Keine Einheit konnte so viele Erfolge in der Ukraine vorweisen, wie die Söldner-Gruppe Wagner. Sie kämpfen ohne Rücksicht auf Verluste. Angeführt wird die Truppe vom russischen Unternehmer Jewgeni Prigoschin (61), der zum russischen Präsidenten Wladimir Putin (70) eine jahrelange Freundschaft pflegt. Mittlerweile scheint das Verhältnis angespannt. Prigoschin schreibt auf Telegram über eine Kreml-Verschwörung gegen ihn.
Prigoschin bekam offenbar eine Anfrage der russischen Zeitung «Nesawisimaja Gaseta» über ein angebliches Gespräch zwischen Putin und dem Offizier und Sekretär des Sicherheitsrats Nikolai Patruschew (71). Dieser soll zum Präsidenten gesagt haben, dass von der Gruppe Wagner «in eineinhalb bis zwei Monaten nichts mehr übrig» sei.
Patruschew sei der Ansicht, Prigoschin könnte die übrigen Wagner-Söldner versammeln, um russisches Territorium anzugreifen. Prigoschins Ziel könnte gar sein, die Macht in den an die Ukraine angrenzenden Regionen zu übernehmen und möglicherweise weiter ins Landesinnere der Ukraine vorzustossen.
Hat Prigoschin sich die Verschwörung ausgedacht?
Der Offizier soll vorgeschlagen haben, die Wagner-Truppe ganz genau im Auge zu behalten. Putin soll daraufhin sogar noch mehr gefordert haben. Sein Auftrag an Patruschew: «Wagner im Allgemeinen und Jewgeni Prigoschin im Besonderen zu neutralisieren». Daraufhin veröffentlichte Prigoschin eine Sprachnachricht, in der er behauptet, von solchen Aktionen und Gesprächen nichts zu wissen.
Kurios: Die Presseanfrage taucht nirgends sonst auf und «Nesawisimaja Gaseta» hat weder über Prigoschin, noch über ein Gespräch zwischen Patruschew und Putin einen Beitrag verfasst. Laut dem Institude for the Study of War (ISW) gibt es auch keinerlei Beweise, die auf ein solches Gespräch hindeuten. Einzig der Telegram-Post von Prigoschin.
Dass es für die Gespräche keine weiteren Belege gibt, deute laut ISW-Experten darauf hin, dass sich Prigoschin die ganze Verschwörung ausgedacht hat. Damit könne er, falls seine Wagner-Söldner verlieren, Patruschew und den Sicherheitsrat als Sündenbock für die Niederlage darstellen. (jwg)