Im zermürbenden Kampf um die Stadt Bachmut gelingt Wladimir Putins (70) Truppen nach wie vor keinen Durchbruch. Dem Generalstab in Kiew zufolge ist inzwischen gar ein «Nachlassen des Angriffsschwungs» der russischen Kräfte erkennbar geworden. So die Behörde in ihrem täglichen Lagebericht.
Aufatmen können die ukrainischen Kämpfer deswegen aber keineswegs. Ukrainischen Angaben zufolge haben die Russen nämlich bereits die nächste Stadt im Visier. «Die russischen Besatzungstruppen versuchen ständig, Awdijiwka zu umzingeln», so Oleksii Dmytrashkivskyi, der Militärsprecher der südlichen Streitkräfte, auf Twitter. Die Kleinstadt Awdijiwka befindet sich in der Region Donezk im Osten der Ukraine.
«Gut möglich, dass die Stadt noch vor Bachmut fallen wird»
In den vergangenen drei Wochen hätten die russischen Truppen immer wieder versucht, die Stadt einzukesseln. Dies sei ihnen auch teilweise gelungen. Nach Angaben des australischen Kriegsreporters Francis Farrell, der von der Ukraine aus berichtet, sei Awdijiwka bereits von drei Seiten eingeschlossen.
Die Prognose von Militärsprecher Dmytrashkivskyi fällt deshalb düster aus: Die Stadt könnte bald zum «zweiten Bachmut» werden. Kriegsjournalist Farrell geht gar noch einen Schritt weiter. Vor wenigen Tagen berichtete der Journalist auf Twitter vom «heftigsten Bombardement», das er je in der Stadt erlebt hatte und schrieb dazu: «Es ist gut möglich, dass die Stadt noch vor Bachmut fallen wird.»
Dennoch gibt Sprecher Dmytrashkivskyi im staatlichen Fernsehen zu bedenken, dass die Vorstösse der Russen auch mit hohen Verlusten einhergehen: «Im Laufe des vergangenen Tages hat der Feind dort etwa drei Kompanien verloren.»
Russische Truppen verbuchen «schleichende Geländegewinne»
Trotz Einbussen scheinen Putins Truppen in Awdijiwka aber schrittweise voranzukommen. Das teilte auch das Verteidigungsministerium in London am Montag unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit. Die russische Armee hätte in den vergangenen drei Wochen «schleichende Geländegewinne» gemacht.
Auch die Briten wagen den Vergleich mit Bachmut: Die Lage gleiche der Situation rund um die weiter nördlich gelegene Stadt Bachmut. «Ukrainische Kräfte setzen ihre organisierte Verteidigung fort, aber ihre Versorgungswege nach Westen werden zunehmend durch den russischen Umfassungsangriff bedroht», so das Verteidigungsministerium weiter.
Obwohl Awdijiwka seit den letzten Wochen stark umkämpft ist, herrscht in der Stadt schon viel länger Krieg. Awdijiwka liegt direkt nördlich der Grossstadt Donezk und ist damit seit Beginn des Kampfs um den Donbass 2014 eine Frontstadt. Seither versuchen russische Truppen, sie einzunehmen. Die Stadt sei mittlerweile weitgehend zerstört, so das Ministerium. (dzc/AFP/SDA)