Farbig gekleidet sitzt sie entspannt auf einem Stuhl, die Hände hat sie auf ihrem Bauch platziert, um den Kopf hat sie sich ein Tuch gewickelt. Mit selbstbewusstem Lächeln und sanfter Stimme spricht Nathalie Yamb (54) in die Kamera. Die schweizerisch-kamerunische Doppelbürgerin verbreitet Kreml-Propaganda, wie ein am Mittwoch im «Tagesanzeiger» erschienener Bericht belegt. Auch die RTS-Sendung «Temps Présent» berichtete.
Die russische Invasion nennt sie einen «Nato-Russland-Krieg», ausgelöst durch «die wiederholten Aggressionen der Amerikaner und Europäer (...) gegen das russische Volk». Die Ukrainer bezeichnete sie im Mai 2022 als von «Neonazis durchsetzt». Beides stimmt nachweislich nicht.
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Verbindungen zu Prigoschin?
Nicht nur in Puncto Ukraine übernimmt die Influencerin die politischen Positionen des Kremls, wie der «Tagesanzeiger» schreibt. So sprach sie unlängst in einem Video, das auf Youtube veröffentlicht wurde, von einem «Krieg der Zivilisationen» in dem «Anhänger des Sexual- und Genderimperialismus» ihren «Wokeismus» gegen diejenigen führen würden, die sich für «traditionelle Werte» einsetzten.
Das klingt schon sehr nach dem russischen Präsidenten Wladimir Putin (70), der davon spricht, dass Russland und Afrika vereinigt seien in der Verteidigung von «moralischen Normen und gesellschaftlichen Werten». Yamb werden Verbindungen zu dem von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin (61) entwickelten Afric-Projekts nachgesagt. Das Ziel des Afric-Projekts geht aus einer in Libyen beschlagnahmten Power-Point-Präsentation eines Wagner-Agenten hervor: die Förderung der russischen Agenda unter einem Deckmantel eines Influencer-Netzwerks. Die Gelder für das Projekt sollen «aus anonymen Quellen über Kryptowährungen» kommen.
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Yamb hat über eine 500'000 Follower auf Facebook, 250'000 Menschen haben ihren Youtube-Kanal abonniert und fast 270'000 Menschen folgen ihr auf Twitter. Die Tweets der in La-Chaux-de-Fonds NE aufgewachsenen Influencerin, die ihren Wohnsitz in Zug hat, werden tausendfach geteilt. In ihren Videos vertritt sie weitere skurrile Thesen. So würden die Uno und die Europäische Union einen imperialistischen Krieg gegen Afrika führen. Eine Anfrage von Blick blieb bislang ohne Antwort.
Einreiseverbot in Frankreich
Die Tochter eines Kameruners und einer Schweizerin sorgte in der Vergangenheit unter anderem für Schlagzeilen, weil die Elfenbeinküste sie in die Schweiz abschob. Sie hatte am Russland-Afrika-Gipfel 2019 im russischen Sotschi Kritik an der Regierung in dem westafrikanischen Land geübt.
In Frankreich darf sie seit vergangenem Jahr nicht mehr einreisen. Gründe für die Massnahme gibt es viele: So verglich sie ehemalige französische Präsidenten mit Adolf Hitler (1889-1945) und unterstützt antifranzösiche afrikanische Regimes. Das US-Aussenministerium warnte im November 2022 vor Yamb, weil sie zum Afric-Netzwerk von Jewgeni Prigoschin gehört. (nad)