Auf einen Blick
- Booking.com-Chefin Esther Berger spricht über Kritik an der Online-Reiseplattform
- Schweizer Hotels dürfen günstigere Preise auf eigenen Websites anbieten
- 55 Prozent der Schweizer buchen über ihr Handy bei Booking.com
Um die Buchungsplattform Booking kommt fast keiner mehr herum: Der Reisegigant hat auch bei zahlreichen Schweizer Reisefans via App ihren festen Platz auf dem Smartphone. Doch genau diese Marktmacht führt oft zu Kritik, etwa wegen höheren Schweizer Preisen gegenüber dem Ausland. Blick wollte wissen, was Booking-Länderchefin Esther Berger (36) den Vorwürfen zu entgegenen hat. Sie empfängt in den Booking-Büros in Zürich, wo 20 Personen arbeiten und 40 weitere für die Konzernschwester Kayak tätig sind.
BLICK: Frau Berger, in Medienberichten wird Kritik laut, dass Schweizer Booking-Nutzer mehr bezahlen als Nutzerinnen aus anderen Ländern. Zocken Sie die wohlhabenden Schweizer ab?
Esther Berger: Natürlich nicht. Die auf unserer Plattform gelisteten Preise erstellen nicht wir, sondern die Unterkunftspartner. Dabei haben sie die volle Kontrolle über ihre Preisstrategie und können sich auch entscheiden, Kunden Rabatte zu gewähren. Vermutlich ging es bei zitierten Beispielen mit Differenzen um länderspezifische Übernachtungspreise. Es steht einem Hotel frei zu entscheiden, dass es mehr Gäste aus beispielsweise China, Deutschland oder der Schweiz haben will. Diese Gäste erhalten dann von der Unterkunft einen prozentualen Rabatt auf den normalen Preis.
Warum hindert Booking mittels Geoblocking Konsumenten, die Dienstleistungen auf ausländischen Booking-Webseiten zu kaufen?
Geoblocking gibt es bei uns nicht. Booking hält sich an lokale Gesetze und Vereinbarungen. Es geht für uns nicht um kommerzielle Steuerung. Diese ist in Hand der Hotels.
Wenn ich technisch meine Schweizer Herkunft verschleiere und mich als deutschen Gast ausgebe, könnte ich hier in der Schweiz doch günstiger wegkommen.
Nur, wenn das Hotel einen spezifischen Rabatt für Gäste aus der EU gewährt. Es ist jedenfalls nicht so, dass Schweizer Gäste grundsätzlich mehr bezahlen müssen. Probieren Sie es aus! Bei identischen Buchungen zum selben Zeitpunkt gibt es keine nennenswerte Differenz. Der Frankenpreis wird dem Preis in der lokalen Währung entsprechen, in der eine Unterkunft ihre Preise berechnet – also im Rahmen der üblichen Währungsdifferenzen liegen. Die Schweiz hat dazu noch eine Besonderheit ...
... und die wäre?
Schweizer Unterkünfte dürfen laut lokaler Gesetzgebung keine besseren Tarife für Kundengruppen aus spezifischen Ländern gewähren – ausser für Schweizer selbst. Wenn Sie also bei uns eine Schweizer Unterkunft buchen, kommen Sie möglicherweise günstiger weg als Booking-Nutzer im Ausland.
Esther Berger (36) ist Südtirolerin und gibt als Muttersprache Ladinisch an – eine Variante des Rätoromanischen. Seit 13 Jahren ist sie für den Reisegiganten Booking.com tätig, davor arbeitete sie in einem Hotel in Bozen (I). Seit 10 Jahren lebt sie in der Schweiz und leitet seit drei Jahren als Länderchefin das Schweizer Büro im Quartier Zürich-Enge. Berger lebt mit ihrem Partner und dem gemeinsamen kleinen Sohn im Raum Zürich.
Esther Berger (36) ist Südtirolerin und gibt als Muttersprache Ladinisch an – eine Variante des Rätoromanischen. Seit 13 Jahren ist sie für den Reisegiganten Booking.com tätig, davor arbeitete sie in einem Hotel in Bozen (I). Seit 10 Jahren lebt sie in der Schweiz und leitet seit drei Jahren als Länderchefin das Schweizer Büro im Quartier Zürich-Enge. Berger lebt mit ihrem Partner und dem gemeinsamen kleinen Sohn im Raum Zürich.
Schweizer Hotels dürfen seit Einführung der «Lex Booking» im Herbst 2022 auf ihren Websites aber auch günstigere Preise anbieten als auf Booking. Spüren Sie das im Geschäft?
Zum Geschäft in einzelnen Ländereinheiten äussern wir uns nicht. Grundsätzlich sind wir mit dem Geschäftsgang zufrieden. In anderen Ländern, die ähnliche Regeln eingeführt haben, arbeiten wir genau wie in der Schweiz weiterhin eng mit unseren Partnern zusammen. Von der Gesetzgebung sind wir aber weiterhin enttäuscht. Wir fanden die Preisparität fair.
Weil es jetzt immer mehr Leute gibt, die bei euch Preise vergleichen, dann aber direkt beim Hotel buchen?
Dagegen unternehmen wir aktiv nichts. Wir vertrauen auf unsere Stärken.
Das klingt sehr selbstbewusst. Welches sind denn Ihre Stärken?
