Vermittler über Miet-Wahnsinn in der WEF-Woche
«Manche Chalets kosten über eine Million Franken»

Dass die Mietpreise während der WEF-Woche in Davos verrückt spielen, ist bekannt. Luxusvillen-Vermieter Peter Zombori stellt diesbezüglich eine alarmierende Sorglosigkeit fest – auf mehreren Ebenen.
Publiziert: 16.01.2024 um 13:59 Uhr
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Blick von der Tivoli Lodge auf Davos: Dafür blättern manche während der WEF-Woche eine halbe Million Franken hin.
Foto: Tivoli Lodge
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Mit rund 50 Hotels sowie zahlreichen Ferien- und Zweitwohnungen verfügt Davos GR laut der lokalen Tourismusbehörde über rund 25'000 Betten für Besucher. Das reicht für einen Anlass von Weltformat wie das World Economic Forum (WEF) bei Weitem nicht aus – selbst wenn viele Teilnehmer in Klosters GR, Bad Ragaz SG oder gar Zürich übernachten.

Die Folge: explodierende Preise während der WEF-Woche. «Die Preise schaukeln sich seit Jahren immer weiter nach oben, weil immer mehr Anbieter vom WEF profitieren wollen», erklärt Peter Zombori (52), der mit seiner Firma Premium Switzerland auf die Vermietung von Luxusobjekten spezialisiert ist.

Es gebe viele Häuser, die er ausschliesslich für die Zeit des WEF vermittle. Dieses Jahr konnte er beispielsweise die Tivoli Lodge in der WEF-Woche für 500'000 Franken vermieten. In Normalzeiten koste die Lodge pro Woche rund 60'000 bis 80'000 Franken.

Es geht aber noch deutlich teurer: Das Bortji Estate mit seinen drei Chalets und Platz für bis zu 42 Personen ging für 1,25 Millionen Franken weg. Hier hatte Zombori seine Finger nicht im Spiel: «Früher haben wir mehr Geschäft am WEF gemacht, inzwischen mischen mehr Vermittler im Ultra-Luxus-Segment mit.»

Luxusbuchung ohne Absicherung

Zombori nennt selbstverständlich keine Namen von Politikern, Wirtschaftsgrössen, Prinzen oder Stars aus der Unterhaltungsbranche, denen er in Davos Luxuschalets vermietet. Doch obwohl er mit diesen sein Kerngeschäft macht, lässt ihn die Entwicklung der Preise nicht kalt. «Die Preise sollen Gegenstand der gesellschaftlichen Diskussion sein», erklärt er.

Wenn in der Wirtschaft Milliarden fehlen, sei solcher Preis-Wildwuchs schwer zu rechtfertigen. «Auch für einfache, kleine Unterkünfte wird ein Preis von 1000 Franken pro Nacht bezahlt», konstatiert Zombori. Bei den Luxusobjekten wachsen die Preise entsprechend in den Himmel.

Das führt zu absurden Situationen: Manche mieten Häuser in Davos für ein ganzes Jahr, weil dies billiger sei als die WEF-Woche allein. Dasselbe sei bei Ladenflächen zu beobachten.

Was Zombori aber am meisten überrascht: «Wir erhalten sehr oft Anfragen per Internet, von irgendwelchen Sekretären, die anschliessend den vollen Mietpreis inklusive Kaution für die ganze Woche im Voraus online bezahlen.» Also fünf- oder sechsstellige Summen. «Das ist angesichts der vielen Betrugsversuche im Internet sehr riskant», sagt Zombori.

Alle wollen vom WEF profitieren

Die übliche Vorgehensweise bei VVIP's sei, dass seine Firma empfohlen wird – beispielsweise erkundigt sich ein zuständiger Botschafter in der Schweiz via Schweiz Tourismus oder andere Instanzen nach seriösen Anbietern. Dann wird das Objekt besichtigt, bevor Geld überwiesen wird.

Das sei insofern wichtig, als manche auch spezielle Anforderungen haben. So konnte Zombori schon Chalets vermieten, die über einen Panikraum verfügen. «Wessen Chalet einen solchen hat, kann exorbitante Preise verlangen», verrät Zombori. Er weiss auch von Chalets in Davos, die mit Sicherheitsvorrichtungen ausgestattet sind, die weit über den blossen Panikraum gehen.

Solche wären kaum mehr nötig, wenn es in Davos kein WEF mehr gibt. Doch solange Davos im Januar «Nabel der Welt» ist, wird jeder daran verdienen wollen. Ein Ende der Preisspirale sieht Zombori deswegen noch nicht.

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