Bei Krawallen auf einer Demo von Impfgegnern hat die griechische Polizei am Samstagabend 25 Menschen vorübergehend festgenommen. Zuvor hatten sich nach Angaben der Behörden mehrere Tausend Menschen auf dem zentralen Athener Syntagmaplatz versammelt, um gegen die Corona-Impfpflicht zu protestieren, die es in Griechenland inzwischen teilweise gibt.
Nach einer friedlichen Kundgebung eskalierte die Situation, als Demonstranten Brandsätze und Steine auf die Einsatzkräfte warfen und diese Wasserwerfer und Tränengas einsetzten.
In Griechenland und auch auf Zypern kommt es derzeit immer wieder zu Demonstrationen gegen die Corona-Impfkampagnen, die zum Teil auch in Gewalt münden.
Bei den Impfgegnern handelt es sich zu einem Grossteil um religiöse Eiferer und Rechtsextreme. Sie gehen auf die Strasse, seit die Regierung angesichts steigender Infektionszahlen den Druck auf ungeimpfte Bürger verstärkt.
So wurde vor zwei Wochen verfügt, dass Mitarbeiter im Pflege- und Gesundheitssektor verpflichtet sind, sich gegen Corona impfen zu lassen. Sie können sonst ohne Gehalt von ihrer Arbeit freigestellt werden. Auch dürfen geschlossene Räume im Gastro- und Kulturbereich, etwa Clubs und Theater, nur noch von Geimpften besucht werden.
Proteste auch in Italien
Auch in Italien protestieren Tausende Menschen gegen die strengen Corona-Regeln. In Rom versammelten sich Schätzungen zufolge etwa 3000 Gegner des sogenannten Grünen Passes – so wird das EU-Corona-Zertifikat in Italien genannt –, wie die Nachrichtenagentur Ansa am Samstag meldete. Auch in weiteren Städten, darunter in Mailand, Turin und Neapel, kam es zu Protesten, wie unter anderem die Zeitung «Corriere della Sera» berichtete.
Die Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi hatte angesichts deutlich steigender Infektionszahlen strengere Corona-Massnahmen auf den Weg gebracht und die Zutrittsregeln zu zahlreichen Aktivitäten im Innenbereich verschärft. Ab dem 6. August sind in Italien etwa für Restaurantbesuche im Innenbereich, in Museen, Fitnessstudios und Schwimmbädern ein Impfnachweis, ein 48 Stunden lang gültiger negativer Corona-Test oder ein Genesungsnachweis notwendig.
Die erweitere Nutzung des Grünen Passes sei kein willkürlicher Akt, sondern eine Bedingung für Öffnungen, hatte Draghi den Beschluss am Donnerstag begründet. Seitdem meldeten sich deutlich mehr Menschen für Impfungen an, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums bestätigte. Bisher wurden mehr als 54,9 Prozent der Bevölkerung über zwölf Jahre vollständig geimpft.
EU-Bürger können nach den neuen Regeln ihren EU-Impfpass zeigen. Das Dokument bescheinigt unter anderem die vollständige Impfung, wenn 14 Tage nach der zweiten Dosis vergangen sind. In Italien wird das Zertifikat laut Gesundheitsministerium bereits 14 Tage nach Erhalt der ersten Dosis gültig. Für die dortige Bevölkerung reicht also beispielsweise für den Besuch im Innenbereich eines Restaurants bereits eine einfache Impfdosis aus. Das Dokument verliere aber seine Gültigkeit, wenn der Impfschutz nicht vervollständigt wird, hiess es weiter.
Über 160'000 Demonstranten in Frankreich
In Paris und anderen französischen Städten haben rund 161'000 Menschen gegen die Verschärfung der Corona-Regeln demonstriert. Das berichtete der französische Nachrichtensender Franceinfo am Samstag unter Berufung auf das Innenministerium. Allein in Paris seien rund 11'000 Menschen auf die Strasse gegangen.
Am Rand des Protests kam es in der Hauptstadt im Bereich der Prachtstrasse Champs-Élysées zu Ausschreitungen. Die Polizei setzte daraufhin Tränengas und Wasserwerfer ein, wie Fernsehbilder zeigen.
Innenminister Gérald Darmanin verurteilte Gewalt gegen Sicherheitskräfte oder Medienvertreter. Es seien in Paris neun Menschen festgenommen worden. Vor einer Woche hatten nach Angaben von Darmanins Ministerium landesweit rund 114'000 Menschen protestiert.
Die Mitte-Regierung von Premier Jean Castex hatte angesichts eines Anstiegs der Corona-Zahlen strengere Massnahmen auf den Weg gebracht. Das Land mit rund 67 Millionen Einwohnern kämpft nach Einschätzung von Castex mit einer vierten Corona-Welle.
Erst am Freitag hatte die Nationalversammlung als Unterhaus des Parlaments einem Gesetzesvorhaben zugestimmt, das die Ausweitung der Nachweispflicht über einen negativen Corona-Test, eine Impfung oder eine Genesung vorsieht. Nun muss noch der Senat als zweite Parlamentskammer die neuen Regelungen genehmigen, damit der Nachweis ab August auch für die Nutzung und den Besuch von Fernzügen, Bars, Restaurants und Einkaufszentren nötig wird. Auch einer geplanten Impfpflicht fürs Gesundheitspersonal gaben die Abgeordneten der Nationalversammlung in erster Lesung ihre Zustimmung. (SDA)