Zum einen ist die Buchung einfach, die Suche mit zahlreichen Filtern ebenso. Unsere Plattform gibt es in 45 Sprachen. Die Preise sind immer inklusive der lokalen Taxen angegeben, oder wir weisen bei nicht-vorauszahlbaren Taxen darauf hin, dass diese vor Ort fällig werden. Dazu haben wir überall lokale Bezahlmöglichkeiten integriert, beispielsweise in der Schweiz schon seit vier Jahren Twint. Wir vereinfachen Prozesse: Wenn Sie direkt ein Hotel in China buchen wollen, wird es sonst wegen der Sprache und der Bezahlung möglicherweise problematisch.
Das trauen sich viele gar nicht. Aber auch auf der Booking-Plattform gibt es Betrügereien.
Wichtig: Booking hatte nie ein Datenleck. Einige Partner-Unterkünfte wurden Opfer von Cyberkriminellen und Phishing – das ist in vielen Online-Branchen eine Herausforderung. Die Kriminellen verlangten von Kunden Zahlungen über externe Links. Das Bezahlsystem von Booking war immer sicher.
Was raten Sie, um solchen Betrugsversuchen nicht auf den Leim zu gehen?
Teilen Sie nie sensible Daten über Chat- oder Mailfunktionen. Prüfe die Buchungsbestätigung genau und zahlen Sie niemals über externe Links. Im Zweifel kann man unseren 24/7-Service anrufen.
Es fällt auf, dass es auf Booking immer öfter Apartments statt Hotels gibt.
Das stimmt. Von den über 10'000 Schweizer Unterkünften auf Booking sind weniger als die Hälfte Hotels oder hotelähnliche Unterkünfte wie Motels oder Inns. Der Rest sind Ferienwohnungen, -häuser und andere alternative Unterkunftsarten. Von den 29 Millionen Unterkünften, die weltweit auf Booking sind, sind rund 8 Millionen alternative Unterkünfte.
Wie und was buchen wir Schweizerinnen und Schweizer?
Schweizer stellen eine sehr vielseitige Kundengruppe dar. Da wird nicht nur in höheren Unterkunftskategorien gebucht, wie viele meinen. Ausserdem buchen Schweizer gern später statt weit im Voraus. Schauen wir uns das Buchungsverhalten aller Kunden weltweit an, werden mobile Buchungen immer beliebter: Diese lagen im dritten Quartal 2024 bei 55 Prozent.
Welche Ziele buchen wir besonders gerne?
Für die Frühlingsferien 2025 suchen Schweizer Kunden vor allem Unterkünfte in Dubai, Paris und London. Generell die Klassiker: Spanien, Italien, Frankreich oder die Emirate. Auf Platz 5 die Schweiz. Schweizer buchen also trotz des Endes der Preisparität weiterhin über unsere Plattform Schweizer Hotels!
In der Schweiz gibt es dieses Jahr mehrere Grossanlässe. Ein Segen für Booking?
Als Basel Ende August 2024 zum ESC-Standort gekürt wurde, stiegen die Suchanfragen für den Raum Basel bei uns um fast 13'000 Prozent. Innerhalb der Schweiz gar um mehr als 32'000 Prozent. Auch für das WEF gibt es viele Suchanfragen.
Booking.com ist vor allem als Plattform für Hotelbuchungen bekannt. Inzwischen ist diese zur grössten, sogenannten OTA (Online Travel Agency) avanciert und bietet Dienstleistungen in den Bereichen Hotels, Ferienwohnungen, Flüge, Autovermietung, Taxis und Sehenswürdigkeiten. Das Unternehmen gehört wie auch die Plattformen Kayak, Priceline, Agoda und OpenTable zu Booking Holdings. Booking allein bietet 29 Millionen Unterkunftsangebote an über 175'000 Reisezielen in 220 Ländern. 77 Millionen Menschen haben die App von Booking installiert (Stand April 2024). Zum Vergleich: Airbnb hat 60 Millionen App-Downloads registriert, Expedia 22 Millionen. Im vergangenen Jahr war die Website von Booking.com zudem die weltweit meistbesuchte Reise-Website, noch vor Tripadvisor. Die Firma hat ihren Sitz in Amsterdam (Niederlande) und ist in der Schweiz mit einem Büro in Zürich präsent.
Booking.com ist vor allem als Plattform für Hotelbuchungen bekannt. Inzwischen ist diese zur grössten, sogenannten OTA (Online Travel Agency) avanciert und bietet Dienstleistungen in den Bereichen Hotels, Ferienwohnungen, Flüge, Autovermietung, Taxis und Sehenswürdigkeiten. Das Unternehmen gehört wie auch die Plattformen Kayak, Priceline, Agoda und OpenTable zu Booking Holdings. Booking allein bietet 29 Millionen Unterkunftsangebote an über 175'000 Reisezielen in 220 Ländern. 77 Millionen Menschen haben die App von Booking installiert (Stand April 2024). Zum Vergleich: Airbnb hat 60 Millionen App-Downloads registriert, Expedia 22 Millionen. Im vergangenen Jahr war die Website von Booking.com zudem die weltweit meistbesuchte Reise-Website, noch vor Tripadvisor. Die Firma hat ihren Sitz in Amsterdam (Niederlande) und ist in der Schweiz mit einem Büro in Zürich präsent.
Was geht bei Booking in Sachen künstlicher Intelligenz?
Sehr viel. Wir haben in diversen Ländern schon unseren «AI Trip Planner» eingeführt. Sie können damit sämtliche Wünsche zur Unterkunft mit Worten eingeben, statt filtern zu müssen. Auch spezifische Fragen – ob Hunde erlaubt sind oder Wifi vorhanden ist – werden sofort beantwortet.
Wann kommt die KI-Helferfunktion in der Schweiz?
Die Lancierung ist noch in diesem Jahr geplant.