Der Suezkanal ist und bleibt blockiert. Das 400-Meter lange Containerschiff «MV Ever Given» ist nach einem Sandsturm vom Kurs abgekommen und auf Grund gelaufen. Der Frachter blockiert damit eine der wichtigsten Handelsrouten der Welt. 12 Prozent des weltweiten Handels läuft durch die Wasserstrasse. Der Kanal stellt die Handels-Verbindung zwischen Asien und Europa sicher.
«Die kurzfristigen Auswirkungen werden vor allem die Reedereien spüren. Gerade für die grossen Schiffe bedeutet ein Tag im Stau einen Schaden von 100'000 Dollar», erklärt Vincent Stamer, Handelsexperte vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW), im Gespräch mit tagesschau.de.
Schwierig zu beurteilen
Was bedeutet das für die Schweiz? Aktuell ist noch nicht klar, wie lange der Kanal noch gesperrt ist. Das Schiff könnte in den nächsten 24 Stunden aus dem Weg sein – oder den Kanal noch länger blockieren. «Für uns ist die Situation schwierig zu beurteilen. Wir können noch nichts über die Auswirkungen der Havarie im Suezkanal sagen», heisst es seitens Speedlogswiss, dem Verband schweizerischer Speditions- und Logistikunternehmen.
Zum jetzigen Zeitpunkt werden noch keine Schiffe umgeleitet. Denn die Route um ganz Afrika herum wäre mit einer einwöchigen Reise verbunden. Die Devise heisst also: Erst einmal abwarten. Falls die Blockade länger andauert, muss auf anderweitige Lieferrouten auch mit dem Zug oder Flugzeug gesetzt werden.
Lage weiter beobachten
Inwiefern das zu Preiserhöhungen führen wird, ist noch unklar. «Wir beobachten die aktuelle Lage am Suezkanal genau, es ist jedoch noch zu früh für Schlussfolgerungen», sagt Dominique Nadelhofer vom Logistik- und Gütertransportunternehmen Kühne und Nagel mit Sitz Feusisberg SZ. Man könne die Situation nicht ändern, sondern nur weiter verfolgen.
Die Blockade des Suezkanals ist momentan nur eines von zahlreichen Problemen der internationalen Lieferkette. Mit der grossen Nachfrage überforderte Produktionsstätte in Fernost und knappe Container-Kapazitäten verzögern die Lieferungen schon länger. «Lieferengpässe gibt es vor allem bei Produkten, bei deren Herstellung Rohstoffe wie Kupfer, Plastik oder Halbleiter benötigt werden. Aktuelle Beispiele sind Grafikkarten, Displays oder Velos», sagt ein Sprecher von Digitec Galaxus. Entsprechend werden die Produkte noch später bei den Kunden ankommen.
Eine weitere Auswirkung kommt dazu: der Ölpreis. Ein Barrel (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent kostet am Freitagmorgen 62,71 US-Dollar, also 59 Franken. Das waren 76 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass amerikanisches Rohöl der Marke West Texas Intermediate (WTI) stieg um 81 Cent auf 59,37 Dollar, etwa 56 Franken.
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