Nach 20 Jahren beim russischen Aussenministerium kehrte Boris Bondarew (43) dem Kreml den Rücken. Der Grund: Putins Angriffskrieg. «Noch nie habe ich mich so für mein Land geschämt», schrieb der ehemalige Uno-Gesandte in einem Wutbrief im Mai 2022. Die Kreml-Mächtigen würden den Krieg nur führen, um «auf ewig in pompösen, geschmacklosen Palästen wohnen und auf Yachten segeln zu können». Seit seinem Abgang lebt Bondarew an einem streng geheimen Ort in der Schweiz und steht unter Polizeischutz.
Jetzt äussert sich der Ex-Diplomat zum Krieg – und sagt, was der einzige Weg sei, um den russischen Präsidenten Wladimir Putin (70) in die Knie zu zwingen. «Der einzige Weg für den Westen, den Krieg zu gewinnen, ist zu entscheiden, was er als Resultat des Krieges sehen will», sagt er in einem Interview mit dem britischen Rundfunkdienst BBC.
Putin bleibt nach Niederlage «extrem gefährlich»
Was meint er damit? Im Westen bestehe die weit verbreitete Ansicht, dass das Ziel die Befreiung des ukrainischen Territoriums sei. «Das ist okay. Aber werdet ihr danach mit Putin zu tun haben? Wird dann alles wieder beim Alten sein? Oder versteht ihr, dass Putin und sein Regime die grösste Bedrohung für internationalen Frieden und Sicherheit sind – und nicht der Krieg gegen die Ukraine?»
Deshalb warnt der ehemalige Kreml-Beamte den Westen: Der Krieg gegen die Ukraine sei nur ein Symptom von Putins Machtbesessenheit. «Wenn er seine Macht behält, dann wird er eine Bedrohung sein.» Selbst nach einer Kriegsniederlage bleibe Putin extrem gefährlich und werde alles tun, «um den USA und dem Westen zu schaden».
Laut Bondarew soll sich der Westen nicht damit zufriedengeben, die Ukraine zu befreien. Er fordert den Sturz des Putin-Regimes. Gerade darum sei es auch entscheidend, aus Angst vor einer atomaren Eskalation nicht zurückzuschrecken. Solange Putin an der Macht sei, ist sich Bondarew sicher, bleibe die atomare Bedrohung bestehen. (bab)