Am Freitag durften sich endlich auch die Bernerinnen und Berner für eine Corona-Impfung anmelden. Der Andrang war gross: Laut Gundekar Giebel, dem Sprecher der kantonalen Gesundheitsdirektion, waren kurz nach 18 Uhr bereits alle 20'000 Termine der ersten Phase gebucht.
Während einige Kantone bereits Ende Dezember mit dem Impfen begonnen hatten, viele weitere ab 4. Januar, startet Bern erst morgen Montag. Dafür erntete der zweitgrösste Kanton des Landes viel Kritik. Denn: auch hier wären die ersten Dosen bereits im Dezember verfügbar gewesen. Dafür geht Bern nun in grösserem Umfang als andere Kantone ans Werk.
Ab Montag 1000 Impfdosen täglich
«Natürlich kann man sagen: Wenn wir etwas früher gestartet hätten, wären jetzt immerhin schon einige Personen geimpft», sagt Giebel. «Aber dann hätten wir die wenigen Dosen auf einmal verimpft und wären in der Folge eine Zeit lang ohne Impfgut dagestanden.»
Solche Lücken habe man aber vermeiden wollen. «Wir möchten laufend möglichst viele Menschen impfen. Jetzt ist sowohl die Infrastruktur, als auch das Personal bereit, und wir können der Bevölkerung eine Kontinuität bieten.»
1000 Dosen stehen von Montag an täglich in den Impfzentren bereit – bei voller Auslastung wären bis zu 5000 Injektionen möglich, noch fehlen dafür aber weitere Impfstoffe. Viel Hoffnung wird daher in eine Zulassung des Moderna-Impfstoffs gesetzt. «Wir wären bereit», sagt Giebel.
Behörden liessen sich Zeit
Damit ist Bern anderen Kantonen nun wiederum einen Schritt voraus. Zwar haben diese bereits früher mit dem Impfen begonnen, allerdings häufig lediglich in Alters- und Pflegeheimen. In Luzern etwa wurden zwar die ersten Altersheimbewohnenden schon am 23. Dezember geimpft, in den Impfzentren geht es aber erst Ende Januar los.
Für Unmut hatte im Kanton Bern nicht nur der späte Impfstart gesorgt, sondern zeitweise auch die Kommunikation zwischen Gesundheitsdirektion und Altersheimen. «Anders als erhofft, bekamen wir lange keine klaren Informationen zum Vorgehen», sagt etwa Bruno Gafner, Leiter eines Alters- und Pflegeheims in Thun BE. «Während sich die Behörden monatelang Zeit gelassen haben für die Vorbereitungen, mussten wir in wenigen Tagen alles richten.»
Erleichtert, dass es jetzt losgeht
Immerhin: Das Anmelden für die Impftermine am Freitag habe dann reibungslos geklappt, sagt Heimleiter Gafner. «Ich konnte die Daten der impfwilligen Personen im Heim abschicken und bekam postwendend einen Termin fürs Impfen nächste Woche bei uns bestätigt. Wir sind sehr erleichtert, dass es jetzt losgehen kann!»
In einer ersten Phase sollen im Kanton nun Personen ab 75 versorgt werden. Neben 20 000 Dosen für die Impfzentren wurden vorerst 5000 zusätzliche für die Altersheime reserviert.
Umfragen dort zeigen laut Gundekar Giebel, dass die Impfbereitschaft gross ist. «Wir sind positiv überrascht.» Man habe damit gerechnet, dass nur 60 bis 70 Prozent der Bewohnenden Interesse an der Impfung anmelden. Nun seien es bis zu 80 Prozent.
Giebel: «Das zeigt uns, dass die Risikogruppe nur darauf wartet, sich zu schützen.»