Wegen Sanktionen fehlen Ersatzteile
Der russische Flugverkehr steht vor dem Kollaps

Bei seiner schieren Grösse ist Russland zwingend auf den Inlandflugverkehr angewiesen. Die fehlenden Ersatzteile stellen die Airlines vor immer grössere Probleme. Es droht der Kollaps.
Publiziert: 29.08.2022 um 01:11 Uhr
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Aktualisiert: 29.08.2022 um 08:47 Uhr
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Russland ist mit seiner Grösse zwingend auf den Inland-Luftverkehr angewiesen.
Foto: Shutterstock

Für Russland ist der Inlandflugverkehr von zentraler Bedeutung: Das Land überspannt eine Gesamtfläche von über 17 Millionen Quadratkilometer und ist damit das grösste Land der Welt. Wer innerhalb von Russland grössere Distanzen in vernünftiger Zeit zurücklegen will, ist auf die Luftfahrt angewiesen. Doch gerade diese steht vor gravierenden Problemen.

Experten gehen davon aus, dass die Zahl der flugfähigen Passagierflugzeuge in den nächsten Monaten dramatisch schrumpfen wird, wie die «Sonntagszeitung» schreibt.

Flotte wird um Jahrzehnte zurückgeworfen

Der Grund sind die vom Westen erhobenen Sanktionen gegen Russland. Diese verhindern, dass Passagierflieger, Technologien oder Ersatzteile geliefert werden. Russland ist im Flugverkehr stark von westlichen Firmen abhängig. Bei der grössten russischen Fluggesellschaft Aeroflot fliegen zu 80 Prozent Maschinen des US-Anbieters Boeing und des französischen Anbieters Airbus.

«An einem Flugzeug geht immer mal etwas kaputt. Es gibt Probleme mit dem Triebwerk oder der Hydraulik. Manchmal reicht schon ein winziges Teil, und eine Maschine kann nicht mehr starten», sagt Luftfahrtexperte Heinrich Grossbongardt (66) zur «Sonntagszeitung».

Der Experte prognostiziert der russischen Luftfahrt eine düstere Zukunft: Wegen fehlender Teile soll sich die Zahl gewisser Flugzeugtypen wie der Boeing 777 innerhalb von zwei Jahren halbieren. «Nach fünf Jahren wird die russische Luftfahrt auf den Stand der Sowjetunion der 70er-Jahre zurückgefallen sein», sagt er der Zeitung.

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Alte Flugzeuge werden ausgeschlachtet

Das Problem sind jedoch nicht nur die fehlenden Teile: Die russischen Airlines sind auch auf ausländisches Wartungspersonal und die Software-Updates der Firmen angewiesen. Als Folge davon wird bereits die Aufrechterhaltung der Luftsicherheit für Russland zum grossen Problem.

Russland bleibt nichts anderes übrig, als einen Teil der Flugzeugflotten als Ersatzteillager auszuschlachten. Indem ein Drittel der Flugzeuge geopfert wird, soll der Betrieb für weitere drei Jahre sichergestellt werden. Wie gross die Verzweiflung ist, zeigt allein, dass Russland wieder veraltete Tupolew-Flugzeuge produzieren will.

Ein Kollaps der Luftfahrt hätte gravierende Folgen: Allein zwischen Sotschi und Moskau sollen gemäss «Sonntagszeitung» täglich mehr als 100 Flüge abheben. (smt)


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