«Wir sind in der schwersten Energiekrise seit Jahrzehnten und wir wollen mutwillig aus eigener Entscheidung sichere und klimaneutrale Kraftwerke vom Netz nehmen», sagte FDP-Parlamentsgeschäftsführer Johannes Vogel den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) vom Mittwoch. «Das ist absurd.»
«Wir müssen über diesen Winter kommen», sagte Vogel weiter. «Ein Kraftwerk, das Ende 2022 sicher ist, ist nicht Ende Februar 2023 unsicher.» Jeder Kubikmeter Gas, der nicht verstromt werde, sei wertvoll, weil er für die Industrie oder für die Menschen zu Hause zum Heizen gebraucht werde. «Es macht doch auch keinen Sinn mehr Kohle zu verbrennen als nötig mit Blick aufs Klima», sagte Vogel.
Der FDP-Politiker forderte den deutschen Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auf, eine saubere Inventur darüber zu erstellen, wieviele Brennstäbe es für den Betrieb der Atomkraftwerke gebe. «Und dann können wir weiter diskutieren.»
Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke zurückgewiesen
Habeck hatte am Dienstag Forderungen aus der Union und der FDP nach einer Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke zurückgewiesen. Bei der Frage der Gasknappheit gehe es vor allem um die Bereiche Wärme und Industrie. «Und da hilft uns Atomkraft gar nichts.» Habeck verwies zudem auf aufwendige Sicherheitsprüfungen, die für einen Weiterbetrieb der AKW notwendig wären.
Ausbau von erneuerbaren Energien
Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm warb derweil auch für AKW-Laufzeitverlängerungen und begründete dies mit klimapolitischen Herausforderungen. «Solange die erneuerbaren Energien noch nicht ausreichend ausgebaut und noch keine Gaskraftwerke zugebaut sind, werden wir ohne die Kernkraftwerke in grossem Umfang Kohlekraftwerke im System halten und auch betreiben müssen», sagte die Ökonomin dem «Handelsblatt».
«Durch den Weiterbetrieb der Kernkraftwerke für etwa fünf Jahre könnten wir uns etwas Spielräume verschaffen.» Andernfalls steige aufgrund der hohen CO2-Emissionen der Kohlekraftwerke der Preisdruck im europäischen Emissionshandel und damit auch der Druck, das System aufzuweichen.
Für die Vorbereitung auf einen möglichen Gaslieferstopp hält Grimm die Kernkraftwerke indes nicht für entscheidend. «Die Gasverstromung lässt sich kurzfristig durch die Kohleverstromung ersetzen.»
(SDA)