Wegen Juso-Erbschaftssteuer
Ziehen die reichen Norweger schon wieder aus der Schweiz weg?

Schweizer Superreiche drohen bei einer Annahme der Juso-Initiative zu einer Erbschaftssteuer damit, das Land zu verlassen. Wie sieht es bei den norwegischen Millionären aus, die aus Steuergründen in die Schweiz gezogen sind?
Publiziert: 24.07.2024 um 00:07 Uhr
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Aktualisiert: 24.07.2024 um 08:46 Uhr
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Die Juso-Initiative könnte die Beziehung der reichen Norweger zur Schweiz verändern.
Foto: keystone-sda.ch
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Dutzende reiche Norweger haben in der Schweiz ihr Steuerparadies gefunden. Promis wie Alf-Inge Haaland (51) oder Schwerreiche wie Kjell-Inge Røkke (65) kommen zu uns, weil die Regierung in ihrer Heimat Millionäre mittels einer neuen Vermögenssteuerpolitik seit 2022 deutlich stärker belastet.

Doch nun sorgt im vermeintlichen Steuerparadies die Juso mit ihrer Initiative für eine Erbschaftssteuer von 50 Prozent auf Vermögen über 50 Millionen für Aufregung unter den Milliardären und Millionären – darunter auch jenen aus Norwegen. Verlassen sie gar die Schweiz wieder?

Weiterzug in andere Länder eine Option

Von Blick auf dieses Thema angesprochen, meint etwa Kjartan Aas (63), der seit 2021 in Andermatt UR lebt und sein Vermögen im norwegischen Immobiliensektor machte: «Die Einführung einer solchen Erbschaftssteuer würde die Wahrnehmung der Schweiz wesentlich verändern, und ich denke, viele würden wegziehen.»

Aas holt für die Begründung aus. Er erklärt, wieso die Norweger überhaupt hier sind: «Das liegt daran, dass wir sofort von der norwegischen Vermögenssteuer befreit sind, da es in der Schweiz auch eine Vermögenssteuer gibt.» Die Norweger müssen ihr Vermögen also auch in der Schweiz versteuern, allerdings zu einem deutlich tieferen Steuersatz als in der alten Heimat. Und wer aus Norwegen in die Schweiz zieht, muss in den ersten drei Jahren mindestens 186 Tage in der Schweiz verbringen – das ist im Steuerabkommen zwischen Norwegen und der Schweiz so festgelegt.

«Das bedeutet, dass es uns ab dem vierten Jahr nach der Einwanderung in die Schweiz freisteht, in ein anderes Land zu ziehen, das gar keine Vermögenssteuer kennt», führt Aas weiter aus. Dazu zählen etwa Malta, Luxemburg, Portugal, Belgien oder weitere Länder.

Reiche sind heute viel mobiler

Der Wohnort wird nicht nur aufgrund steuerlicher Vorteile gewählt. Aas zufolge seien die meisten zugezogenen Norweger hierzulande sehr zufrieden mit dem Wohnort Schweiz. Er selber schätzt die zentrale Lage in Europa oder die vielen Aktivitätsmöglichkeiten im Winter wie auch im Sommer.

Doch die Steuerflucht der Reichen aus Norwegen unterstreicht die Mobilität der Vermögenden: Steigt deren Steuerbelastung zu stark, ziehen viele weg. Die Steuerkosten für den Besitz von Firmen verdoppelte sich in Norwegen innert zwei Jahren. Manche Vermögende mussten Kredite aufnehmen oder Unternehmensteile veräussern, um ihre Steuern bezahlen zu können.

Auch wenn Vermögenssteuer und Erbschaftssteuer nicht direkt vergleichbar sind, ist Aas überzeugt: «Neue Regelungen dieser Art können dazu führen, dass wir uns zu einer neuen Einschätzung unserer Lebenssituation gezwungen fühlen.»

Steuerflucht der Norweger könnte weitergehen

Eine direkte Drohung zum Wegzug ist das noch nicht. Es ist aber Wasser auf die Mühlen jener, die vor negativen Auswirkungen auf Familienunternehmen und einen möglichen Wegzug von Vermögenden aus der Schweiz warnen.

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