Für seinen Angriffskrieg in der Ukraine braucht der russische Präsident Wladimir Putin (70) Soldaten – und zwar viele. Um seine Truppen aufzustocken, konnte er auf Wagner-Boss Jewgeni Progischin (61) zählen. Prigoschin rekrutierte für seine Söldner-Organisation massenhaft Häftlinge aus dem russischen Gefängnis.
Jetzt werden diese Söldner zum Problem für den Kremlchef. Denn der Deal sieht vor, dass die Söldner nach sechs Monaten im Einsatz von Russland begnadigt und freigelassen werden. Das werde in den kommenden Wochen nun im grossen Stil geschehen, schreibt der britische Geheimdienst in seiner neusten Analyse.
Personalnot verschärft sich
Demnach erhalten bald Tausende von russischen Häftlingen ihr Ticket in die Freiheit. Schliesslich erreichte die Rekrutierung von Wagner-Gefangenen im Herbst 2022 ihren Höhepunkt. Zehntausende Soldaten waren in den Gefängnissen rekrutiert worden. Der britische Geheimdienst geht davon aus, dass etwa die Hälfte der rekrutierten Gefangenen getötet oder verwundet wurde.
Derzeit häufen sich die Hinweise, dass die Wagner-Gruppe ihr Freiheitsversprechen einhält. Die Bescheinigungen, die den Häftlingen ausgestellt werden, sind laut Geheimdienst durch einen präsidialen Erlass Putins legitimiert.
Für Putin wird der Deal zum Problem: Die Freilassungen verschärfen die russische Personalnot in der Ukraine. Die Wagner-Gruppe verliert wichtige Ressourcen, in den kommenden Wochen dürften Tausende Soldaten fehlen.
Auf der anderen Seite kommt auf die russische Gesellschaft ein Problem zu: Plötzlich kehren gewalttätige Straftäter zurück nach Russland – oftmals von ihren Kampferfahrungen in der Ukraine traumatisiert. Der Geheimdienst folgert: «Russland steht wohl vor einer grossen Herausforderung.»