Den Hügel hinuntersausen und die Haare im Wind spüren. Für Iris Hansmann (42) gibt es nichts Schöneres: «Für mich bedeutet das Velo Freiheit.» Um die Freude daran zu teilen, ist sie seit 2010 Inhaberin von Imgrüth Velos Luzern.
Im Moment kann sie aber nicht alle beglücken. Denn es hatte nicht genug Velos am Markt, um dem Ansturm im Frühling gerecht zu werden.
Die Herstellerländer China und Taiwan kommen der grossen Nachfrage aus Europa nicht mehr nach. Die Lieferengpässe dauern nun schon Monate, sagen Schweizer Velohändler zu BLICK. «Momentan ist es extrem schwierig. Ich sitze jeden Tag vor dem Computer und prüfe, was noch lieferbar ist», erzählt Hansmann.
Plötzlich ausverkauft
Ihre grösste Herausforderung: Kunden stürmen den Laden, doch sie kann ihnen immer öfter kein Velo gleich mitgeben. «Heutzutage ist es ein Glück, wenn man ins Geschäft geht und gleich ein passendes Velo findet», sagt die Inhaberin. Sonderwünsche auf Bestellung müssen warten. «Manchmal biete ich einem Kunden ein Velo an und muss dann feststellen, dass dieses Modell seit dem letzten Abend ausverkauft ist», sagt Hansmann.
Auch ihre Werkstatt ist voll ausgelastet: «Ich könnte zehn Personen einstellen und wäre immer noch ausgebucht.»
Mittlerweile arbeite sie mit anderen Händlern in der Stadt zusammen. Man ruft sich gegenseitig an und hofft, dass jemand dieses Modell noch hat. Hansmanns Lager sind momentan noch halb voll. Erst im Juni soll die nächste Lieferung eintreffen. Wer heute ein spezifisches Modell bestellt, muss mit vier bis acht Wochen Wartezeit rechnen.
Der grosse Schweizer Onlinehändler Brack nennt gleich eine Reihe von Produkten, die derzeit knapp sind: Fernseher, Kameras, Audiogeräte, Notebooks und PC-Komponenten, Beleuchtung, Speichergeräte, Drucker, Monitore und Kabel. Auch Bastel- und Malbedarf, Küchenartikel, Sport- und Fitnessgeräte, Werkzeug, Pools, Grills, E-Bikes und Velozubehör sowie Elektromobilität-Ladestationen sind rar.
«Lieferengpässe gibt es derzeit vor allem bei Produkten, bei deren Herstellung Rohstoffe wie Kupfer, Plastik oder Halbleiter benötigt werden», heisst es beim Onlinewarenhaus Digitec Galaxus. Komme hinzu, dass es seit Monaten an Containerplätzen fehle. «Derzeit kommen mehr Container per Frachtschiff meist von Asien nach Europa, weil wir mehr importieren. Daher sind die Container in Asien knapp.» Aline Leutwiler
Der grosse Schweizer Onlinehändler Brack nennt gleich eine Reihe von Produkten, die derzeit knapp sind: Fernseher, Kameras, Audiogeräte, Notebooks und PC-Komponenten, Beleuchtung, Speichergeräte, Drucker, Monitore und Kabel. Auch Bastel- und Malbedarf, Küchenartikel, Sport- und Fitnessgeräte, Werkzeug, Pools, Grills, E-Bikes und Velozubehör sowie Elektromobilität-Ladestationen sind rar.
«Lieferengpässe gibt es derzeit vor allem bei Produkten, bei deren Herstellung Rohstoffe wie Kupfer, Plastik oder Halbleiter benötigt werden», heisst es beim Onlinewarenhaus Digitec Galaxus. Komme hinzu, dass es seit Monaten an Containerplätzen fehle. «Derzeit kommen mehr Container per Frachtschiff meist von Asien nach Europa, weil wir mehr importieren. Daher sind die Container in Asien knapp.» Aline Leutwiler
Anderen Händlern geht es gleich
Velohändler Rad9 in Rorschach SG hat ähnliche Probleme. Die weltweite Nachfrage auch nach Veloteilen ist stark gestiegen. «Fahrradteile kommen zum Grossteil aus dem asiatischen Raum», sagen Geschäftsführer Adrian Schrepfer (32) und Gregor Bürkler (32). Um deren Verfügbarkeit sei es derzeit schlecht bestellt.
Wartezeiten gibt es zum Beispiel bei Bremsscheiben, Bremsbelägen oder Reifen. Und gegen Ende Saison werden die Lieferfristen dann noch länger, so die Geschäftsführer.
Rad9 hat deshalb bereits im letzten Sommer mehr Waren bestellt und die Ersatzteillager aufgefüllt. Das wird dennoch nicht helfen. «Ganz bestimmt werden Velos knapp werden. Bei unseren Lieferanten können wir jetzt schon keine Fahrräder mehr für die laufende Saison bestellten.» Laut Rad9 werden ab Ende Mai die Bestände massiv abnehmen. Von E-Bike bis Stadtvelo: Sämtliche Veloarten seien betroffen.
Wartezeiten für spezielle Modelle
Werden Velos deshalb teurer? «Diverse Produzenten stellten Preiserhöhungen in Aussicht. Bei unseren Lieferanten werden die Steigerungen durch den Händler und den Hersteller je zur Hälfte getragen. Spätestens nächste Saison ist mit einer Preissteigerung von zehn Prozent zu rechnen», sagt Schrepfer von Rad9.
Bei grösseren Velohändlern wie Veloplus treffen die Velos weiterhin ein, allerdings später. «Lieferungen, die normalerweise im Januar oder Februar angeliefert wurden, kommen dieses Jahr im Februar, März oder sogar April, Mai an», so ein Sprecher. Wer also ein spezifisches Modell möchte, muss sich auch hier gedulden.