Vor zwei Monaten hiess es, alles sei gut. Dann ging es auf einmal ganz schnell. Seit dem 22. August sind alle Filialen von Weltbild Schweiz für immer geschlossen. Das Aus trifft die Angestellten besonders hart. Aber auch etliche Lieferanten sind vom Konkurs des Verlags betroffen. Wie die Mitarbeitenden und die Kundschaft stehen sie vor vollendeten Tatsachen.
«Wir verlieren mit dem Konkurs von Weltbild jährlich mehr als 100'000 Franken Umsatz», sagt Sascha Brendler (50). Seit 2009 verkauft er mit seiner Firma «Optitrade & Service AG» Sport-, Spiel- und Freizeitartikel. Weltbild hat bei Brendler unter anderem Yoga-Artikel und Badminton-Sets eingekauft. Aber auch Haushaltsartikel wie Tassen und Sushi-Zubehör lieferte das KMU an den Traditionsbuchladen. Die Artikel wurden sowohl in den 24 Läden als auch online von Weltbild verkauft. Das KMU aus Muri AG liefert auch an Galaxus oder Ochsnersport, sowie an zahlreiche kleinere Sporthändler.
Zusätzlich sitzt Brendler auf einer offenen Rechnung im fünfstelligen Bereich. Mit dem Betrag rechnet er nicht mehr – denn bei einem Konkurs kommen die Lieferanten immer als Letzte zum Zug. Eine weitere Lieferung, die am 22. August versendet worden wäre, konnte Brendler zum Glück noch stoppen.
Weltbild schweigt
Was ihn besonders ärgert: «Wir haben bis jetzt keine Info von Weltbild erhalten. Wir haben vom Konkurs aus dem Blick erfahren.» Im Büro waren alle Anwesenden der insgesamt zehn Angestellten sprachlos. Telefonisch habe man bei Weltbild niemanden erreicht.
Für Brendler ist es nicht die erste Pleite eines Kunden, den er als Lieferant mitmachen muss. «Dass keine Kommunikation stattfindet, finde ich schwach. Beim Konkurs der Firma Steg erhielten wir immerhin wenige Tage im Voraus eine Mitteilung.»
Im Gegensatz dazu hat Weltbild die Lieferanten und Kunden vor zwei Monaten gar noch beschwichtigt. Als Weltbild im Juni in Deutschland Konkurs anmeldete, hiess es in einem Schreiben: Das Geschäft von Weltbild Schweiz laufe reibungslos weiter. Danach herrschte Funkstille. «Das hinterlässt schon einen faden Beigeschmack», so Brendler. «Andere Lieferanten trifft es sicher noch härter als uns.»
Wut und Unverständnis
Brendler bedauert auch die Situation der Angestellten: «Diese trifft es noch härter als uns.» Die wohl rund 200 Mitarbeitenden bekommen nicht mal mehr ihren August-Lohn.
Blick hat versucht, am letzten Tag mit den Mitarbeitenden der Weltbild-Filialen zu sprechen. Es sei ein emotionaler Tag gewesen: «Stammkunden haben uns weinend angerufen», sagt eine Mitarbeiterin aus Winterthur. Neben der Trauer ist aber auch Wut und Unverständnis: «Dass wir keinen August-Lohn erhalten, ist der Gipfel!»