Wird Trump seine Versprechen umsetzen?
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Experten-Talk zu Trump 2.0:Wird Trump seine Versprechen umsetzen?

24 Stunden nach seinem Triumph
Und schon bricht Trump sein erstes Wahlversprechen

Der Republikaner will nach einem simplen Motto regieren: «Promises made, promises kept», sprich: «Was ich verspreche, daran halte ich mich.» Doch nicht einmal zwei Tage nach seinem Grosserfolg bricht Trump ein erstes Mal ein Wahlversprechen. Und was für eines.
Publiziert: 08.11.2024 um 12:39 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2024 um 07:33 Uhr
24 Stunden nach seinem Kantersieg hat Donald Trump bereits ein erstes Wahlversprechen gebrochen.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

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Samuel SchumacherAusland-Reporter

«Promises made, promises kept» («Ich setze um, was ich verspreche»): Das sei das Motto seiner zweiten Amtszeit im Weissen Haus, verkündete der frisch gewählte 47. US-Präsident Donald Trump (78) bei seiner Siegesrede in der Nacht auf Mittwoch.

Versprochen hat der Republikaner in seinem äusserst erfolgreichen Wahlkampf so einiges. Ausgerechnet sein vielleicht wichtigstes Wahlversprechen aber hat Trump bereits gebrochen – genau 24 Stunden nach seinem Sieg. Das könnte uns teuer zu stehen kommen.

Seit mehr als einem Jahr behauptet Trump immer und immer wieder, er werde den Krieg in der Ukraine «binnen eines Tages nach meiner Wahl beenden» – lange bevor er am 20. Januar 2025 offiziell zum neuen US-Präsidenten gekürt werde. Doch nix da: Trumps Wiederwahl liegt mehr als 48 Stunden zurück, und der Krieg in der Ukraine tobt so heftig wie lange nicht mehr.

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Donald Trump hat bei seiner Siegesrede in Anwesenheit seiner Frau Melania und ihres Sohnes Barron noch einmal unterstrichen, dass er nach dem Motto «promises made, promises kept» regieren wolle.
Foto: keystone-sda.ch

Winkt Trump gar der Friedensnobelpreis-Vorschlag?

Das liegt nicht zuletzt an der neuen nordkoreanischen Unterstützung, mit der Wladimir Putin (72) die ukrainischen Soldaten Schritt für Schritt zurückdrängt. Und während Russland mit Nordkorea einen neuen Partner an seiner Seite weiss, droht Kiew seinen wichtigsten Alliierten zu verlieren. Kein anderes Land hat auch nur ansatzweise so viele Waffen und so viel Geld in die Ukraine geschickt wie die Vereinigten Staaten von Amerika. Kriegsmaterial im Wert von mehr als 60 Milliarden Dollar liess die Regierung des abtretenden Joe Biden (81) an Wolodimir Selenski (46) liefern. Das ist mehr als 43 Prozent aller Militärhilfe, die die Ukraine seit Kriegsbeginn erhalten hat.

Trump hingegen hat mehrfach klargemacht, dass er Selenski für einen «grossartigen Verkäufer» halte, der die USA nach Strich und Faden ausnehme – und dass er der grosszügigen US-Hilfe für das kriegsgebeutelte Kiew ein Ende setzen werde. Von Oktober 2023 bis April 2024 haben seine Republikaner auf Geheiss des Parteibosses im amerikanischen Parlament schon einmal sämtliche Hilfen an die Ukraine blockiert. Das trieb Selenskis Truppen an den Rand des Kollapses.

Kein Wunder also geht in der Ukraine nach Trumps Triumph die Angst um. «We are fucked!», fasst ein ukrainischer Soldat im Donbass die Situation auf Anfrage von Blick zusammen. Präsident Selenski versucht derweil, mit geschicktem Lobbying Trump doch noch umzustimmen. Etwa, indem er Trumps eigenes Bonmot «Frieden durch Stärke» immer wieder verwendet und dem Republikaner öffentlich zu seinem «absolut überzeugenden Sieg» gratuliert. Ein Ende des Kriegs mit Russland könne «nicht durch Schwäche erkauft werden», mahnt Selenski. Gegenüber dem britischen «The Guardian» meinte Selenski, Trump würde durch vorschnelles Verhandeln mit Putin riskieren, plötzlich als «Verlierer-Präsident» dazustehen.

Doch auch Kreml-Chef Wladimir Putin schmiert Trump fleissig geopolitischen Honig um den Mund. Er sei «beeindruckt vom Verhalten» des Republikaners nach dem versuchten Attentat auf ihn, liess Putin am Mittwoch verlauten. «Trump hat in diesem Moment gezeigt, was für ein mutiger Mann er ist», säuselte Putin. Er sei gern bereit für Gespräche mit dem US-Präsidenten. Trump nahm den Ball prompt auf und meinte: «Ich denke, wir werden reden.»

Alexander Lukaschenko (70), Putins getreuer Helfer im Moskauer Vorhof Belarus, setzte noch eins drauf, als er am Mittwoch verkündete, er werde Donald Trump persönlich für den Friedensnobelpreis nominieren, falls er ein Ende des Kriegs in der Ukraine herbeiführen könne. Zur Erinnerung: Ein Ende des Kriegs zum jetzigen Zeitpunkt wäre gleichbedeutend mit Kiews Kapitulation. Die Ukraine müsste weite Teile ihres Gebietes an Russland abtreten, und Putin würde für seinen territorialen Raubzug mitten in Europa auch noch belohnt.

Ex-Nato-Chef fordert Trump mit «Loser»-Aussage heraus

Kein Wunder also, dass sich auch europäische Schwergewichte in die neu entfachte Debatte über sogenannte Friedensgespräche zwischen Moskau und Kiew einmischen. Anders Fogh Rasmussen (70), Ex-Nato-Chef und einst dänischer Premierminister, warnte Trump in einem Beitrag auf der Plattform Linkedin, gegenüber Russland klein beizugeben. «Frieden nach Putins Vorstellungen wird Trump aussehen lassen wie einen Verlierer. Er muss mutiger sein als sein Vorgänger Biden und seine Unberechenbarkeit zu seinem Vorteil nutzen», schreibt Fogh Rasmussen.

Auf welche dieser Stimmen Trump hören wird, bleibt offen. Glasklar hingegen ist: Sein Wahlversprechen vom schnellen Ende des Ukraine-Kriegs waren nichts als Fake News.

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