Beim Impfen hat der Kanton Bern Anlauf gebraucht. Als schweizweit letzter Kanton werden erst ab kommender Woche die ersten Pikse gegen das Coronavirus verabreicht. Dafür allerdings im grössten Umfang. Am Freitag wurde die Anmeldung eröffnet und innert eines Tages 20'000 Termine vergeben. Zeitgleich mit dem Impfbeginn nächster Woche werden mobile Equipen in den Altersheimen mit 5000 weitere Dosen unterwegs sein.
«Bern profitiert von seinem späteren Impfstart», sagt Gundekar Giebel, Sprecher der Berner Gesundheitsdirektion. Damit die Impfung wirkt, braucht es zwei Dosen im Abstand von mindestens drei Wochen. Und da die nächste Lieferung bereits zugesichert ist, können in Bern so sämtlich verfügbaren Dosen schon genutzt werden. Der zweite Piks kommt aus der nächsten Ladung. «Spätestens Anfang Februar haben wir genügend Material zum Nachimpfen – und können wahrscheinlich 10'000 weitere Termine freigeben», so Giebel.
Grosser Andrang auf die Impfung
Trotz Sorgen um Impf-Skeptiker ist der Run auf die Corona-Impfung schweizweit gross. Diese Erfahrung hat etwa der Kanton Zürich gemacht, wo wegen des Andrangs letzte Woche innert Kürze die Webseite zusammengebrochen ist. Neue Termine will der Kanton erst ab 18. Januar wieder freigeben, weitere Informationen über die Detailplanung sollen am Montag folgen.
Allerdings: Dass sich selbst die über 75-Jährigen schon für Termine anmelden können, ist keineswegs die Regel. Denn die Impfdosen sind knapp. Zwar haben ausser Bern alle Kantone bereits mit dem Impfen begonnen, doch häufig erst in den Alters- und Pflegeheimen.
Auch impfwillige Senioren müssen sich gedulden
Alle anderen müssen nach wie vor Geduld haben. Meist haben über 75-Jährige den Vortritt, doch dort, wo schon Termine zu haben sind, sind diese längst ausgebucht – etwa im Aargau, in beiden Basel oder Appenzell Innerrhoden. Zumindest die Anmeldungen zum Impftermin eröffnen diverse Kantone bereits nächste Woche, etwa Glarus, Jura, Zug oder Freiburg. Solothurn lässt zudem nächste Woche Anmeldungen für ein Pilotprojekt mit Impfungen in Arztpraxen zu.
Andernorts geht das noch länger. Der Kanton Luzern etwa hat zwar als allererstes bereits am 23. Dezember die ersten Altersheimbewohner via mobiler Equipen geimpft. Doch sie bleiben die Ausnahme. Ein Impfzentrum würde zwar bereits stehen, doch vorerst dient es noch als Logistik- und Schulungsraum. Anmelden kann man sich voraussichtlich erst Mitte Januar für Termine Ende Monat.
St. Gallen zieht Gesundheitspersonal vor
Einen eigenen Weg geht Schaffhausen: Der Kanton fordert sämtliche Impfwilligen in der Bevölkerung zum Registrieren auf, unabhängig vom Alter. Termine erhalten allerdings erst über 75-Jährige. Und der Kanton Genf hat diese Altersgruppe gar direkt kontaktiert und zum Impfen ab nächster Woche eingeladen. Noch älter muss man im Tessin sein: Die – bereits ausgebuchten – Impftermine gelten nur für über 85-Jährige.
Ebenfalls ein Spezialfall ist St. Gallen: Laut Webseite wird ab 11. Januar hier auch das Gesundheitspersonal in den Spitälern bereits geimpft. Betagte ausserhalb der Altersheime müssen sich bis Mitte Januar gedulden.
Keine Informationen zu Beginn der Anmeldungen gibt es in Ob- und Nidwalden, Appenzell Ausserrhoden oder Schwyz. Da die kleinen Kantone entsprechend ihrer Bevölkerungszahl auch weniger Impfdosen erhalten haben, wird zurzeit nur in Altersheimen geimpft. Neuenburg hat gar zuallererst die «extrem verletzlichen Personen» via Ärzte kontaktieren lassen und erst danach die Altersheime auf die Liste genommen.
Hoffen auf Moderna-Zulassung
Noch läuft die grösste Impfaktion der Schweizer Geschichte harzig. Allerdings ist das nur eine Momentaufnahme: Denn man rechnet damit, dass Swissmedic mit Moderna einen zweiten Impfstoff schon bald zulassen wird. Dies würde die Versorgungslage deutlich entspannen und den Terminplan über den Haufen werfen.
Der Moderna-Impfstoff ist etwas weniger anspruchsvoll in der Nutzung als jener von Pfizer/Biontech. Letzterer muss beispielsweise bei Minus 70 Grad Celsius gelagert werden und wird nur in grossen Mengen geliefert werden, die schnell verarbeitet werden müssen. Bei Moderna sind mit 7 Millionen Dosen zudem mehr als doppelt so viele bestellt wie bei Pfizer.