Norweger sind sauer
Exzentrischer Milliardär zieht nach Lugano

Ein turbulentes Leben hat Kjell Inge Røkke hinter sich. Erst warf er als Fischer Netze aus, dann zog er dank den Fischen Milliarden an Land. Nun geniesst er den Luxus in der Sonnenstube Tessin. Ach ja, einmal sass der Norweger auch hinter schwedischen Gardinen.
Publiziert: 17.09.2022 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 23.09.2022 um 14:40 Uhr
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Kjell Inge Røkke – hier vor seinem Speedboot – hat ein Faible für Höchstgeschwindigkeit.
Foto: akg-images / NTB scanpix / Marti
Patrik Berger

Diese Züglete sorgt für fette Schlagzeilen! Der norwegische Geschäftsmann und Unternehmer Kjell Inge Røkke (63) zieht von Oslo nach Lugano TI. Und versetzt damit ganz Norwegen in Aufregung.

Der kollektive Vorwurf an den Milliardär: «Das hat er nur gemacht, um Steuern zu sparen!» Dem widerspricht Røkke vehement. In einem Brief an die Mitaktionäre und 18'000 Angestellten seiner Investment-Firma Aker schwärmt er von Lugano in der Sonnenstube der Schweiz.

«In der Pandemie hab ich gelernt, von überall aus zu arbeiten», begründet er seinen Wegzug. «Die Schweiz ist zentral gelegen in Europa. Lugano nicht eben bekannt als billigste Stadt mit den tiefsten Steuern.» Der Sitz seines Firmenimperiums bleibt natürlich in Norwegen, der Umzug in die Schweiz sei ein schwieriger Entscheid gewesen.

Die Linke schäumt vor Wut

Bloss nimmt ihm das in seiner Heimat niemand ab. Der Schaden ist angerichtet. Vor allem die Linke schäumt vor Wut. Es nervt sie, einen der potentesten Steuerzahlen verloren zu haben. Für sie ist die Abreise kein Zufall. Denn 2020 wurde die Vermögenssteuer in Norwegen massiv erhöht. Entsprechend viel wird Røkke im Tessin an Steuern sparen. Der drittreichste Norweger kommt wie andere Superreiche in den Genuss einer Pauschalbesteuerung.

Entsprechend illuster liest sich die Liste seiner neuen Nachbarn in Lugano. Die italienische Trainerlegende Fabio Capello (76) ist darunter. Auch der spanische Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso (41), dazu eine Handvoll italienischer Industrieller und ein paar russische Unternehmer.

Als Fischer nach Alaska

Lange deutet nichts darauf hin, dass Røkke dereinst neben solchen Promis residieren würde. Mit 21 Jahren wandert er ohne Geld nach Alaska aus. Schuftet auf einem Fischerboot. Wirft Netze aus. Kommt auf den Geschmack und auf gute Ideen. Er baut sich ein beeindruckendes Firmenimperium auf. Macht Geld mit Fisch. Dann mit Öl. Und kehrt mit 42 als steinreicher Mann nach Norwegen zurück.

Das einfache Leben auf dem Kutter tauscht er gegen ein Leben in Luxus. Bald ist Røkke für seinen ausschweifenden Lebensstil bekannt. Den Kick holt er sich bei gefährlichen und kostspieligen Schnellboot-Rennen. Er investiert in teure Immobilien, Luxusjachten wie die «Celina Bella» und exklusive Autos.

Autofreaks nicken anerkennend mit dem Kopf, wenn sie erfahren, welche Perlen Røkke in seiner Tiefgarage stehen hat. Ein Lamborghini Diablo steht da neben einem Mercedes-Benz CL 600. Weiter hinten ein Audi S8 und mehrere Land Rover. Der Fuhrpark kostet ein Vermögen, ist aber nichts im Vergleich zu den Kosten der Boeing 737, die Røkke ebenfalls seine Eigen nennt.

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Kennt den Knast von innen

Der drittreichste Norweger kennt aber längst nicht nur die Sonnenseiten des Lebens. Er kennt auch den Knast von innen. Wegen Bestechung wurde er 2007 zu 30 Tagen Haft verurteilt. Nach 25 Tagen wird er wegen guter Führung entlassen.

Heute gibt sich der Milliardär geläutert. Er unterstützt die Sozialdemokratische Partei und den WWF und stellt eine seiner Jachten für die Erforschung von Folgen der Klimaerwärmung zur Verfügung. Und er unterstützt die Junioren des norwegischen Top-Clubs Molde FK, dem er eine neue Tribüne finanziert hat.

Das mag nicht zum Image des exzentrischen Lebemanns passen, den er jahrzehntelang gegeben hat. Aber sehr wohl zu seinem Motto, das Leben in drei Phasen zu unterteilen. Verdienen, geniessen, teilen. Røkke scheint im letzten Abschnitt angekommen zu sein.

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