41'577 Menschen starben in Deutschland bislang am Coronavirus. Über die Hälfte davon alleine seit Dezember. In der letzten Woche sind mehr Menschen an Folgen des Erregers ums Leben gekommen als im gesamten April 2020, dem Höhepunkt der ersten Corona-Welle, schreibt der «Tages-Anzeiger».
Die Übersterblichkeit lag in der zweiten Dezemberwoche bei 23 Prozent. Am schlimmsten traf es das Bundesland Sachsen. Dort waren es sogar 88 Prozent.
Höhere Sterberate als in der Schweiz
Und das, obwohl bei unseren Nachbarn seit Anfang November alle Gastrobetriebe sowie Hotels dicht sind und seit Mitte Dezember das ganze Land im Lockdown ist. In der Schweiz dagegen sind die Massnahmen deutlich weniger streng.
Die Zahl der Neuansteckungen pro 100'000 Einwohner sind hierzulande zwar auch nach wie vor höher (167 zu 261 im 7-Tages-Schnitt), bei der Mortalitätsrate liegt Deutschland jedoch mittlerweile vorn (95 zu 49 Fälle pro 100'000 Einwohner im 7-Tages-Schnitt).
Bundeskanzlerin Angela Merkel (66) warnte an einer Sitzung vor dramatisch explodierenden Infektionszahlen – und stellte harte Massnahmen bis Ostern in Aussicht, wie «Bild.de» berichtet. Ihre Forderung: «Wir brauchen noch 8 bis 10 Wochen harte Massnahmen!» Bedeutet: Lockdown bis kurz vor Ostern!
Besonders Ü80-Jährige betroffen
Wie der «Tages-Anzeiger» schreibt, stiegen in Deutschland seit November besonders in der Hauptrisikogruppe der Ü80-Jährigen die Ansteckungen an. 13,5 Prozent aller neuen Fälle wurden in dieser Altersgruppe registriert. Die 7-Tages-Inzidenz lag zuletzt doppelt so hoch wie über alle restlichen Altersklassen hinweg (317 Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner). Die Ansteckungen bei den jüngeren Menschen sinken dagegen seit Wochen.
Einige Experten sind deshalb der Ansicht, dass es der Regierung offenbar nicht gelungen ist, unter anderem Menschen in den Alters- und Pflegeheimen besser zu schützen. Andere wiederum glauben, die Senioren können sich gar nicht so abschirmen lassen. Viele Pflegebedürftige werden ausserdem nicht in Institutionen, sondern zu Hause von den Angehörigen versorgt, schreibt der «Tagesspiegel». Von Schnelltests, wie sie in Heimen bei Personal und Besuchern nun oft zum Einsatz kommen, könne keine Rede sein.
Bayern denkt über Impfpflicht für Pfleger nach
Der Hoffnungsschimmer am Horizont sind nun die Impfungen. Auch wenn hier – genau wie in der Schweiz – bisher nur ein Bruchteil der Bevölkerung geimpft wurde. Mittlerweile haben in Deutschland über 600'000 Personen das Vakzin erhalten, die meisten davon sind Ü80-Jährige sowie das Personal in Heimen. Die Experten sind zuversichtlich: Spätestens Ende Februar soll das Resultat sichtbar werden und die Mortalitätsrate sinken.
Um die Risikogruppen noch stärker zu schützen, soll für Pflegefachkräfte gar eine Impfpflicht eingeführt werden. Bayern-Ministerpräsident Markus Söder (54) sagte der «Süddeutschen Zeitung», dass es «unter Pflegekräften in Alten- und Pflegeheimen eine zu hohe Impfverweigerung» gebe. Es wäre deshalb «gut, wenn der deutsche Ethik-Rat Vorschläge machen würde, ob und für welche Gruppen eine Impfpflicht denkbar wäre». In den Pflegeheimen würde es schliesslich «um Leben und Tod» gehen.
Und auch in der Schweiz ist die Impfung ein heiss diskutiertes Thema. Die Schweizer Zukunftsforscherin Regula Stämpfli (59) ist sich sicher, dass eine Pflicht früher oder später kommen wird. Die Schweizer Spieler-Vereinigung fordert eine Impfpflicht für den Schweizer Fussball.
Auch der Arbeitgeber-Präsident Valentin Vogt sagt: «Der Weg zur Normalität geht nur über die Impfung!» Mittlerweile beschäftigt man sich auch in der Politik mit der Frage, ob Nicht-Geimpften beispielsweise der Zugang zu Restaurants oder Stadien verweigert werden darf. (man)