«Im Moment sterben doppelt so viele Menschen»
Wagner-Chef wütend auf Kreml wegen fehlender Munition

Laut Prigoschin wird der Wagner-Truppe keine Munition geliefert, trotz seiner Bitten. Die Beamten würden seine Männer wegen persönlicher Differenzen im Stich lassen. Der wahre Grund soll aber ein anderer sein.
Publiziert: 21.02.2023 um 16:02 Uhr
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Aktualisiert: 22.02.2023 um 09:18 Uhr
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In einem Telefonat berichtet Prigoschin davon, wie seiner Wagner-Truppe angeblich Munition verwehrt wird.
Foto: AFP

«Die Kacke dampft, und Blut wird vergossen – aber sie liefern keine Munition», beschwert sich der Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin (61). In einem veröffentlichten Telefonat tobt er vor Wut. Denn obwohl es genügend Artillerie und Munition gebe, rücken die «da oben» nicht damit heraus. Doch in Wirklichkeit regt ihn etwas ganz anderes mächtig auf.

Laut Prigoschin wolle man die Wagner-Truppe nicht unterstützen, weil er selbst so eine umstrittene Persönlichkeit sei. «Du hast komplizierte Beziehungen zu denen nach oben», werde ihm augenrollend vorgeworfen. Obwohl seine Beziehungen zum Kremlchef Wladimir Putin (70) grundsätzlich positiv sind, sei er vielen Beamten ein Dorn im Auge.

«Im Moment sterben doppelt so viele Menschen, wie sterben müssen», zeichnet Prigoschin das dramatische Bild an der Front. «Und nicht nur Wagner-Söldner, sondern auch die Militäreinheiten, die wir beschützen sollen!» Er wirft dem russischen Militär vor, persönliche Differenzen auf das Schlachtfeld zu projizieren.

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Will er von der Wahrheit ablenken?

Prigoschin stelle täglich Anträge, doch es kommt nichts zurück. «Diese Männer kämpfen nicht für mich, sie kämpfen für ihr Heimatland! Meine Bitten werden ignoriert», wettert er. Doch es gibt Zweifel an seiner Theorie.

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Laut dem Institute for the Study of War (ISW) könnte Prigoschin die Situation absichtlich so darstellen, um von der Wahrheit abzulenken. Den Experten zufolge sei es höchst unwahrscheinlich, dass die Wagner-Söldner tatsächlich ohne Artillerie in Bachmut kämpfen würden und keine Munition bekommen könnten. In Wahrheit sei Progoschin frustriert darüber, dass die Wagner-Gruppe abhängig von den Waffenlieferungen der russischen Militäreinheiten sind. Prigoschin möchte ein unabhängiges Waffensystem für seine Truppen – das bekommt er aber nicht.

«Wer Prigoschin boykottiert, boykottiert Putin»

Laut dem ISW ist es möglich, dass Prigoschin nicht länger die Befugnis hat, seine eigenen Artilleriesysteme einzusetzen. Das bedeute nicht, dass die Wagner-Truppen keine Waffen hätten, Prigoschin stellt es aber so dar, als ob diese Tatsache Menschenleben koste. «Unsere Russen sterben im Moment nicht für ihre Heimat, sondern weil Militärbeamte ihren Hintern nicht hochbekommen!», kritisiert er. Und fordert: «Gebt uns genügend Munition.»

Prigoschins drastischen Worte zeigen offenbar ihre Wirkung. Obwohl die Wagner-Truppe im russischen Fernsehen zensiert wird und ihre Präsenz nicht gerne gesehen ist, ist sie für den Krieg unverzichtbar. Militärblogger fordern deshalb, dass Prigoschins Bitten erhört werden. «Wer Prigoschin boykottiert, boykottiert auch Putin», schreiben sie. (jwg)

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