Stell dir vor, du bewirbst dich auf eine Arbeitsstelle, wirst zum Vorstellungsgespräch eingeladen – und dein Gegenüber fordert dich zu einem Lügendetektortest auf.
Klingt verrückt? Nicht, wenn man für eines der Unternehmen von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin (61) arbeiten will.
Zwei Stunden Verhör
Hacker haben am 18. März mehr als eine Million interne Dokumente, die aus dem Firmenimperium des Geschäftsmanns stammen sollen, veröffentlicht. Darüber berichtet die französische Zeitung «Le Monde». Sie geben Einblick in das Firmenimperium Prigoschins, das laut Bericht rund 400 Unternehmen umfassen soll – und zeigen auf, wie Bewerbungsgespräche mit dem Söldnerführer ablaufen.
Zwei Stunden soll sich Prigoschin demnach für das Verhör mit dem Lügendetektor mancher Bewerber nehmen. Doch warum macht der als Cateringunternehmer unter dem Spitznamen «Putins Koch» bekannt gewordene Kriegstreiber das?
Trollfabrik gehört zu Prigoschins Imperium
«Es geht darum, alle Kandidaten mit einem Faible für die Opposition, all diejenigen, die möglicherweise Kontakt zu Medien und Strafverfolgungsbehörden haben, Drogenabhängige und Verschuldete auszuschliessen», heisst es in den Dokumenten. Die Fragen zielen auch darauf ab, die Meinung des Bewerbers zum Krieg in der Ukraine herauszufinden.
Im Bewerbungsgespräch mit Prigoschin kann man offenbar vor allem mit einer Sache punkten: Rassismus. Von den Hackern entschlüsselte Passwörter enthalten verdächtig oft die Zahl 1488. Dabei handelt es sich um einen Erkennungscode, der von Neonazis und weissen Rassisten verwendet wird.
Mehr zu Jewgeni Prigoschin
Zu Prigoschins Firmen zählen neben der Söldnertruppe Wagner und mehreren Cateringunternehmen unter anderem die Trollfabrik Internet Research Agency in St. Petersburg, eine Lebkuchenfirma, die laut CNN versucht haben soll, Gold in den Sudan zu schmuggeln und diverse Firmen, die sich auf Öl- und Gasgeschäfte spezialisiert haben. Gebündelt werden die Unternehmen in der Concord-Unternehmensgruppe. (nad)