modells steht allerdings, zusammen mit vielen weiteren historischen Fahrzeugen der Post (u. a. 25 Postautos), im Sammlungsdepot in Schwarzenburg BE und kann dort nur an einem der seltenen Tage der offenen Tür bewundert werden. Derzeit ist kein solcher Anlass geplant. Sollte das Depot seine Tore aber wieder mal für Besucherinnen und Besucher öffnen, wird das Datum rechtzeitig auf www.mfk.ch bekannt gegeben.

Original mit Jahrgang 1947

Als Vorbild zum Vermessen und Umsetzen ins Modell wählten Daniel Gasser und Thomas Roschmann von AutoCult ein linksgesteuertes Original, das von der Post 1947 angeschafft und erst im Eildienst einige Jahre in der Region Basel im Einsatz stand, später mit rund 75’000 Kilometern auf dem Tacho nach Bern überführt wurde, wo es weiter seinen Dienst versah. Inzwischen steht das gut erhaltene Originalfahrzeug mit der Post-Nummer 797 im Sammlungsdepot des Museums für Kommunikation in Schwarzenburg BE, wo es allerdings für die Öffentlichkeit derzeit nicht zu bewundern ist.

Dafür ist das in einer Auflage von 300 Stück mit viel Liebe zum Detail produzierte Modell seit wenigen Tagen im Fachhandel zum Stückpreis von 119 Franken zu kaufen. Und Daniel Gasser ist zuversichtlich, dass dieses Modell in der Schweiz, aber auch in Deutschland und in Tschechien viele Abnehmer findet.

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