Auf einen Blick
- WEF-Woche treibt Mietpreise in Davos GR in die Höhe
- Einheimische können sich Wohnungen nicht mehr leisten, Abwanderung droht
- Luxus-Chalets kosten bis zu 1 Million Franken für sieben Nächte
Wenn sich die Reichen und Mächtigen dieser Welt im Januar für das Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos versammeln, schiessen die Bündner Mietpreise in die Höhe. Diese Kausalität ist kein Geheimnis. Jedes Jahr werden luxuriöse Mega-Chalets für die besonders finanzstarken WEF-Teilnehmenden für Unsummen vermietet: «Manche Chalets kosten über eine Million Franken», verrät Luxusvillen-Vermieter Peter Zombori (53) gegenüber Blick. Auf der Buchungsplattform Airbnb findet man ein mittlerweile vermietetes Chalet für 245’000 Franken für sieben Nächte.
Aber nicht nur für Luxus-Chalets muss man für eine Bleibe während des WEFs tief in die Tasche greifen. Auch normale Ferienwohnungen werden zu massiv hohen Preisen verhökert, viele Eigentümer und Eigentümerinnen verdienen sich jedes Jahr ein goldenes Näschen. So zahlt man auf der Plattform Booking für eine 32 Quadratmeter grosse Altbauwohnung nahe der Davoser Promenade rund 60’000 Franken für die gesamte Woche. Das Dreieinhalb-Zimmer-Penthouse «Macun» gibts beim Vermittler Airbnb für 70’000 Franken. Die Vermieter haben aber für den Buchenden einen Rabatt parat: Statt gut 10’000 Franken blättert man nur noch 8200 Franken pro Nacht hin. Ein wahres Schnäppchen!
Weniger dramatisch sieht es bei Hotels aus. Viele haben ein sogenanntes Gentlemen’s Agreement mit dem Forum und verlangen pro Zimmer höchstens 10 Prozent mehr als der höchste Preis während der Saison. Die Regulierung der «überrissenen Preise» beim WEF klappt in der Hotelindustrie also «ganz gut», bestätigt auch WEF-Präsident Børge Brende (59) im Blick-Interview.
Davoser können sich Wohnungen nicht mehr leisten
Die absurd hohen Preise für Ferienwohnungen während des WEFs haben einige Nachwirkungen, bei denen oft die Bevölkerung in Davos das Nachsehen hat. «Der Mietwucher trägt massgeblich zu den extrem hohen Wohnungspreisen unter dem Jahr bei», erklärt der Davoser SP-Präsident und Vorsitzende des Mieterinnen- und Mieterverbands Graubünden Joshua Wada (29). Ein aktuelles Beispiel zeigt: Eine 128 Quadratmeter grosse Neubauwohnung kostet rund 3500 Franken pro Monat. «Eine normal verdienende Familie kann sich das schlichtweg nicht leisten», konstatiert Wada.
Die Konsequenz: «Wir spüren in Davos eine leichte Abwanderung, gerade bei Jüngeren und Familien. Sie arbeiten vielleicht noch hier und pendeln, in Davos wohnen sie aber nicht mehr. Das sind wichtige Steuereinnahmen, die der Gemeinde fehlen», so der Davoser
SP-Präsident. Dafür sei aber nicht allein das WEF verantwortlich, sondern generell der hohe Zweitwohnungsanteil von 60 Prozent.
Mietende werden aus ihrer Wohnung geschmissen
Aber auch, wer Glück hat und eine Wohnung findet, leide unter dem Mietwahnsinn am WEF, sagt er. «Mir sind Eigentümer bekannt, die spezielle Mietverträge abschliessen. Diese verlangen, dass die Mietenden während der WEF-Woche ihre Wohnung verlassen, damit die Eigentümer in dieser Zeit einige tausend Franken mehr verdienen», ärgert sich Wada über die Praktik. Er habe gerade erst eine Familie begleitet, die endlich eine Wohnung in Davos gefunden habe und nun während der WEF-Woche wieder hätte rausgehen müssen. Aus Angst vor ihrem Vermieter wollen sie anonym bleiben.
Viel dagegen machen kann man nicht: Als Mieter sei man auf die wenigen Wohnungen angewiesen und sitze stets am kürzeren Hebel, sagt Wada. Im Davoser Parlament setze sich die SP gegen ein Verbot solcher Verträge ein. Im Vergleich zu FDP und SVP sind sie mit dieser Forderung aber stets in der Minderheit. Ein Ende des Mietwuchers scheint somit nicht in Sicht. Die Preise für Davoser Ferienwohnungen während der WEF-Woche werden wohl weiter durch die Decke gehen.