Auf einen Blick
- Florenz verbietet Schlüsselkästen für Ferienwohnungen, um Einheimische zu schützen
- Persönliche Schlüsselübergabe wird zur Pflicht, Verstösse kosten 400 Euro
- Airbnb und Booking.com bieten je fast 8 Millionen Ferienwohnungen weltweit an
Die italienische Kulturstadt Florenz wehrt sich seit geraumer Zeit gegen das ausufernde Angebot an kurzzeitig vermieteten Ferienwohnungen. Weil Wohnungseigentümerinnen ihre Wohnungen lieber lukrativ für kurze Zeit an Touristen vermieten, statt diese langfristig an Einheimische zu vermieten, finden die Florentiner in ihrer Stadt kaum mehr bezahlbaren Wohnraum.
Kurz: Touristen verdrängen Einheimische. Zu Wochenbeginn hat Florenz deshalb eine neue Massnahme ergriffen: Bis zum 20. Februar 2025 müssen alle Schlüsselkästen bei Mietwohnungen entfernt werden. Bislang konnte ein Vermieter der Touristin einen Schlüsselkastencode angeben, damit sich diese Zutritt zur Ferienwohnung verschaffen kann und am Ende des Aufenthalts den Schlüssel wieder dorthin zurücklegt. Künftig muss die Schlüsselübergabe persönlich erfolgen. Wer den Schlüsselkasten beibehält, riskiert eine Strafe von 400 Euro.
Klingt unspektakulär, ist aber höchst effektiv. Vor allem institutionelle Vermieter mit zahlreichen Mietwohnungen stehen jetzt vor einem Problem: Ihnen droht ein logistischer Alptraum mit grosser zeitlicher Belastung und möglichen Terminkonflikten. Den Schlüssel unter der Türmatte oder im Pflanzentopf hinterlassen? Zu riskant.
Der Eigentümerverband Aigad kritisiert die Massnahme als «staatlichen Zwang» und verweist auf einen Leerstand von 15 Prozent in den historischen Zentren von Italiens Städten.
Logistisches Problem für Vermieter
Das interessiert besonders in den touristischen Zentren immer weniger. Florenz hofft, dass die Eigentümer dank der Schlüsselkastenmassnahme künftig darauf verzichten, ihre Wohnungen kurzfristig an Touristen und Touristinnen zu vermieten. Rom und Venedig sollen das Beispiel kopieren wollen.
Die Eigentümer könnten das Verbot umgehen, indem sie den Zugang zu den Wohnungen mit einem Code statt mit einem Schlüssel ermöglichen. Das würde jedoch hohe Investitionen erfordern und damit die Vermietungspreise anheizen.
Und was ist mit den Vermietungsplattformen? «Anbieter von Unterkünften, die ihre Angebote bei Booking.com einstellen, sind dafür verantwortlich, dass sie die für sie geltenden lokalen Gesetze und Anforderungen einhalten», sagt eine Sprecherin der Plattform Booking.com.
Die persönliche Schlüsselübergabe ist das Problem des Vermieters und nicht der Vermittlungsplattform.
Enorm wachsender Markt
Ferienwohnungen laufen Hotels immer mehr den Rang ab. Sie bieten den Kundinnen und Kunden mehr Privatsphäre, mehr Platz und oft attraktive Preise.
Das hat zu einem enormen Wachstum des Angebots auf den Plattformen von Ferienwohnungsvermittlern geführt. Airbnb bietet fast acht Millionen Unterkünfte weltweit, ebenso Booking.com, wo Ferienunterkünfte fast ein Drittel des ganzen Portfolios ausmachen. Ferienwohnungsvermittler Interhome ist die Perle des Reiseunternehmens Hotelplan Group. Weitere grosse Ferienunterkunftsplattformen sind Expedia, Vrbo (Vacation Rentals by Owners), Hotels.com, Tripadvisor, Kayak oder Agoda.
Die Gäste beziehen die über diese Vermittler mietbaren Wohnungen entweder direkt von den Eigentümern oder über sogenannte Aggregatoren – also Plattformen, die Informationen über Ferienwohnungen aus verschiedenen Quellen sammeln und vergleichen, um Nutzern und Nutzerinnen die Suche und den Vergleich von Angeboten zu erleichtern.