Freunde werden die beiden nie – aber...
Mit diesen 4 Punkten kann Selenski Trump umstimmen

Ohne US-Hilfe wirds für die Ukraine eng. Daher versucht Präsident Wolodimir Selenski alles, um Donald Trump doch noch für sich zu gewinnen. Am Dienstag gibts neue Verhandlungen. Blick zeigt, auf welche Strategie Selenski jetzt setzen muss.
Publiziert: 10.03.2025 um 17:25 Uhr
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Aktualisiert: 11.03.2025 um 11:33 Uhr
Beim Eintreffen von Wolodimir Selenski im Weissen Haus war die Stimmung noch gut.
Foto: Getty Images
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Guido FelderAusland-Redaktor

Beim Besuch Ende Februar im Weissen Haus hat Wolodimir Selenski (47) einen massiven Dämpfer eingefahren. US-Präsident Donald Trump (78) hat seinen ukrainischen Amtskollegen vor laufenden Kameras vorgeführt und ihm die Schuld für den Krieg in die Schuhe geschoben. Mehr noch: Er nahm den russischen Aggressor Wladimir Putin (72) in Schutz und kündigte wenig später das Ende der Ukraine-Hilfe an.

Inzwischen hat sich Selenski vom Schock erholt. Am Montag ist er nach Saudi-Arabien gereist, um die Verhandlungen mit amerikanischen Unterhändlern unter der Leitung von US-Aussenminister Marco Rubio (53) wieder aufzunehmen. Ob er Trump wirklich umstimmen kann, hängt von einer Vierpunkte-Strategie ab, die über das Schicksal der Ukraine und auch Europa entscheiden könnte.

Der ukrainische Präsident scheint vor den Verhandlungen in der saudischen Hafenstadt Dschidda voller Hoffnung zu sein. In seiner täglichen Videoansprache sagte Selenski, dass die Vorgespräche zufriedenstellend verlaufen seien. Zudem hat Trump angedeutet, dass er möglicherweise schon bald die gestoppten Geheimdienstdaten wieder liefern werde. Diese Informationen braucht die Ukraine unter anderem dafür, um Stellungen des Gegners ausfindig zu machen und unter Beschuss zu nehmen.

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Im Gespräch im Weissen Haus verhärteten sich die Fronten zwischen Donald Trump und Wolodimir Selenski.
Foto: keystone-sda.ch

Selenski kommt als Bittsteller

Selenski muss sich bewusst sein, dass er selber zum Scheitern des Gesprächs in Washington beigetragen hatte. Schon zu Beginn hatte er kritisiert, dass ihm der Vertrag über die ukrainischen Bodenschätze wegen fehlender Sicherheitsgarantien nicht reiche.

Der ehemalige Diplomat Thomas Borer (67), der in den 1990er Jahren als Leiter der Taskforce «Schweiz – Zweiter Weltkrieg» mit den USA über Nazi-Raubgold verhandelte, kritisierte im Interview mit Blick: «Als Selenski im Weissen Haus auftrat, war er Bittsteller. Die USA sind eine Supermacht. Punkt. Deshalb gilt der Grundsatz, zuerst viel Nettes zu sagen. Selenski hat das leider nicht getan.»

Die Strategie zum Erfolg

Um Trump definitiv umstimmen zu können, muss Selenski folgende Strategie einschlagen – Blick nennt vier Punkte.

  • Friedens- und Kompromissbereitschaft: Trump hat bei Selenski den «guten Willen» für Friedensverhandlungen vermisst. So muss der ukrainische Präsident Bereitschaft zeigen, Gespräche mit Russland aufzunehmen und Kompromisse einzugehen.

  • Zurückhaltung: Wie Thomas Borer sagt, ist Selenski Bittsteller beim Präsidenten der Nation, die ihn bisher mit über 100 Milliarden Dollar unterstützt hat. Im Gespräch muss er Trumps Führungsrolle betonen und immer wieder Dankbarkeit zeigen. Auf keinen Fall Konfrontation!

  • Angebot: Selenski war nach Washington gereist, um ein Rahmenabkommen zum Abbau von Rohstoffen zu unterzeichnen. Mit dem Gewinn aus den reichlich vorhandenen Bodenschätzen sollte einerseits der Wiederaufbau des Landes finanziert und andererseits die USA für die militärische Hilfe entschädigt werden. Diesen Deal muss Selenski wieder hervorholen, ohne auf Sicherheitsgarantien zu pochen.

  • PR in den USA: Um den Druck auf das Weisse Haus zu erhöhen, muss Selenski mehr Interviews in führenden Medien geben, Kontakte zu Kongressabgeordneten aufbauen, Vorträge an Universitäten halten. Dabei müsste er das Leid seines Landes darstellen und Investoren ansprechen, um die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu stärken.

Viele Sympathien verspielt

Doch all das ist leichter gesagt als getan. Philipp Adorf, USA-Experte an der Universität Bonn, sagt gegenüber Blick: «Offenbar sehen Trump und sein Umfeld Selenski zunehmend als Hindernis auf dem Weg zu einem schnellen Ende des Konflikts und scheinen daher an seiner Ablösung interessiert zu sein.»

Auch habe Selenski bei den Republikanern seine Sympathien verspielt. Was Selenski noch am meisten nütze, seien Deals. Adorf: «Da Trump und seine Anhängerschaft den Ukraine-Krieg primär unter dem Gesichtspunkt der finanziellen Belastung betrachten, ist es sinnvoll, verstärkt die ökonomischen Vorteile einer weiteren Unterstützung für die Ukraine hervorzuheben.»

Auch wenn es Selenski gelingen sollte, Trump umzustimmen, darf man die Erwartungen nicht zu hoch schrauben. Adorf: «Trump verübelt es Selenski immer noch, dass dieser sich 2019 nicht für den Versuch instrumentalisieren liess, belastende Informationen über Joe Biden und dessen Sohn Hunter zu liefern.»

Mit andern Worten: Bestenfalls kommt es am Dienstag oder später zu einem Deal, aber Freunde werden Trump und Selenski garantiert nie.

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