Auf einen Blick
«Donald Trump bewundert Diktatoren.» Das sagte Kamala Harris (60) an der einzigen TV-Debatte des US-Wahlkampfs. Es sei bekannt, dass Trump (78) schwach sei und irre, wenn es um die nationale Sicherheit und Aussenpolitik gehe. Diktatoren könnten Trump mit Schmeicheleien und Gefälligkeiten manipulieren. Tatsächlich aber hat Trump einige Eigenschaften, die ihn für Autokraten wie Wladimir Putin (72) gefährlich machen. Fakt ist: Donald Trump hat mehr russische Soldaten getötet als jeder andere US-Präsident in den vergangenen 100 Jahren.
Manche behaupten, Trump sei eine Marionette Putins. In der Berichterstattung zur Wahl zeigte der Putin-Propagandasender Rossija 1 genüsslich Nacktbilder von Melania Trump (54) – und wollte so wohl Donald Trump demütigen.
Russische Einmischung
Nackte Tatsachen waren schon rund um die US-Wahlen von 2016 ein grosses Thema. Damals hiess es, dass Russland Trump mit finanziellen Anreizen und Druckmitteln in Form von Sexvideos aus einem Moskauer Hotel manipuliert habe.
Die Vorwürfe wurden vom ehemaligen CIA-Direktor Robert Mueller (80) geprüft. Mueller fand keine Beweise, dass Russland ein Sextape von Trump besass. Der Sonderermittler bestätigte zwar, dass sich Russland bei der Wahl 2016 eingemischt hatte, er konnte aber keine Koordination zwischen Moskau und der Trump-Kampagne nachweisen. Auch im laufenden Jahr soll sich Russland in die US-Wahlen eingeschaltet haben.
Putin sagt, er bevorzuge Biden
Vor diesem Hintergrund sorgte es für Erstaunen, als sich Putin im Februar 2024 zu den amerikanischen Wahlen äusserte. Der Kreml-Chef sagte damals, er ziehe den stabilen Biden dem unberechenbaren Trump vor: «Biden ist erfahrener, berechenbarer, er ist ein Politiker der alten Schule», so Putin.
Blutige Konfrontation in Syrien
Zwar hat Trump den russischen Machthaber als «schlau» und sogar als «Genie» bezeichnet – jedoch hat das US-Militär unter Trump den Russen auch schon eine herbe Niederlage beschert.
Mehr zu Trump und Putin
Am 7. Februar 2018 kam es in Syrien zu einer direkten Konfrontation zwischen der US-Armee und russischen Wagner-Söldnern. In der «Schlacht von Khasham» wurden bis zu 200 russische Söldner getötet. Die USA setzten Flugzeuge, Helikopter und Artillerie ein, um einen Angriff auf eine amerikanische Stellung abzuwehren. Es war das blutigste direkte Kräftemessen der beiden Militärmächte seit dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918.
In seiner letzten Amtszeit packte Trump aussenpolitische Probleme teils persönlich bei den Hörnern: China belegte er mit Strafzöllen, die auch die Biden-Regierung praktisch unverändert übernahm. Nordkoreas Diktator Kim Jong Un (40) drohte er vor der Uno-Vollversammlung mit der «vollständigen Vernichtung», falls die USA gezwungen seien, sich oder ihre Verbündeten zu verteidigen. «Rocketman ist auf einer Selbstmordmission», sagte Trump im September 2017.
Trump warnt Putin vor Ukraine-Eskalation
Am Donnerstag soll Trump bereits mit Putin telefoniert haben – das Telefonat wird allerdings vom Kreml bestritten. Gemäss der «Washington Post» habe der Amerikaner dem Russen geraten, den Krieg in der Ukraine nicht eskalieren zu lassen. Zudem habe er ihn an die beträchtliche Militärpräsenz Washingtons in Europa erinnert.
Der SonntagsBlick befragte mehrere Experten zu den Aussichten der Ukraine mit Trump im Weissen Haus. Nicole Deitelhoff (50), Leiterin des Leibniz-Instituts für Friedens- und Konfliktforschung, betont dabei: «Wir sollten Trump nicht unterschätzen.»
Es bestehe sogar die Möglichkeit, dass Trump die Waffenhilfe am Ende hochfährt und auch Angriffe mit US-Raketen auf russischem Boden zulasse, erklärt Maria Avdeeva, Senior Fellow am Foreign Policy Research Institute. «Dass Trump grundsätzlich als unberechenbar gilt, kann sich als Vorteil für Kiew entpuppen.»
Abschreckung wieder herstellen
Ähnlich sieht das auch Robert O'Brien, Trumps ehemaliger nationaler Sicherheitsberater. Er sagte: «Es wird eine Rückkehr zum Frieden durch Stärke sein.» Die Abschreckung werde wiederhergestellt, so O'Brien.
Putin hat also gute Gründe, den unberechenbaren Trump zu fürchten. Denn als Verlierer dastehen will der nächste US-Präsident auf keinen Fall.